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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast
Autoren: Stuart Neville
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Fegan so sauber ist wie nur was, klar?«
    »Klar.«
    »Dann fängt mir McGinty mit Michael an, dass du der Letzte warst, der ihn gesehen hat.« Caffola Augen verfinsterten sich. »Und dann dieser litauische Scheißkerl. Den hab ich so richtig durch den Wolf gedreht. Und die ganze Zeit sagt der, dass er nichts weiß. Selbst, als ich ihm seine eigenen Zähne unter die Nase gehalten hab, sagt der noch, er weiß nichts.«
    Fegan versuchte, von der Wand wegzukommen und sich an Caffola vorbeizudrücken, doch der Hüne schob ihn wieder gegen die Fliesen.
    »Verstehst du mein Problem, Gerry?«
    Fegan sah über Caffolas Schulter. Die Toilette war jetzt leer, abgesehen von den elf Schatten, die um sie herum Gestalt annahmen. Zwei trennten sich von den anderen und hoben die Hände. Konnte er es hier machen? Nein, dann würde er nicht mehr rauskommen.
    »Du sagst, du hast damit nichts zu tun. Und ich glaube dir. Das hab ich auch McGinty gesagt. Ich bin für dich eingetreten, Gerry, also verscheißer mich nicht. Klar? Du redest morgen mit McGinty.« Caffola bohrte Fegan den Finger in die Brust. »Du redest mit ihm und tust, was er will, klar?«
    »Klar«, sagte Fegan und erinnerte sich wieder an die Zeit, als Caffola noch Angst vor ihm gehabt hatte. Doch, er konnte es hier machen, hier und jetzt. Er konnte verschwinden, bevor jemand mitbekam, was passiert war. Raus hier und weg. Alles zurücklassen und abhauen. Caffolas Kehle sah so weich aus, sein Adamsapfel hüpfte über dem Hemdkragen auf und ab.
    Die Tür flog auf und lenkte Fegan vom Hals des anderen ab. »Draußen braut sich was zusammen«, rief Patsy Toner. Sein kleines Gesicht strahlte vor Freude. »Alles ist voller Bullen, die Jungs bauen gerade eine Barrikade. Gleich gibt es Krawall. Eine richtige Keilerei.«
    Jubilierend sah Caffola erst Toner und dann Fegan an. »Ist ja spitze«, rief er.
     
    »Wie zum Teufel ist das denn gekommen?«, fragte Caffola entgeistert. Er zeigte auf einen Haufen brennender Matratzen, Holzpaletten und Gerumpel mitten auf der Springfield Road, nur ein paar Schritte von der Ecke entfernt, an der McKennas Bar lag. Eine Horde von etwa dreißig Jugendlichen, die meisten noch Kinder, umringte ihn und skandierte.
    Etwa zehn Meter davor standen ein halbes Dutzend Landrover der nordirischen Polizei PSNI herum. Mit ihrer weißen Lackierung und den bunten Streifen sahen sie inzwischen weniger furchteinflößend aus als früher, wo sie noch in Schlachtschiff-Grau dahergekommen waren. Die Cops, die da drüben herumsprangen, trugen noch keine Kampfanzüge, aber es war nur eine Frage der Zeit, bevor die Verstärkung in passender Montur kam.
    Fegan fühlte sich seltsam aufgewühlt, beinahe wie beseelt. Seine Verfolger hatten ihn verlassen, die Schatten zogen sich zurück. Er hielt sich auf dem Bürgersteig, nahe an der Mauer, während Caffola und Toner schon auf und ab tigerten.
    »Alles junge Kerle«, antwortete Toner. »Wegen der Beerdigung morgen gibt es verstärkt Patrouillen. Ein paar von den Jungs hat das nicht gepasst, und sie haben angefangen, mit Zeug zu schmeißen. Die Bullen haben ein paar festgenommen, also haben noch mehr geschmissen. Dann wurden noch ein paar festgenommen und so weiter und so weiter.«
    Caffola verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Mensch, wir haben schon seit Jahren keinen richtigen Rabatz mehr gemacht. Ich überlege, ob wir noch schnell ein paar Molotowcocktails zusammengebaut kriegen.«
    »Dazu ist kaum noch Zeit«, sagte Toner. »Vielleicht kriegen wir noch ein paar zusammen, aber bestimmt kein richtiges Arsenal. Mit so was rechnet doch heute kein Mensch mehr.«
    Caffola seufzte. »Ach, ist wahrscheinlich auch besser so, ehrlich gesagt.«
    »Wahrscheinlich«, bestätigte Toner. »Wir können aber immer noch ein paar von den Größeren fragen, ob sie uns ein paar fahrbare Mülltonnen mit Ziegeln und so was vollmachen. Und Tom hat im Hof hinter seiner Bar eine große Mülltonne voll mit Flaschen. Die könnten ein paar von den Jungs doch vielleicht klauen.«
    »Hört sich nach einem guten Plan an«, sagte Caffola. Das Adrenalin schien ihn ernüchtert zu haben. »Besser, jemand informiert McGinty. Willst du ihn nicht lieber anrufen?«
    »In Ordnung«, sagte Toner und kramte ein Mobiltelefon aus seiner Tasche.
    Caffola schaute Fegan an und rieb sich die Hände. Ein Grinsen ließ sein Gesicht in der zunehmenden Dunkelheit aufleuchten. »Wie steht’s mit dir, Gerry? Bist du dabei?«
    »Ich bleibe da«, antwortete Fegan. »Mal
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