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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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Hintergrund.
    Ich las gerade ein weiteres Buch, das mir mein Großvater aus der Bibliothek besorgt hatte. Eine Bibliothek, die ich erst noch finden musste, obwohl ich Delias, Erins und Francs Haus schon danach durchsucht hatte. Dieser spezielle Band hier ließ sich über Heilerinnen in Vorkriegszeiten aus. Der Autor, ein gewisser Augustus Rue, betete Heilerinnen förmlich an. Nachdem er sie auch im dritten Kapitel wegen ihrer selbstlosen Art gegenüber den Leidenden wieder und fast schon als Heilige gepriesen hatte, fielen mir die Augen zu.
    »Mensch, hast du einen Dusel, Remy!«, meinte Erin.
    Ich schirmte meine Augen gegen die Sonne ab und folgte ihrem Blick. Gabriel stand mit nacktem Oberkörper auf dem Dach, und seine Brust glänzte vor Schweiß. Selbst ich musste zugeben, dass er blendend aussah, obwohl ich Ashers schlankeren Körper bevorzugte. Gabriel merkte, dass ich ihn beobachtete, und grinste. Als die anderen nicht hersahen, zeigte ich ihm den Stinkefinger. Er lachte nur und machte sich wieder an die Arbeit.
    »Dusel, ich? Wieso das?«
    »Tsss. Gabriel. Es ist so süß, wie er auf dich aufpasst!«
    »Ja, da wird einem ganz übel«, bemerkte Delia trocken.
    Ich beschloss, nicht auf ihre Bemerkung einzugehen. Jedes Mal, wenn mich jemand mit Gabriel neckte, musste ich an Asher denken und wurde traurig. Für diese Leute hatte Asher nie existiert. Ich dachte immerzu an ihn und wünschte ihn mir sehnlich zurück, und dass ich das nicht offen zeigen konnte, brachte mich schier um.
    »Apropos Übelkeit, wo steckt Alcais eigentlich?«, fragte ich. »Den sieht man in letzter Zeit ja kaum noch.«
    Wenn ich es recht bedachte, hatte ich ihn schon seit übereiner Woche nicht mehr gesehen, und das, obwohl ich viel Zeit in Pacifica verbracht hatte.
    Franc hatte mich inzwischen doch dazu überredet, dass mich seine Leute hinsichtlich meiner Fähigkeiten testen durften, doch Bluttests hatte ich mir verbeten. Gründe nannte ich keine, und zu meiner Überraschung machte Franc mir deswegen keinen Druck. Im Geiste sah ich Männer in weißen Kitteln vor mir, die Experimente mit mir anstellten und sich schadenfroh die Hände rieben, als sie herausfanden, wozu ich alles fähig war.
    In Wirklichkeit trugen Juliette und Micheline Jeans und verbrachten die meiste Zeit mit mir damit, dass sie sich Notizen machten. Beide Heilerinnen stellten bohrende Fragen darüber, wie meine Fähigkeiten funktionierten. Meistens antwortete ich wahrheitsgemäß. An manchen Tagen fügten sie mir oder sich kleine Schnitte zu. Dann beobachteten sie, was geschah, wenn ich meine Gaben einsetzte. Nichts davon tat sonderlich weh. Das Schlimmste daran war noch, dass ich aufpassen musste, mich nicht an ihrer Energie zu vergreifen. Vor diesem Wunsch war ich nie gefeit.
    Gabriel gefielen diese Experimente nicht, aber ich konnte daran nichts Unangenehmes finden, solange ich meine Beschützerseite verbarg. Auch wenn ich Asher damit nicht mehr helfen konnte, träumte ich doch an manchen Tagen davon, zu meiner Familie heimzukehren. Für diesen Fall wollte ich möglichst viel über mich in Erfahrung bringen, damit ich sie vor Schaden bewahren konnte.
    Noch mehr als diese Experimente hasste Gabriel Alcais und setzte alles daran, den Jungen möglichst von mir fernzuhalten. Alcais regte das auf, das merkte ich, aber das war mir egal. Ich hoffte, die Kröte würde ein Schlammloch finden, in das sie kriechen konnte.
    Als sich Alcais daraufhin rarer machte, gesellte sich Delia immer öfter zu Erin und mir, wenn wir gemeinsam herumhingen. Ich sagte Gabriel, dass das vermutlich mehr mit ihm als mit mir zu tun hätte, aber er hatte dafür nur ein Achselzucken übrig.
    Selbst jetzt konnte ich Delia förmlich sabbern sehen, als sie Gabriel bei der Arbeit zuschaute. Ich überlegte, ob ich ein bisschen sticheln sollte, aber wir kamen gerade so schlecht und recht miteinander aus, und ich wollte sie nicht unnötig provozieren.
    »Bist du sicher, ihr habt nichts miteinander?« Delia deutete auf Gabriel.
    »Jepp. Wenn es so wäre, müsste ich’s wissen, oder was meinst du?«
    »Dein Großvater glaubt es aber.«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich kann ihm nicht vorschreiben, was er zu denken hat.«
    Unvermittelt stand Delia auf. »Weißt du was, Gabriel sieht durstig aus. Ich bringe ihm etwas Eistee.«
    Sie wanderte davon, und Erin schnitt eine Grimasse.
    Ich verbarg mein Grinsen hinter meinem Buch. »Die hat bei ihm nicht die geringste Chance!«
    »Ich weiß. Der ist total in dich

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