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Die Schatten schlafen nur

Die Schatten schlafen nur

Titel: Die Schatten schlafen nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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der Arbeit teilhaben konnte, die so viele Jahre sein Leben bestimmt hatte.
    »Feiner Tropfen!« Heinrichs schlürfte genüsslich und machte es sich im Sessel bequem. »Eine Fettwachsleiche! Ist das nicht fantastisch?«
    Toppe schlug die Augen gen Himmel. »Ich kann’s nicht mehr hören, ehrlich. Für mich ist das in erster Linie ein Mensch, der getötet worden ist, und wir haben die aparte Aufgabe, einen zehn Jahre alten Mord aufzuklären.«
    »Ja, ja, das musst du mir nicht erzählen, aber ich kann mich jetzt dem Luxus hingeben und in aller Ruhe meinen spinnerten Ideen nachgehen.« Er nahm noch einen Schluck Bordeaux und kaute darauf herum. »Glaubst du etwa, ich wüsste nicht, wie oft ich euch in all den Jahren auf den Geist gegangen bin?«
    Toppe grinste nur. Heinrichs und seine Begeisterung für historische Kriminalfälle. Ständig hatte er Parallelen gesehen und obskure Theorien entwickelt. Natürlich war er ihnen damit auf die Nerven gefallen, aber oft genug hatte er, wenn sie mal wieder auf der Stelle traten, mit seinen Ideen den Ermittlungen die entscheidende Wendung gegeben. »Was hast du vor?«, fragte er jetzt.
    »Was wohl?«, entgegnete Toppe und griff nach seiner Zigarettenschachtel, aber Heinrichs kam ihm zuvor.
    »Ja, Chef«, leierte er herunter, »ich weiß, ich darf nicht rauchen. Ja, Chef, ich hatte einen Herzinfarkt. Ja, Chef. gib mal dein Feuerzeug.«
    Toppe warf es ihm zu. »Im Moment können wir nur die Listen aller vermissten Personen von etwa 1987 bis 1992 durchgehen. Reine Fleißarbeit.«
    »Mit den vagen Angaben, die ihr habt? Wie sieht denn das Gesicht des Toten aus? Könnte man ein Foto davon in der Presse veröffentlichen?«
    »Ganz bestimmt nicht!«
    »Ich würde mir den schon gern mal angucken«, meinte Heinrichs versonnen und Toppe ahnte, dass nun eine Heinrichs’sche Eingebung folgen würde. Und so war es dann auch. »Mir ist da gerade was eingefallen … Also, an deiner Stelle würde ich mal mit Henry sprechen.«
    »Henry?« Mit allem Möglichen hatte Toppe gerechnet, aber das versetzte ihn nun doch in Erstaunen.
    »Sag bloß, du weißt das nicht! Henry hat ein ganz exklusives Hobby, Anthropometrie, wenn dir das was sagt. Und er ist verdammt gut darin.«
    Toppe musste einen Augenblick nachdenken. »Ich wusste gar nicht, dass es das noch gibt. Das macht man doch inzwischen bestimmt am Computer, oder?«
    »Am Computer!« Heinrichs war empört. »Das ist doch Stümperkram!«
    »Du willst doch nicht allen Ernstes behaupten, dass es noch Leute gibt, die Köpfe vermessen und Gesichter nachmodellieren wie in Gorki Park. «
    »Gorki Park« , meinte Heinrichs herablassend. »Die Ursprünge dieser Methode liegen bei der Sureté in Paris im letzten Jahrhundert, aber richtig weiterentwickelt hat sie Cesare Lombroso, und das Ganze hat durchaus wissenschaftlichen Anspruch. Henry macht das sehr gut. Er arbeitet mit Plastilin. Ich habe so einiges von ihm gesehen. Der ist ein echter Künstler.«
    Toppe stellte sein Weinglas ab. »Lass uns mal konkret werden.«
    »Wie ich diesen Satz vermisst habe!«
    Sie lachten beide.
    »Du meinst also, Henry könnte das Gesicht des Mannes rekonstruieren.«
    »Bestimmt! Ich glaube sogar, dass das bei einer Fettwachsleiche einfacher ist als sonst. Soweit ich weiß, ist da noch Muskelgewebe vorhanden und dergleichen.«
    »Ja«, nickte Toppe, »das habe ich inzwischen auch gelernt. Ich werde Henry fragen. Ich glaube, er kommt heute Abend sowieso her. Wenn er die Rekonstruktion hinkriegt, könnten wir Fotos machen und sie veröffentlichen.«
    »Mit der Frage: Wer kennt diesen Mann?«, führte Heinrichs den Satz weiter. »Genau, versuchen muss man’s, obwohl mir die Chance, dass sich jemand nach so langer Zeit darauf meldet, ziemlich gering scheint.«
    »Ich weiß nicht«, meinte Toppe. »Wir haben den Vorteil, dass das Dorf sehr klein ist. Dort kennt praktisch jeder jeden und Fremde fallen mit Sicherheit auf. Du kommst doch aus der Gegend. Erzähl mir mal was über dieses Nierswalde.«
    Heinrichs hatte schon immer gern erzählt. »Im Krieg war die ganze Ecke dort noch ein zusammenhängendes Stück Reichswald. Mich wundert eigentlich, dass nicht schon viel öfter eine Leiche ausgegraben wurde. 1945 ist es da an der Frontlinie unheimlich zur Sache gegangen. Die toten Soldaten, und das waren nicht wenige, kann ich dir sagen, hat man gleich vor Ort in Gräben verscharrt. Der Wald war durch den Krieg natürlich ziemlich in Mitleidenschaft gezogen, die Engländer und die

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