Die Schatten von La Rochelle
Januar verfolgte: Er und Richelieu, aneinandergekettet, an der Hüfte zusam m engewachsen, dazu verurteilt, das gleic h e Schicksal zu teilen.
Die Leibgarde des Kardinals z og sich respektvoll zurück, und Louis fing an, über den neuesten Brief des deutschen K aisers zu sprechen, als die Ereign i sse sich überstürzten.
Man hatte seine Sänfte direkt neben der des Kardinals abgestellt. Einer der königlichen Sänftenträg e r m achte einen Schritt auf die Sänfte des Kardinals zu, wobei s e ine Hand sich gleichzeitig hüftwärts bewegte. Noch ehe Louis die Bedeutung der Geste begriffen hatte, ertönte ein Schuß. Der Sänftenträger brach zusam m en. Mit einem kurzen, harten Klirren fiel ein Messer zu B oden. Louis wälzte sich herum und sah, daß einer seiner Musketiere gefeuert hatte. Die Pistole rauchte noch, während der M u sketier ausdrucksl o s erklärte:
»Ich bitte um Verzeihung, Sire, a b er der Mann hatte eine Waffe und war bereit, sie in m örderisc h er A b sicht zu gebrauchen. Derartige Personen darf m an nicht in die Nähe des Königs gelangen lassen.«
Louis starrte von d e m M usketier zu dem Mann auf d e m Boden, aus dessen Mund blutiger S chaum dra n g. Er zuckte noch ein wenig, doch es war deutlich, daß der Schuß tödlich gewesen war.
»Meine Herren«, hörte er die Sti mm e des Kardinals und be m erkte jetzt erst, daß er selbst begonnen hatte, unkontrolliert zu zittern, »das war ein Zeichen des Himmels. Gott hält seine Hand über Euch, Sire. Es lebe der König!«
Während die restlichen Sänftenträger und seine Leibwache in den Ruf einstim m t en, schaute Louis zu s e inem Ersten Mi n i ster. Er weiß es, dachte der König. Er weiß sehr genau, daß nicht ich es war, der eben in Gefahr stand, umgebracht zu werden. D ann blickte er wieder zu dem Musketier, der dem Kardi n al das L eben gerettet hatte. Er erinnerte sich vage an den Mann, an das ungewöhnlich hellblonde Haar, das fast weiß wir k te. Aber er h atte den M u sketier d’Ir s d m asens heute noch gar nicht unter seiner Leibwache be m e rkt.
34. KAPITEL
»Also, was zum Teufel ist da geschehen ? « fragte Bouillon. Seine Stim m e klang fast hysterisch.
»Das ist doch offensichtlich«, a n twortete Cinq Mars wütend. »Dieser Drecks k erl war d ie g anze Zeit ein Agent des Kardinals.«
Sie hatten sich sofort, n achdem sie die unerhörte Neuigkeit erfahren hatten, in seinem Quartier getroffen.
Fontrailles schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. » W enn er ein Agent des Kardinals wäre, dann hätte m an uns s chon längst alle verhaftet, und wir wären nie soweit gekom m en.«
» W as m i ch betrifft, ist es weit ge n ug.« Bouill o n zerrte an seinem W a m s. »Ich weiß nicht, was Ihr zu tun gedenkt, aber ich fliehe.«
Cinq Mars warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Ihr seid sowohl ein Feigling als auch ein Narr. W enn Fontrailles recht hat, dann gi b t es im m er noch keinen Beweis gegen uns. W ir können im m er noch…«
» W as ich w i ssen m öchte«, unterbrach Fontrailles, »ist, wieso der Anschlag überhaupt heute stattfand.«
De Thou schaute zu Cinq Mars, der zum ersten m al unsicher wurde.
»Nun ja mir wurde das W arten zu lang. Außerdem traute ich Irsd m asens nicht, und es hat sich ja herausgestellt, daß ich recht da m it hatte. Des w egen habe ich einen m e iner Anhänger unter den Dienern des Königs gebeten… die Sache etwas voranzutreiben. W i rklich großartig, was Eure spanischen Verbindungen uns da aufgeladen haben«, schloß er, nun wieder selbs t bewußt und zornig, an Fontrailles gewandt.
»Olivares h at m i ch vor ihm gewarnt«, sagte Fontrailles nachdenklich, »aber er hat auch geschworen, der Schatten würde den Kardinal ganz gewiß u m bringen.«
Bouillon schüttelte den Kopf. »Mir ist es m ittlerweile gl ei ch. Gehabt Euch wohl, Messieurs. W enn Ihr m einem Rat folgt, dann sehen wir uns in E ngland wieder.«
Keine sc h l e chte Idee, d achte Fo n tr a illes. Aber s o, wie er Bouillon kannte, brachte es der Mann bestimmt fertig, seine Flucht zu ruinieren und sich gefangenneh m en zu l a ssen. Nein, jetzt galt es, kühlen Kopf zu b e wahren. England, ja, aber bestim m t nicht m it Bouillon. E r blieb noch etwas, denn anders als Bouillon hatte er nicht die Absicht, seine Pläne lauthals vor Cinq Mars zu verkünden. Doch als er ging, sagte der Favorit des Königs:
»Er wird ebenfalls klein beigeben. U nd Ihr, Auguste ? «
De Thou schüttelte stumm den Kopf. »Hätte
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