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Die Schatten schlafen nur

Die Schatten schlafen nur

Titel: Die Schatten schlafen nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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verbessert.«
    Astrid entdeckte den Hotelbesitzer, der nicht so recht bei der Sache schien. Neben ihm, direkt unter dem Kreuz, saß ein knochiger, alter Mann mit vollem, weißem Haar, das streng nach hinten gekämmt war. Er fixierte sie aus hellen Augen.
    »Waldemar von Bahlow«, raunte Schlüter. »Ehemals Besitzer eines Rittergutes in Brandenburg. Rechts neben ihm seine drei Söhne, links von ihm der Pastor.«
    Jetzt hatten auch andere im Saal sie bemerkt und fingen an zu tuscheln. Viele kannten sie schon von den ergebnislosen Befragungen, die sie den ganzen Tag in Eroglus Nachbarschaft geführt hatten.
    Jelinek verstummte und drehte sich zur Tür.
    Van Appeldorn schob sie auf.
    »Entschuldigung?« Der Pastor hatte eine weiche Stimme. »Ich höre gerade, dass Sie von der Kriminalpolizei sind. Können wir Ihnen helfen?«
    »Nein, danke, im Moment nicht«, antwortete Astrid kühl. »Machen Sie ruhig weiter. Wir werden dann sehen.«
    Keiner sagte etwas, man schaute betreten vor sich hin, nur von Bahlow musterte sie immer noch.
    Frau Schlüter ließ die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen. Sie saß dicht beim Ausgang und stand jetzt entschlossen auf. »Es ist mir unbegreiflich«, rief sie, »dass ich gerade Ihnen hier in diesem Dorf diese Dinge immer wieder sagen muss! Sie alle sind selbst als Fremde hierher gekommen. Sie alle sind mit offenen Armen von den Menschen empfangen und angenommen worden! Und da wagen Sie es heute …«
    Weiter kam sie erst einmal nicht. Das Gemurre wurde zu laut.
    »Wir waren alle deutsch«, rief jemand.
    »Aber das sind die Menschen aus Kasachstan und Wolhynien doch auch!«, konterte Lore Schlüter.
    Waldemar von Bahlow schlug kurz mit der Faust auf den Tisch und stand auf, erstaunlich schnell und sicher für sein Alter. »Aber wir, Frau Schlüter, wurden nicht in ein Wohnheim gesteckt und kriegten das Geld vorn und hinten reingeschoben. Wir bekamen nichts als ein Stück Acker, Brachland, das wir mit unserer Hände Arbeit zum Blühen bringen mussten. Und das haben wir geschafft, alle gemeinsam. Und es war, weiß Gott, nicht leicht. Wir haben es geschafft, auch wenn es Blut und Tränen gekostet hat, auch wenn viele von uns aus ihrer Heimat nicht nur einmal, sondern sogar zweimal vertrieben worden waren. Dies hier ist unser Werk, auf das wir zu Recht stolz sein dürfen. Und ich schwöre Ihnen, wir werden es verteidigen.«
    Er erntete weder Zustimmung noch Protest, es blieb ganz still, und Astrid fragte sich, ob das an ihrer Anwesenheit lag.
    Von Bahlow schob seinen Stuhl so heftig zurück, dass er gegen die Wand schlug, und wandte sich zum Gehen.
    »Aber Herr von Bahlow!« Der Pastor stand auf und fasste den alten Mann beim Arm. »Wir alle haben Verständnis, dass Sie erregt sind, aber wir dürfen uns nicht von Bitterkeit und Hass leiten lassen.«
    »Halten Sie den Mund!« Von Bahlow machte sich frei. »Sie Grünschnabel!«
    Jetzt hatten sich auch seine Söhne erhoben, aber ein kurzes Kopfrucken des Alten hielt sie davon ab, ihm zu folgen. Er verließ den Raum aufrecht und ohne jemanden anzuschauen.
    Lore Schlüter fand ihre Sprache wieder. »Was soll das denn heißen? ›Wir werden es verteidigen?‹ Was haben Sie vor?«, schrie sie hinter ihm her und drehte sich dann wieder zum Saal. »Weiß hier eigentlich irgendeiner, was die Menschen, die bei uns Aufnahme finden, alles mitgemacht haben? Welche Schicksale dahinter stecken? Die Russlanddeutschen, die jetzt aus Kasachstan kommen, sind seit 1941 immer nur Verfolgte gewesen, Ausgestoßene, Geächtete in einem Land, in das man sie verschleppt hat, dessen Sprache sie nicht einmal sprechen. Und seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben diese armen Kreaturen nicht einmal mehr genug zu essen! Und da stellen Sie sich hin, da erdreisten Sie sich.«
    »Einen Augenblick, Frau Schlüter.« Der Pastor legte die Hände ineinander. »Wir sollten uns alle erst einmal wieder beruhigen, nicht wahr? Und.« Er machte eine Pause und sah einen nach dem anderen an. »… wir sollten einander zuhören, miteinander sprechen und gemeinsam eine Lösung finden.« Jetzt lächelte er. »Wir wollen nun die Hand unseres Nachbarn nehmen und ein Gebet sprechen: Herr, wir bitten dich um Besonnenheit. Gib unserem Geist Klarheit und erfülle unsere Herzen mit Wärme. Amen. Und jetzt lassen Sie uns die große Runde auflösen und die Tische zu kleinen Gruppen zusammenschieben. Von Angesicht zu Angesicht redet es sich leichter. Ich habe in der Küche etwas zum Knabbern

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