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Die Schatten eines Sommers

Die Schatten eines Sommers

Titel: Die Schatten eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Norden
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besten Ideen hat man ja immer, wenn man loslässt.»
    Es war mein Tag der verständnislosen Momente. Was wollte Christian mir sagen?
    «Musik», fuhr er fort. «Musik ist gut. Heute Abend ist ein Konzert in der Vicelinkirche in Lübeck. Bach.» Er grinste schief. «Der Sound des Himmels. Gut, um die Gedanken fliegen zu lassen. Die Polizei bekommt da immer so ein kleines Kartenkontingent. Magst du Bach?»
    Ich wusste nicht, ob ich Bach mochte. Ich hörte nie Klassik. Nie. Klassik ging mir auf die Nerven.
    «Sicher!», sagte ich. «Ich liebe Bach!»
    Wir verabredeten uns für den Abend. Nachdem er gefahren war, wartete ich noch einige Minuten und kehrte dann zu Marie und Fabienne zurück.
    «Ihr glaubt nicht, was ich eben erlebt habe!»
    Fabiennes Reaktion auf meine Geschichte von Mirko, dem sichergestellten Boot und meinem Date mit Christian verblüffte mich, es schien für sie wie ein Schlag ins Gesicht.
    «Tut mir leid», sagte sie, während sie mit versteinerter Miene in ihrer Tasche kramte. «Es tut mir leid um Dorit. Wirklich. Aber ich kann und möchte mich jetzt nicht weiter mit irgendwelchen Verdächtigen oder Nichtverdächtigen auseinandersetzen. Und schon gar nicht mit deinem Date, das ich aus verschiedenen Gründen ziemlich geschmacklos finde. Was ich sagen will: Ich bin raus. Ich habe definitiv andere Prioritäten in meinem Leben.»
    Marie bemerkte, wie perplex ich war, und warf mir einen warnenden Blick zu. «Sicher», sagte sie besänftigend, während Fabienne einen schwarzgebundenen Kalender aus der Tasche zog und auf den Tisch legte. «Jeder hat seine eigenen Prioritäten. Wollen wir jetzt nicht einfach noch ein bisschen zusammensitzen und …»
    Fabienne lächelte verkniffen. «Hört zu, ihr beiden», sagte sie ungemein langsam und deutlich. «Lasst es gut sein. Es tut mir leid, wirklich. Aber ich muss auf mich achten. Und ihr solltet das auch tun.» Sie schlug den Kalender auf, blätterte durch die engbeschriebenen Seiten, fand, was sie suchte, und wählte eine Nummer auf ihrem Handy. «Ich rufe Mirko an», erklärte sie. «Um die Mittagszeit herum sollte mein Auto fertig sein.»
    «Der kann jetzt nicht», wandte ich ein. «Der lädt doch gerade das Boot bei Christian ab.»
    Fabienne schüttelte den Kopf. «Ich brauche mein Auto. Ich brauche es jetzt. Und ich werde es bekommen.»
    Sie war klug. Sie hatte meistens recht. Aber diesmal irrte sie sich.

[zur Inhaltsübersicht]
    MARIE
    Die Ungeduld, mit der Fabienne in ihrem Notizbuch nach Mirkos Telefonnummer fahndete, irritierte mich. Plötzlich schien sie es keine Minute länger in Beerenbök auszuhalten. Fabienne wollte weg. Und zwar so schnell wie möglich.
    Als Mirko endlich an sein Handy ging, atmete Fabienne hörbar auf. Aber ihre Erleichterung hielt nicht lange an. «Was heißt das: Mein Auto ist noch nicht fertig?», herrschte sie ihn an. «Das war doch fest vereinbart, oder etwa nicht?» Mirkos Antwort würgte sie kurzerhand ab. «Also gut, dann eben bis morgen früh. Jaja, neun Uhr in der Werkstatt.» Grußlos drückte sie Mirko weg und sah Hanna und mich an, als wären wir schuld an der Unzuverlässigkeit von Mirkos Schrauberwerkstatt.
    «Ist es denn so schlimm, wenn du noch einen Tag länger hierbleiben musst?», fragte ich vorsichtig. «Hast du morgen einen wichtigen Termin?»
    Fabienne machte eine unbestimmte Handbewegung. «Ja, nein, nicht konkret, aber es gibt immer viel vorzubereiten. Zu Hause, meine ich.»
    So dringlich schien ihre Rückkehr also nicht zu sein. Ich legte ihr eine Hand auf den Arm. «Vielleicht ist das ja ein Wink des Schicksals, hmm? So haben wir drei ein bisschen mehr Zeit, noch mal über alles zu reden und …»
    «Marie», unterbrach sie mich ruhig, aber bestimmt, «ich will nicht mehr reden. Ich habe es doch eben schon erklärt: Für mich ist das Kapitel Beerenbök abgeschlossen. Es muss ein Ende haben. Glaub mir, das ist besser für uns alle.» Sie erhob sich. «Ich gehe jetzt mal rein und bezahle unsere Rechnung. Und dann fahre ich zu Tante Hiltrud, um da noch ein bisschen in Ruhe zu arbeiten. Nehmt es mir nicht übel, ja?»
    Hanna öffnete den Mund, aber bevor sie etwas sagen konnte, hatte sich Fabienne bereits abgewandt und ging mit schnellen Schritten zwischen den Tischen hindurch ins Café.
    Hanna sah ihr nach. «Meine Herren, die hat’s aber eilig …» Sie wandte sich mir zu. «So, jetzt sag schnell: Hast du was rausgekriegt, als ich weg war?»
    «Ich weiß nicht», stammelte ich überrumpelt, «es war

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