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Die Schatten schlafen nur

Die Schatten schlafen nur

Titel: Die Schatten schlafen nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Problem. Und es ist überhaupt nicht eklig. Es wird dir Spaß machen, glaub mir.«
    »Warum nicht?«, antwortete Gabi langsam. »Warum eigentlich nicht?« Sie strahlte Henry an und Toppe wunderte sich einmal mehr über seine frühere Frau. Sie genoss es, sich an diesen Bären anzulehnen und ihn das Tempo bestimmen zu lassen. Gleichzeitig traute sie sich Dinge zu, an die sie früher nicht im Traum gedachte hatte oder vor denen sie weggelaufen war.

    Am nächsten Morgen kämpfte er sich mühsam aus einem bleischweren Schlaf. Er fühlte sich wie ein schlaffer Ballon.
    Aus der Küche kamen muntere Töne. Astrid schmetterte »Siehst du die kleinen Matrosen?« und Katharina unterstützte sie mit fröhlichem Krähen. Es roch nach gebratenem Speck.
    Er bekämpfte den Impuls, sich noch einmal in den Kissen zu vergraben, und tapste ins Badezimmer. An Tagen wie diesem wollte er sich nur irgendwo einigeln und allein sein, aber er hatte sich geschworen, seine alten Fehler nicht zu wiederholen. Und Fehler waren es doch wohl gewesen …
    Beim Rasieren schnitt er sich zweimal.
    »Morgen, meine beiden!«, rief er, als er in die Küche kam. »Mm, riecht das guut!«
    Astrid hielt in der Bewegung inne und schaute ihn an. Dann verteilte sie den Speck auf den Tellern und setzte sich.
    »Du? Wär’s ein Problem, wenn ich gleich mit Katharina für zwei, drei Stündchen zu meinen Eltern fahre? Sie haben sich im Garten einen Whirlpool bauen lassen und den würde ich gern ausprobieren.«
    Toppe schüttelte den Kopf. »Ach, komm, das musst du wirklich nicht, nur weil ich mal wieder.«
    Aber sie legte ihm schnell die Hand auf den Arm. »Es ist in Ordnung, ehrlich. Mir geht es gut.«
    Und er wusste, dass es stimmte.
    Meistens half es ihm, wenn er einfach aus dem Haus und zwei Stunden im Wald oder auf dem Truppenübungsplatz spazieren ging. Aber sonntags tummelten sich dort die Klever Hunde nebst ihren Herrchen und Frauchen und vermutlich würden etliche Leute da sein, die zum ersten Mal in diesem Jahr ihre Drachen steigen ließen.
    Schließlich setzte er sich ins Auto und fuhr an den Rhein. An dieser Stelle war er schon einmal gewesen, als eine Wasserleiche angetrieben worden war.
    Wie viele schöne Orte in der Gegend hatte er nur im Zusammenhang mit dem Tod kennen gelernt?
    Er schob die Bilder beiseite, ignorierte das Autogerippe, das im Buschwerk klemmte, achtete nicht auf den Müll bei den Ölwerken, sondern wandte sich nach links, wo sich ein breiter, heller Sandstreifen am Ufer entlangzog und Trauerweiden geheimnisvolle Lauben bildeten.
    Der Fluss war träge heute, es waren kaum Schiffe unterwegs.
    Toppe setzte sich ans äußerste Ende einer Buhne und atmete ein paar Mal tief durch. Zwischen den Steinblöcken unter seinen Füßen schwappte schwarzes Wasser.
    Er versuchte an nichts zu denken, aber wie so oft schossen ihm willkürliche Gedankenfragmente durch den Kopf: »Mir ist es hier zu kalt. Ich gehe nach Südamerika.« Das waren Sätze aus einer Geschichte von Peter Bichsel, die er mochte und oft gelesen hatte. Er schalt sich selbst kitschig und wehleidig.
    Vielleicht wäre er besser nach Nierswalde gefahren, durchs Dorf gewandert und hätte versucht, die Atmosphäre dort zu erfassen?
    Er zündete sich eine Zigarette an und begann zu sortieren: Wenn Deniz Eroglu kein Geständnis ablegte – und das würde er nicht tun –, mussten sie die Brandstiftung aus Mangel an Beweisen zu den Akten legen.
    Was den Vandalismus anging, hatten sie genug Spuren, die jederzeit als Beweis reichen würden, wenn man die Verdächtigen gefunden hatte. Aber konnten sie von jedem Dorfbewohner Fingerabdrücke nehmen oder alle Gummistiefel kontrollieren? Wenn es sich um ein Kapitalverbrechen gehandelt hätte, würden sie zu jedem Mittel greifen, aber bei einer simplen Sachbeschädigung?
    Es widerstrebte ihm aufzugeben.
    Wie viele Einwohner hatte Nierswalde? Wenn die Chefin ihnen einen zusätzlichen Mann bewilligte, konnten sie wahrscheinlich in zwei bis drei Wochen jeden Dörfler überprüft haben.
    Schade, dass Ackermann nicht da war. Der hätte sich mit Feuereifer auf so eine Aufgabe gestürzt.
    Und wenn die Täter gar nicht aus Nierswalde kamen? Wenn das Motiv hinter all dem, genau wie bei der Brandstiftung, gar nicht Fremdenhass war, sondern ein interner Zwist? Vielleicht wollte irgendjemand Schlüter in den Karren fahren. Rechtsanwälte machten sich Feinde.
    Und schließlich war da noch der Tote, der weder etwas mit der Brandstiftung noch mit dem

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