Die Schatten schlafen nur
»aber wat is’ mit meine Krankenhäuser? Soll ich hier inne Startlöcher Wurzeln schlagen?«
Toppe hatte ein Einsehen und ließ ihn ziehen.
Auch Astrid und van Appeldorn machten sich an die Arbeit, Toppe blieb die unselige Pflicht, diesmal zusammen mit Cox, die Chefin aufzusuchen. Aber auch heute war sie wieder ganz unterstützende Kompetenz. Sie genehmigte den Dienstreiseantrag sofort, bot gleichzeitig an, an diesem Wochenende noch ihre privaten Kontakte zu nutzen, sich um einen Dolmetscher zu kümmern und die Kollegen in Koszalin zu informieren.
Cox buchte einen Flug für Montag und bat dann darum, gehen zu dürfen. Er wurschtelte sich in den Mantel und las dabei halblaut seine Liste vor: »Schnellreinigung, Hotelführer kaufen, Reiseapotheke, Proviant, Batterien, Fußfrisch, Bettzeug, Heizkissen, Adapter.«
Toppe schloss die Tür hinter ihm.
Ulli küsste van Appeldorns nackte Kniekehlen und die Leiter begann, gefährlich zu schwanken. Er ließ die Anstreichrolle fallen, traf mit letztem Einsatz gerade noch den Farbeimer. »Willst du mich umbringen, Weib?«
»Wenn du wüsstest, wie sexy du bist in deinen Shorts. Diese Schenkel!«
Er stolperte die Stufen hinunter und zog sie an sich.
Anna schlurfte herein und Ulli lachte. »Ist er nicht niedlich mit den weißen Masern im Gesicht?«
»Passt bloß auf, dass ihr nicht aneinander kleben bleibt.« Anna kicherte. »Ich bin fertig mit der Küche und würde jetzt gern duschen.«
»Du bist auch schon fertig?« Van Appeldorn sah sich um. »Dann müssen wir ja nur noch den Teppichboden verlegen.«
»Und das schaffen wir locker vorm Wochenende«, meinte Ulli. »Also los! Der Reihe nach unter die Dusche und danach lade ich uns zu einer Pizza ein.«
»Geil! Darf ich als Erste?« Aber Anna wartete die Antwort gar nicht ab, sondern verschwand sofort im Bad.
Ulli und Norbert nahmen ihr das nicht übel, sie wussten sich zu beschäftigen.
Keine Stunde später saßen sie schon über ihrer Pizza.
»Und deine Freunde kommen auch«, schloss Ulli ihre Rede.
Anna machte große Augen. »Ich weiß nicht …«
»Was ist los? Hast du Angst, die kämen sich blöd vor?«
»Ich glaub schon.«
»Mensch!« Ulli legte ihr Besteck ab. »Ich plane eine Einweihungsfete mit mindestens hundert Leuten, und zwar so querbeet wie möglich. Das ist immer am lustigsten. Du glaubst gar nicht, wer sich da alles im Laufe des Abends anfreundet.«
»Schon klar«, meinte Anna. Sie kannte Ulli seit Jahren aus dem Jugendheim. »So hast du das ja immer gemacht.«
Van Appeldorn hoffte zu Gott, er hätte sich verhört. »Ihr wollt eine Einweihungsparty machen? Mit hundert Leuten?«, fragte er benommen.
»Auch schon geschnallt?« Anna verdrehte die Augen.
»Seid ihr verrückt geworden? Hundert Leute! Wo sollen wir die denn unterbringen?«
»Ach, kein Problem.« Ulli versuchte, ihn zu beruhigen. »Die verlaufen sich. Das Haus ist doch groß genug.«
Ihm wurde warm. »Ist euch klar, dass ich noch nie in meinem Leben eine Fete gegeben habe? Hundert Leute! Ihr spinnt doch!«
Ulli griff nach seiner Hand. »Reg dich doch nicht so auf. Hundert Leute oder zehn, das macht im Grunde keinen Unterschied.«
Anna wollte ihm gar nicht glauben. »Du hast noch nie eine Fete gemacht? Das gibt’s doch gar nicht. Echt?«
»Ja, echt. Und überhaupt, was wollt ihr denen denn anbieten? Braucht man dafür nicht einen Partyservice? Ich meine, so dicke haben wir es ja nicht im Moment.«
Die beiden Frauen lachten einvernehmlich. »Partyservice, Quatsch, das kriegen wir schon alleine hin.«
»Ich hab eine geiles Kochbuch für Megafeten. Die Sachen wollte ich immer schon mal ausprobieren.«
»Kostet nicht viel, wenn man alles selbst macht.«
»Nur ’n bisschen Zeit.«
»Ich hab an den 6. November gedacht, Anna. Da ist schon fast Sankt Martin – man könnte alles mit Laternen dekorieren.«
»Ist ja gut, ist ja gut. Wenn’s unbedingt sein muss.« Aber van Appeldorn war nicht wirklich überzeugt. Er als Gastgeber, der dafür verantwortlich war, dass die Leute sich wohl fühlten – das war komplett meschugge.
»Wir regeln das schon alles«, sagte Ulli munter. »Du brauchst dich um nichts zu kümmern, nur um die Getränke.«
»Was?!«
»Ach, du weißt schon. Wie viel Bier man pro Nase braucht, wie viel Wein. Da gibt’s doch so Faustregeln.«
»Faustregeln?«
»Und keine harten Sachen«, warf Anna ein. »Das geht immer in die Hose.«
»Was denn für Faustregeln?«
26
»Hier stinkt’s wie in einem
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