Die Schatten von La Rochelle
Brutus Cassius im Stich gelassen ? « sagte er dann.
»Es ist noch nicht vorbei«, erklä r te Cinq Mars. »Of f iziell war es ein Anschlag auf den König. Und der König liebt m i ch. Selbst wenn der Kar d inal m ich verd ä chti g t, e r hat keine Beweise, und gegen Verdächtigungen nim m t der König m ich in Schutz. Das einzige, wo r u m wir uns Sorgen m achen m üssen, ist, wer das alte Ungeheuer jetzt u m bringen soll.«
So häufig Louis auch krank gewes e n war, Schlaflosigkeit hatte bisher nie zu seinen Beschwerden gezählt, bis zu dieser verwünschten Reise. Aber er wußte, daß er ein Bild der Unerschütterlichkeit bieten mußte, wie es einem König zustand, und w a rtete daher, bis sein K a m m erherr ka m , um ihn aufzuwecken, obwohl er die ganze Nacht nicht eine Minute geschlafen hatte.
An diesem Morgen wurde die g e w ohnte Prozedur allerdings gestört. Sein K a m m erherr teilte ihm m it, der Si e ur de Chavigny sei im Auftrag des Ersten Ministers a u s Tarascon gekommen und habe eine Nachric h t, d i e sofort ge h ört werden s ollte.
»Sire«, sagte Chavigny, nachdem er vorgelassen worden war, »es ist ein Komplott gegen Seine E m i n enz aufgedeckt worden. W i e es scheint, galt der Anschlag des Sänftenträgers doch nicht E urer Majestät.«
An seiner hö f ischen For m alität ließ sich nichts aussetzen, doch Louis hatte das Gefühl, insgeheim verhöhnt zu werden. Er wußte, daß Chavigny dem K a rdinal bed i ngungslos ergeben war; daß der Mann seinen Sohn nach Richelieu benannt hatte, war noch das geringste Zeugnis seiner Loyalität. Plötzlich fragte sich Louis, ob Chavigny oder andere gleich ihm auch zur Todsünde des Königs m ordes bereit wäre n . Selt s a m erweise jagte ihm der Gedanke keine Angst ein. Ganz gleich, was der Kardinal ah ne n m ochte, er wußte, da ß Richelieu nie den Befehl geben würde, ihn zu er m orden.
» W ir sind bestürzt, es zu erfahren«, entgegnete Louis und hüllte sich in den Schutz der königlichen Unnahbarkeit. »Gibt es schon Spuren, die auf die H i nter m änner hinweisen ? «
Statt zu a n tworten, reichte Chavig n y ihm eine Liste. E i ne Liste! Das ging über Ahnungen hinaus.
Er überflog sie; als er zu dem letzten Na m en ka m , hielt er inne.
»Das m uß e i n Irrtum sein«, sagte Louis. »Monsieur le Grand würde sich nie in derartige Mache n schaften verwickeln lassen.«
Im m er an der Grenze zwischen For m alität und Insolenz balancierend, verneinte Chavigny. »Leider ist es kein Irrtu m , Sire.«
»Es ist un m öglich«, wiederholte Louis starr. Seit er be m erkt hatte, daß auch Cinq Mars zu Listen und S c hlichen fähig war, hatte er zwar angefangen, ihm zu m i ßtrauen, was aber nichts an seiner Grunde m pfindung änderte. E r würde sich Cinq Mars nicht wegneh m en lassen.
»Sire«, beharrte Chavigny, »es gibt schriftliche Beweise. W i e es scheint, hat Monsieur le Grand m ehr getan, als Seiner E m inenz nach dem Leben zu trachten. Er hat auch Euer Vertrauen m i ßbraucht und einen Pakt m it den Spaniern geschlossen.«
»Was?«
Während Chavigny in seiner m onotonen Sti mm e Punkt für Punkt aufzählte, brach die Mauer von Louis’ W i derstand Stück für Stück zusam m en. Er konnte es noch im m e r nicht wirklich glauben, aber er entsc h ied si ch, in b ez u g auf die b ereits ausg e stellten Ha f tbe f ehle nachzugeben. Schließlich würde Cinq Mars dann im m er noch die Chance haben, seine U nschuld in dieser ungeheuerlichen Angelegenheit zu beweisen, und außerdem war es das Privileg des Königs, selbst Verurteilten Gnade zu gewähren.
Charlotte h a tte ih r e He r r in s elten s o erlebt wie in T a rasc o n. Sie wirkte wie je m and, den m an aus d e m G e fängnis befreit hatte. Als sie eine freie Stunde für sich fand, ging sie m it Charlotte in die nächstgelegene Kirche und stiftete der heiligen Jungfrau drei Dutzend Kerzen. Dann fragte sie Charlotte, ob s i e Geld haben wolle, um e benfalls welche zu stiften.
»Bitte um das, was du dir am meisten wünschst, Charlotte « , sagte Mada m e, »glaub m i r, Gebete werden erhört.«
Es war schwer, ihrem Enthusias m us zu widerstehen. Als Charlotte ihre Kerzen anzündete, schloß s i e kurz die Augen und dachte an Matthieu, ein eigenes H aus ohne die ständige Furcht, entlassen werden zu können, und ein Land ohne große Herren, die in einem nur ein Spielzeug sahen.
»Es ist ein wunderschöner Anblick, jedes m al«, sagte Mada m e.
»Licht in der Dunkelheit. Ein
Weitere Kostenlose Bücher