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Die Schatten schlafen nur

Die Schatten schlafen nur

Titel: Die Schatten schlafen nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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dem Foto im Buch heißt Konstantin von Bahlow.«
    Dann konnte er nur noch den Hörer fallen lassen, sich Hut und Mantel schnappen, den Flur entlangsprinten, die Treppen hinunter und quer über den Parkplatz. Er schaffte es gerade noch, die Beifahrertür aufzureißen und ins Auto zu springen, bevor Toppe losfuhr.
    »Mann! Meine besten Jahre habe ich anscheinend hinter mir«, schnaufte er. »Was soll das werden?«
    »Konstantin – so heißt auch von Bahlows ältester Sohn«, murmelte Toppe.
    »Stimmt, das ist der, der den Betrieb übernommen hat«, antwortete Cox, musste aber feststellen, dass Toppe anscheinend mit sich selbst sprach.
    Auf von Bahlows Hof war alles still und die tiefe Dämmerung zauberte unwirklich scharfe Schatten.
    Sie mussten zweimal klingeln, bis sich endlich etwas rührte. Es war wieder die Schwiegertochter, die ihnen schließlich, im Bademantel und mit nassem Haar, öffnete.
    »Sie sind es! Mein Schwiegervater hat sich schon hingelegt.«
    »Dann wecken Sie ihn bitte, es ist wichtig.« Toppe klang freundlich wie immer, nur sehr bestimmt.
    Sie hielt ihnen die Tür auf. »Das Wetter macht ihm zu schaffen, diese Feuchtigkeit. Lassen Sie mich vorgehen. Ich hoffe, er schläft noch nicht.«
    In von Bahlows Schlafzimmer war nur die Nachttischlampe eingeschaltet. Der Geruch von Rheumasalbe hing in der Luft, so scharf, dass es in der Nase brannte.
    »Vater?«
    Toppe blieb hinter der Frau stehen. Die Hündin, die am Fußende des Bettes gedöst hatte, hob den Kopf, entdeckte hinter der vertrauten Person die Fremden und sprang mit einem Riesensatz knurrend auf sie zu, die Lefzen hochgezogen. Auch Antonia von Bahlow wich einen Schritt zurück. Da ertönte ein Pfiff und das Tier ließ sich flach auf den Bauch fallen und robbte langsam mit eingezogenem Schwanz zu seinem Herrn zurück.
    »Was wollen Sie?« Mühsam richtete von Bahlow sich im Bett auf. Er trug ein gestreiftes, langärmeliges Nachthemd. »Antonia, mach das Licht an! Ich hoffe für Sie, meine Herren, dass Sie einen sehr guten Grund haben, mich zu stören.«
    Toppe blinzelte kurz, als die Deckenleuchte anging, drehte sich zur Schwiegertochter: »Danke, wir kommen allein zurecht«, und schloss die Tür. Dann ging er zum Bett, schlug das Buch auf und legte es von Bahlow auf die Decke. Die Hündin war unters Bett gekrochen und winselte.
    Von Bahlows Gesicht zeigte keinerlei Regung, nur seine Stimme war verändert. »Wo haben Sie das her?«
    Toppe zuckte die Achseln, Cox’ Schuhe knarrten.
    »Wo haben Sie das her?«, brüllte von Bahlow.
    »Sie erkennen den Offizier?« Toppe beugte sich vor.
    »Natürlich erkenne ich ihn. Das ist mein Bruder, mein Bruder Konstantin.«
    »Ihr Bruder Konstantin«, meinte Toppe gedehnt. »Ein Offizier, der Menschen mit einem Genickschuss hingerichtet hat …«
    »Halten Sie Ihren dummen Mund!« Von Bahlow lief blaurot an. »Mein Bruder ist für dieses Land gefallen.«
    »Wann und wo?«
    »Das hat man nicht herausgefunden. Er ist vermisst.«
    »War er jünger oder älter als Sie?«
    »Jünger.«
    »Haben Sie noch mehr Geschwister?«
    »Nein.«
    »Und Sie? Waren Sie auch im Krieg?«
    »Nein.« Der alte Mann brachte sich ungelenk in eine aufrechtere Position. »Ich hatte unser Gut zu verwalten, ein kriegswichtiger Betrieb, Kartoffeln, Weizen, Roggen. Deshalb war ich freigestellt.«
    »Wo genau war Ihr Gut?«
    »Bei Prenzlau in der Uckermark. Wo haben Sie dieses schmierige Machwerk her?«
    Toppe setzte sich auf die Bettkante am Fußende und verschränkte die Arme. »Aus dem Nachlass von Jakob Opitz.«
    Mit einem lauten Knall schloss von Bahlow das Buch.
    »Nicht so schnell, Herr von Bahlow!« Toppe zog es wieder zu sich heran. »Hatte Ihr Bruder ein Muttermal?«
    »Das sehen Sie doch!«
    »Und Sie, haben Sie auch eins?«
    »Dummes Zeug!« Er klang müde, aber das dauerte nur einen Moment. »Wer hat das dahingeschmiert?« Seine Augen waren wachsam.
    Toppe lächelte. »Opitz?«
    Cox’ Schuhe knarrten wieder, diesmal lauter. »Warum hat Opitz dieses Mal markiert?«, fragte er.
    Von Bahlow sah ihn nicht mal an. Er schob nur das Buch weg.
    Toppe nahm es an sich und stand auf.
    »Hat Opitz Ihnen das Foto jemals gezeigt?«, begann Cox noch einmal, aber er wurde sofort still.
    Toppe beugte sich zu dem alten Mann herab. »Würden Sie bitte Ihren rechten Ärmel hochschieben?«
    »Ich denke nicht daran!«
    »Dann werde ich das für Sie tun.« Die Hündin winselte wieder und von Bahlow öffnete den Mund.
    »Ich warne Sie«, sagte Toppe

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