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Die Schatten schlafen nur

Die Schatten schlafen nur

Titel: Die Schatten schlafen nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Priester, der Konstantin von Bahlow gekannt haben soll. Später dazu mehr. Menschen sehr gastfreundlich, Wodka höchstprozentig, deshalb (Kombination: Gastfreundschaft-Wodka) erst jetzt Meldung; Essen reichhaltig – es gibt hier kein Alka-Seltzer! ! An Ackermann: bisher nur nach Alkoholgenuss leckere Frauen gesehen. Hotel spottet jeder Beschreibung. Hatte keine Gelegenheit mehr, Reiseführer umzutauschen. P. C.

    Exhumierungen waren niemals angenehm, aber wenn man, wie die beiden lieben Kollegen, Schuster und Schumacher, vergessen hatte, den Friedhof abzusperren, wurde es schlimm.
    Toppe sah das traurige, mahnende Gesicht des Pastors. Etliche andere Leute hatten sich eingefunden und alle drückten sie ihre Missbilligung aus. Sensationsgier entdeckte er nur bei den Arbeitern der benachbarten Baustelle. Die fanden es viel prickelnder, auf dem Kirchhof zu stehen und zu glotzen, als die zweite Betondecke zu gießen und das Holz für den Dachstuhl auf Maß zu sägen.
    Es ging schnell heute, die Totengräber waren fix, sie hatten den Sarg schon herausgehoben. Der Chemiker sprang ins Grab, um seine Bodenproben zu nehmen. Van Gemmern fuhr in seine Handschuhe und beugte sich hinab, um den Sarg zu öffnen. Der Leichnam musste vor Ort in Augenschein genommen und in den Transportsarg umgebettet werden.
    »Stopp!«, rief Toppe. Er wusste, was sie erwartete. Drei bis vier Monate nach dem Tod, das war der schlimmste Zeitpunkt für eine Exhumierung. Der Leichnam würde durch die Gase im Körperinnern aufgetrieben sein, besonders am Unterleib, am Hals, im Gesicht, die Augäpfel würden herausquellen. Die Haut würde grün verfärbt sein, vielleicht auch schon bräunlich schwarz und sich in großen Fetzen ablösen. Schimmelpilze würden das Gesicht und die Hände mit dichtem Pelz überziehen und am allerschlimmsten war der bestialische Gestank, wenn der Sarg geöffnet wurde.
    »Bitte gehen Sie jetzt. Verlassen Sie den Friedhof.«
    Keiner rührte sich, keiner sah ihn auch nur an, alle starrten auf den Sarg.
    Toppe packte den Pastor fest beim Arm. »Sorgen Sie mit dafür, dass die Leute verschwinden. Was jetzt kommt, will keiner wirklich sehen, glauben Sie mir.«
    Gemeinsam mit den beiden nachlässigen grünen Kollegen redeten sie auf die Leute ein, drängten sie zurück. Die Reihen lösten sich nur zögernd auf und man sammelte sich auf der Straße, immer noch gespannt.
    Toppe ging entschlossen hinüber zum Grab. Er nickte kurz und van Gemmern setzte sich die Nasenklammer auf. Dann öffneten sie gemeinsam den Sargdeckel. Die beiden Bestatter warteten schon. Toppe hielt sich ein Taschentuch vor Nase und Mund und tat seine Pflicht: Er nahm die Leiche in Augenschein – für den Bruchteil einer Sekunde. Als sie das, was einmal Helene Opitz gewesen war, umbetteten, raunte die Menge an der Straße und irgendjemand schrie.
    Toppe wischte sich die kalten Schweißperlen von der Oberlippe. Hoffentlich war es das wert.

    Im Präsidium erwartete ihn eine neue E-Mail von Cox:

    Betrifft: Konstantin von Bahlow. Priester und alle alten Leute, zu denen er mich mitgenommen hat, heute noch Angst und Schrecken. Von Bahlow anscheinend nur wenige Monate in Köslin stationiert, dennoch sich blutiges Denkmal gesetzt. Erschießungen von Kriegsgefangenen (hier sagen sie: »so genannte« Kriegsgefangene) an der Tagesordnung. Auch sonst Brutalität belegt: Hinrichtung eines Jungen, der Huhn gestohlen hatte; »Verräter« mit Zunge an Schuppenwand genagelt etc. (ausführliche Gesprächsprotokolle folgen). Fazit: Konstantin von Bahlow ist ein Kriegsverbrecher der ersten Güte. Gibt Zentralstelle für solche in Berlin. Möglicherweise auf Rückweg besuchen u. mehr Belege sammeln? Fahre heute noch weiter nach Prenzlau. Hoffentlich Hotel besser Erbitte E-Mail, wenn neue Anweisungen oder Wendung. P. C.

    Toppe legte sich aufs Bett und verschränkte die Hände im Nacken. Er war heilfroh, dass Katharina schon beim Abendbrot fast eingeschlafen war und sich widerspruchslos hatte hinlegen lassen. Ihm war übel.
    Er schloss die Augen und dämmerte tatsächlich ein.
    Als Astrid ihn weckte, fühlte er sich steif und fremd.
    »Komm, ich habe Zwiebelkuchen gebacken und Wein kalt gestellt.«
    »Wann hast du das denn gemacht?«, fragte er, Watte im Mund.
    »Du hast zwei Stunden tief geschlafen.«
    Unbeholfen stand Toppe auf. »Ich habe das Gefühl, als wären es höchstens fünf Minuten gewesen. Schläft Katharina?«
    »Wie ein Stein. Walter ist unbezahlbar. Der hält sie den

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