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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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zogen sich schließlich zurück, doch das tat der Erleichterung in der Stadt keinen Abbruch.
    »Das m uß Denbigh sein«, sagte Si m on zuversichtlich zu Paul. »Du wirst sehen, er wird den D a mm dur c hbrechen!«
    Die kleine F l otte, ein so schwacher Abglanz der unzähligen Schiffe, m it denen Buckingham i m ver g angenen Jahr erschienen war, blieb genau eine W oche. In dieser Zeit versuchte sie m ehr m als m i t Mörsergranaten und Geschützfeuer, den Damm und den Ring, den die franzö si schen Schiffe bil d ete n , zu durchbrech e n, doch sie blieb jedes m al er f olglos. Als sie am achtzehnten Mai abdre h te u nd hinter der Ile de Re verschwand, konnte nie m and glauben, daß es wirklich ein Abzug war.
    »Eine List«, sagte Guiton fieberh a ft. »Um die K atholiken zu täuschen. W i r müssen auf den Herzog vertrauen.«
    Paul ve r tra u te m ittl e rweile nichts u n d nie m andem mehr. Allerdin g s hielt er das Gerücht, das bald in La Rochelle die Runde m a chte, für unwahrscheinlich. »Es heißt«, sagte ein Mann, d em es wie ihm gelungen war, ein S tück Fleisch zu e r gattern, »der Kardinal habe die Königin überredet, an Buckingham zu schreiben und ihn bei seiner Liebe zu ihr zu beschwör e n, uns im Stich zu lassen.«
    »Unsinn«, unterbrach Simon, der Paul begleitete, heftig. »Erstens wurde die Flotte nicht von Mylord B uckingha m , sondern dem Grafen Denbigh befehligt, und zweitens wür d e er etwas Derartiges nie m als tun.«
    Der Mann blickte ihn argwöhnisch an. »Ihr klingt selbst wie ein Engländer«, sagte er langsa m . » D ie Engländer sind keine wirklichen Protestante n , nic h t so wie wir. Euer gottloser H enry hat sich ja nur von den Rö m lingen losgesagt, um seiner Viel w eiberei zu frönen, und Ihr habt alle Zeichen des papisti s chen Aber g l aubens beibehalten, sogar ihre h eidni s chen Heiligen b il d er. Außerd e m ist Euer König m it der Schwester unseres Königs verheiratet. Es würde m i ch nicht wundern, wenn Ihr in W i rklichkeit gemeinsa m e Sache m it ihnen m achtet!«
    Si m on schüttelte den Kopf und setzte zu einer Entgegnung an, doch Paul zog ihn beiseite. »Gehen wir.«
    »O nein, Ihr werdet nicht gehen!« Der Bürger hatte sich in ei n e fieberhafte Erregung hineingesteigert. »Ihr seid Spione! Gute Leute, hier sind zwei verfluchte katholische Spione!«
    Das genügte, um einen Aufruhr zu verursachen. Paul hieb und stach in alle Richtungen und stell t e fest, daß es ihm m ittlerweile kaum noch etwas aus m achte, wen er dabei verletzte. Als er Si m on endlich, grün und blau geschlagen, aus dem Knäuel seiner Angreifer herausgeholt und in Sicherheit geb r acht hatte, sagte dieser schwer at m end: »O Gott, ich fürchte, das wird m i r in d e r nächsten Z eit noch öfter bevorstehen.«
    »Zwei f ellos. Aber rech n e das näch st e Mal n icht m it m einer Hil f e.«
    »Du glaubst doch nicht etwa auch, daß ich ein S pion bin ? « rief Simon entsetzt.
    »Nein. Aber durch deine Schuld habe ich m ein Stück Fleisch verloren, und das ist etwas, was m i r nicht noch ein m al geschehen wird.«
    Die Ideale, die ihn ursprünglich in die Stadt geführt hatten, ka m en ihm flüchtig in den Sinn; der Kampf um die Freiheit, nicht um die tägliche Nahrung. Aber der Freih e itska m pf w a r zu einer m echanischen Bewegung geworden. Die nächste W oche zu erleben, das war die W i rklic h keit.
    Im Haus der Fenie r s t e ilte ihm J acqueline m it, der Stadtrat habe den Frauen und Kindern per Erlaß befohlen, La Rochelle zu verlassen. Das riß ihn noch ein m al aus sei n er Abgestumpftheit. Jacquelines Augen waren geweitet vor Angst.
    »Sie sagen, die Kat ho li k en würden gewiß Mitleid m it uns haben, aber das sagen sie jetzt erst. Früher hat der Pastor uns jede Woche an die Bartholo m äusnacht erinnert. W as ist, wenn sie uns u m bringen ? «
    »Euch bestimmt nicht«, erwiderte Paul. Er brachte sie und das Kind, das er nach seinem kleinen Bruder Raoul genannt hatte, in das Hôtel Roha n . Seine Gro ß tante hatte sich bereits bewaffnet.
    »Mich wird m an hier aus La Roc h elle nicht fortbringen, ehe die Belagerung beendet ist«, sagte Cat h erine de Parthenay-Lusignan entschlossen. »D en ersten Schurken, der es wagen sollte, Hand an ein Mitglied des Hauses Rohan zu legen, erschieße ich!«
    Danach ging Paul zu Guiton, aber der Bürger m eister hörte ihn nur müde an und schüttelte dann den K opf. »Seid vernünftig, P aul. W enn wir nicht mehr auf unsere Fra u en und Kinder

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