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Die Schatten schlafen nur

Die Schatten schlafen nur

Titel: Die Schatten schlafen nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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den Füßen.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Toppe sah, wie ihre flinken Augen hin und her wieselten, bevor sie sich ihm zuwandte.
    »Viel von Jakob finden Sie hier nicht, hab ich Recht?« Sie kam einen Schritt näher und er wartete einfach, während sie mit der Hand über die Front eines Schrankes fuhr und dann missbilligend ihre schwarzen Fingerspitzen betrachtete. »Die hat doch sofort alles von der Caritas abholen lassen, all seine Kleider. Die Bücher hat die Arbeiterwohlfahrt gekriegt und der Rest ist auf den Müll gekommen. Ich hab mit eigenen Augen gesehen, wie sie Jakobs Rasierzeug in die Tonne geschmissen hat.«
    »Wann?«
    »Wie bitte?«
    »Sie sagten, Helene Opitz hätte alles sofort abholen lassen. Wann war das?«
    Er konnte sehen, wie es in ihr arbeitete, aber dann entschied sie sich für die Wahrheit. »So ein, zwei Jahre nachher …«
    »Können es auch drei gewesen sein?«
    »Vielleicht auch drei!« Sie wollte hochnäsig klingen. »So genau habe ich das nicht mehr im Kopf. Schließlich kann ich mich nicht um jeden kümmern.«
    »Helene Opitz hat ihren Mann nicht als vermisst gemeldet.«
    »Die!« Sie lachte schrill. »Die hat doch drei Kreuze gemacht, dass sie ihn los war!«
    »Und Sie? Sie waren doch eng mit ihm befreundet. Warum haben Sie keine Vermisstenmeldung aufgegeben?«
    »Ich!« Sie schnappte asthmatisch nach Luft. »Von dem Mann einer anderen?«, haspelte sie. »Das kann man doch nicht tun! Was sollen denn die Leute denken? Ich hab doch auch geglaubt, der hat sich einfach aus dem Staub gemacht. Dachte doch jeder.«
    »Wer? Wer dachte das? Mit wem haben Sie darüber gesprochen?«
    »Das soll ich Ihnen heute noch erzählen können?« Sie schob die geballten Fäuste in ihre Kitteltaschen.
    »Ja, bitte.«
    »Sie sind ja nicht gescheit! Das ganze Dorf hat sich da Maul zerrissen. War doch Thema eins wochenlang.«
    »Was hat von Bahlow gesagt?«
    Sie war überrascht. »Waldemar? Wieso fragen Sie ausgerechnet nach dem?« Anscheinend versuchte sie sich: erinnern. »Komisch, der hat am allerwenigsten gesagt.
    Eigentlich gar nichts.«
    Toppes Telefon fiepte, es war Cox.
    »Wo steckst du gerade?«
    »In einer Gärtnerei in Auwel-Holt. Ehemalige Nierswalder, die vor acht Jahren hergezogen sind. Bin aber fertig hier jetzt. Auch nichts Neues. Was ist denn los? klangst so aufgeregt.«
    »Moment mal …« Toppe stand auf, schob sich an der Tessel vorbei nach draußen und sprach erst wieder mit Cox, als er außerhalb ihrer Hörweite war. Er erklärte, was er gefunden hatte, schilderte die Fotografie und gab die Daten durch. »Tu mir den Gefallen und finde diesen Verlag, ja? Wir müssen wissen, wer damals das Buch gemacht hat, woher die Fotos gekommen sind. Wir müssen wissen, wer der Mann auf diesem Bild ist.«
    »Ja, schon klar. Wie war der Name des Verlages? Moment, ja, jetzt hab ich meinen Stift.«

    Als Toppe ins Büro zurückkam, erwartete Cox ihn schon. Sein Gesichtsausdruck und seine Stimmung waren Toppe ungewohnt. Sie lagen irgendwo zwischen kindlichem Trotz und kühler Entschlossenheit. »Ich habe den Verlag, aber der gehört mittlerweile zu einem von den großen Konzernen. Die halten mich für komplett verrückt. Wie sie denn wohl nach fast fünfzig Jahren. bla, bla. Ich bin ganz freundlich geblieben. Jedenfalls sollen wir ihnen das Foto rüberfaxen und die genauen Angaben zu dem Buch. Sie würden sich dann wieder melden. Jetzt lass doch mal gucken!«
    Toppe schlug das Buch auf, gab es ihm rüber und schälte sich aus seiner dicken Jacke.
    »Interessant«, brummelte Cox. »Aber das muss nichts bedeuten.«
    »Doch«, antwortete Toppe nur.
    »Das sagt dir deine Intuition?« Es klang nett.
    »Ich weiß es einfach.«

    Ackermann kam kurz vor Dienstschluss und floss über vor Neuigkeiten, sie konnten ihn nur mit Mühe bremsen und es dauerte ewig, bis sie sich ein sachliches Bild machen konnten.
    Er war den ganzen Tag in Weeze gewesen. Bei der Holzverwertungs-AG hatten sie ihm zunächst mal einen Vogel gezeigt, weil er zu erwarten schien, dass sie noch irgendwelche Unterlagen von vor fünfzig Jahren haben sollten. Aber in seiner Terriermanier war Ackermann drangeblieben, hatte frühere, längst pensionierte Mitarbeiter aufgetan, die noch im Ort lebten, Freunde vom Seniorchef, eine alte Sekretärin.
    Waldemar von Bahlow hatte tatsächlich die Grundidee zur Herstellung von Hartfaserplatten gehabt, aber das Verfahren zur Holzverschleimung, die ganze Technik, hatte die HVW entwickelt. Von Bahlow hatte eine

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