Die Schatten schlafen nur
bündelte Baccara-Rosen. Der Duft im Binderaum nahm einem im ersten Moment den Atem.
»Van Appeldorn, Kripo Kleve. Wir hätten Sie gern gesprochen.«
»Mich?« Der schmale, semmelblonde Junge lief dunkelrot an.
»Ja, Sie! Und zwar in Zusammenhang mit dem Brandanschlag auf Eroglus.«
»Was?« Fahrig streifte er sich die Handschuhe ab. Nun war sein Gesicht weiß, nur am Hals glühten rote Flecken. »Wo waren Sie in der Nacht zum 30. September?«
»Ich?«
»Ganz recht, Sie!«
»Ich weiß nicht. Wieso denn?«
Van Appeldorn machte einen Schritt auf ihn zu. »Es wäre höchst erfreulich, wenn Sie sich langsam zu einer Antwort durchringen könnten.«
»Vielleicht sollten wir uns erst einmal hinsetzen«, meinte Astrid beschwichtigend und zeigte auf die schmale Bank an der Wand.
Der Junge schlurfte hinüber, ließ sich nieder und starrte auf die Kappen seiner Arbeits schuhe. Astrid setzte sich leben ihn, van Appeldorn blieb stehen.
»Also wird’s bald? Wo waren Sie in der besagten Nacht?«
»Zu Hause.«
»Zeugen?«
»Meine … meine Mutter. Und mein Bruder Alf.« Auf einmal sah er hoch. »Wir schlafen im selben Zimmer.«
»Sie sind mit Ayse Eroglu befreundet?«, fragte Astrid.
Er drehte sich zu ihr um, seine Unterlippe zitterte.
»Oder drücken wir es doch genauer aus«, sagte van Appeldorn. »Du hast ein Verhältnis mit ihr.«
Stefan schüttelte nur den Kopf.
»Ach so! Sie hat dich nicht rangelassen.« Van Appeldorn grinste. »Und deshalb hast du ihr die Bude abgefackelt.«
»Nein!«, schrie der Junge und fasste die Bank so fest, lass seine Finger weiß wurden.
»Sie lieben Ayse, nicht wahr?« Astrid sprach leise.
Stefan nickte gequält.
»Und Ayse? Liebt die Sie auch?«
Er nickte wieder und fing an zu schluchzen. »Das darf aber niemand wissen«, presste er schließlich hervor. »Ayse ist doch Kurdin und …«
»Und?« Van Appeldorn baute sich breitbeinig vor dem Jungen auf.
Plötzlich hörte Stefan auf zu weinen und wischte sich den Speichel aus dem Mundwinkel. »Nach meiner Prüfung wollten wir zusammen weg, heimlich. Ihre Familie, die hätte das nie erlaubt, nie. Die lassen mich auch jetzt nicht an sie ran. Ich hab schon hundertmal angerufen. Ich bin sogar schon hingefahren. Ich muss sie sehen!«
»Das dürfte schwierig sein«, meinte van Appeldorn. »Ayse ist nämlich in der Türkei.«
Astrid hätte ihn am liebsten getreten, aber Stefan nahm die Neuigkeit hin, als hätte er nichts anderes erwartet.
»Ayse ist verlobt mit einem Kurden, schon lange.«
»Wie heißt der Mann, wo wohnt er?«, schoss van Appeldorn wieder seine Fragen ab.
»Deniz.«
»Deniz, fein, und weiter?«
»Deniz Eroglu.«
»Blödsinn!«
»Doch, aber sie sind nicht richtig verwandt.«
»Stefan?« Astrid fasste nach seiner Hand. »Wusste Deniz von dir und Ayse?«
»Nein! Ich weiß nicht.« Jetzt liefen wieder die Tränen. »Sie wollte ihm sagen, dass sie ihn nicht heiraten kann, aber ich habe sie danach nicht mehr gesehen.«
»Wann wollte sie mit ihm sprechen?«
»Letzten Mittwoch.«
Astrid stürmte voraus zum Auto.
»Perfekt gelaufen!« Van Appeldorn rieb sich die Hände. »Als hätten wir ein Drehbuch gehabt. Du hast deine Mamirolle wunderbar gespielt.«
»Ach, hör auf! Ich finde dich zum Kotzen, wenn du dich so aufführst, immer noch.« Sie winkte heftig ab, als er den Mund aufmachte. »Danke, die Predigt kenn ich schon.«
Dann versuchte sie, Toppe über sein Mobiltelefon zu erreichen, aber die Leitung blieb tot. »Verflucht! Wahrscheinlich hängt er wieder in einem Funkloch.«
»Versuch’s später noch mal«, meinte van Appeldorn. »Jetzt komm, lass uns rüber zu Naujocks und das Alibi überprüfen.«
»Du gehst«, antwortete Astrid störrisch. »Ich hab’s mir anders überlegt. Ich bleibe und nehme Stefans Aussage zu Protokoll.«
»Hier?«
»Klar! Warum soll der arme Kerl extra ins Büro kommen? Dem geht’s sowieso schon mies genug.«
Hüseyin hatte wieder und wieder beteuert, dass er wirklich alles gesagt hätte, dass er sonst nichts wüsste. Jetzt saß er Cox und Toppe am Schreibtisch gegenüber und sagte gar nichts mehr. Er wollte weder etwas zu essen noch etwas zu trinken. Als van Appeldorn hereinkam, bat er gerade darum, auf die Toilette gehen zu dürfen.
»Tja, mein Junge, da musst du wohl ein bisschen aufhalten. So spielt das Leben. Komm mal raus, Helmut!«
Toppe runzelte die Stirn über van Appeldorns barschen Tonfall, folgte ihm aber auf den Flur. Als Astrid berichtete, hellte sich
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