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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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wissen Sie sicher auch, dass die Aufgabe der Fourteen Int geheimdienstliche Ermittlungen sind. Bei unseren Operationen in Nordirland spielt sie eine wesentliche Rolle. Sie operiert unabhängig, arbeitet aber eng zusammen mit der Royal Ulster Constabulary, dem Special Branch, dem MI 5, der Force Research Unit und der regulären Armee. Sie führt Agenten und Informanten in allen paramilitärischen Gruppen der Provinz und hat bereits Unzähligen das Leben gerettet.« Colonel Hanson zeigte auf den dritten Mann, der zu seiner Rechten saß. »Das ist Major Ross.«
    »Guten Morgen, Corporal«, begrüßte ihn Major Ross. Er trug keine Uniform, sondern legere Zivilkleidung. Seinem Akzent nach stammte er aus Birmingham oder vielleicht Dudley.
    »Guten Morgen, Sir«, sagte Campbell. Schweiß rann ihm über die Rippen.
    Major Ross nahm eine Akte vom Schreibtisch und öffnete sie. »David Patrick Campbell, geboren 1969 in eine gemischt-konfessionelle Familie, was in Glasgow selten ist, und katholisch erzogen. Praktizieren Sie ihn?«
    »Sir?«
    »Ihren Glauben? Gehen Sie zur Messe?«
    »Seit der Schulzeit nicht mehr, Sir.« Campbell saß kerzengerade da und hatte die Hände auf die Knie gelegt.
    »Sie haben die Schule mit sechzehn ohne wirklichen Abschluss verlassen, trotz Ihrer überdurchschnittlichen Intelligenz. Danach verschiedene Gelegenheitsjobs, immer mal wieder arbeitslos, und dann sind Sie in die Black Watch eingetreten. Warum haben Sie sich verpflichtet?«
    Campbell rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. »Ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte, Sir. Ich hatte keinen Job und keine Perspektive.«
    Major Ross lächelte. »Verstehe. Und wie fanden Ihre Eltern das?«
    Campbell starrte Major Ross an und suchte angestrengt nach einer Lüge.
    »Antworten Sie dem Major!«, befahl Colonel Ross.
    Da ihm keine passende Lüge einfiel, blieb Campbell nur die Wahrheit. »Ich hatte damals schon keinen Kontakt mehr zu ihnen, Sir.«
    »Und wie kam das?«
     
    »Wir hatten uns ein paar Jahre zuvor zerstritten, Sir.«
    »Weswegen?«
    »Das würde ich lieber für mich behalten, Sir.«
    Colonel Hansons Gesicht wurde rot. »Beantworten Sie die Frage gefälligst, Corporal.«
    »Ich hatte ein bisschen Ärger mit dem Gesetz, Sir. Meine Eltern waren davon nicht gerade begeistert.« Campbell schaute auf seine Hände.
    »Ein bisschen Ärger mit dem Gesetz«, wiederholte Ross mit einem verschlagenen Grinsen. »So könnte man es auch nennen. Man könnte aber auch sagen, das Sie den Türsteher eines Nachtklubs windelweich geprügelt haben.«
    Campbell schaute dem Major in die Augen. »Die Anklage wurde fallengelassen, Sir.«
    »Ja. Sehr günstig für Sie, dass mehrere Zeugen ihre Aussagen änderten. Damit hatten Sie nicht zufälligerweise etwas zu tun, Corporal?«
    »Nein, Sir.«
    Major Ross schaute wieder in die Akte. »Ihre Beurteilungen seit Ihrem Eintritt in die Black Watch sind gut, aber nicht herausragend. Mit ihrem Köpfchen hätten Sie schon vor einem Jahr Corporal sein müssen. Sie haben Grips, Sie sind hart im Nehmen, aber es fehlt Ihnen an Disziplin. Wie ich höre, sind Sie für jede Rauferei zu haben. Ich höre sogar, dass Sie eine etwas gewalttätige Ader haben sollen. Letztes Jahr sind Sie nur knapp um ein Disziplinarverfahren herumgekommen, nachdem Sie gegen einen Protestler bei einer Demonstration der Loyalisten tätlich geworden waren. Haben Sie uns dazu etwas zu sagen?«
    »Es war Selbstverteidigung, Sir. Die Anklage wurde fallengelassen.«
    »Schon wieder sehr günstig für Sie.« Major Ross lächelte und legte die Akte zurück auf den Schreibtisch. »Sie haben also keinerlei Familie, mit der Sie in Kontakt stehen, und außerhalb der Kaserne auch keine Freunde, richtig?«
    »Jawohl, Sir.« Campbell beobachtete, wie die beiden Offiziere Blicke austauschten. »Darf ich fragen, worum es hier eigentlich geht, Sir?«
    Colonel Hanson wollte schon zu einem Tadel ansetzen, aber Major Ross hob eine Hand und brachte ihn zum Schweigen. »Ich möchte, dass Sie für mich arbeiten«, erklärte er.
    So kam es, dass Campbell in den darauffolgenden Monaten immer wieder für mehrere Tage in England war, auf dem Luftwaffenstützpunkt in Cosford und bei der Einzelkämpferausbildung in Lympstone, wo man ihn zum Wohle des Landes ganz gezielt verrohte. Als er nach Belfast zurückkehrte, ließ er sich in einigen der Bars blicken, die zu meiden man ihm und seinen Kollegen eigentlich dringend geraten hatte. In Pubs, die Fußballspiele

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