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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Funk e , der zu einer stetigen Fl a mme wird.«
    Es war wieder eine ihrer poetis c hen Grillen, aber dies m al widersprach Charlotte nicht. Der An b lick der Kerzen in der dämmrigen Seitenkapelle, die der Jungfrau geweiht war, löste auch in ihr jedes m al ein Gefühl des Friedens aus. S i e kniete ne b en ihrer Herrin nieder und stim m t e in ihre Rezitation ein.
    »Gegrüßet seist du, Maria, voll d e r Gnade, der Herr ist m it dir…« Ihre leise mur m elnden Stim m en e r gänzten sich, während sie den Rosenkranz beteten, wie zwei Bäche, die sich schließlich zu einem einzigen Fluß vereinten.
     
    De Thou s c haute auf, als die Tür seiner Zelle sich öffnete. An und f ür sich du rf t en Mit g li e der des Ad el s nicht gefoltert werden, es sei denn, der König gestattete es. Seit m an ihn ve r haftet hatte, rechnete er jed o ch mit a lle m . Aber die hage r e Gestalt, die sich im Schein de r Fackeln abzeichnete, gehörte n icht d em Folterk n echt.
    » W ie ich sehe«, sagte er und ver s uchte, stolz und ungebrochen zu klingen, »hat sich die G esundheit Eu rer E m inenz so weit verbessert, um Eure Gefangenen besuchen zu können. Ich danke für die Ehre.«
    »Man hat seine Prioritäten«, entgegnete der K ardinal. Er wurde von zwei seiner Gardisten begleitet, welche die Tür hinter sich schlossen und wieder verriegelten.
    »Es wird Euch freuen, zu hören, daß Ihr diese Festung nicht m i t Monsieur le Grand teilen m üßt. Man h at ihn n ach Mo n t pe ll i er g ebracht.«
    »Und warum seid Ihr dann nicht eben f alls in Montpelli e r, Monseigneur?«
    Der Kardinal kam näher. De T hou hatte ihn schon längere Zeit nicht m ehr anders als aus großer Entfernung gesehen und stellte nun fest, daß die Gerüchte nicht übertrieben waren. Aber das, was ihn sonst e r leic h te r t hätte, l ö ste dies m a l den W unsch aus, sich zu bekreuzigen. Denn was er in dem ausgezehrten Gesicht, das m i t feinen Schweißperlen bedeckt war, erk a nnte, war nicht Richelieus Tod, sondern sein eigener.
    » W eil ich Monsieur le Grand ke n ne«, erwiderte d er Kardinal.
    »Chavigny und Monsieur de Noyes w e rden endlos große G esten und Flüche über sich ergehen lassen m ü ssen, bis sie irgendwelche Auskünfte erhalten, da ich sie m it der unerfreulichen Aufgabe betrauen mußte, ihn zu verneh m en. Meine Zeit ist beschränkt, und ich verschwende sie nicht gerne.«
    »Und Ihr erwartet«, fragte de Thou ungläubig, »daß ich Euch ein Geständnis m ache ? «
    »Ich erwarte ein Mini m u m an g r oßen Gesten und ein Maxi m u m an Int e lli g enz in diesem Gespräch, M onsieur. Ich kann m ich an Eure erste Rede vor dem Pariser Stadt p arla m ent erinnern. Euch m angelt es, im Gegensatz zu Monsieur le Grand, weder an Vernunft noch an Vorstellungskraft. Also würde i c h gerne wissen, warum I hr Euer Leben für ein derartig verblendetes U nterneh m en riskiert habt.«
    De Thou schaute zu den beiden Gardisten. »Ihr werdet kein Geständnis von m i r erhalten, Monseigneur. Ich weiß, daß m i ch das nicht retten wird, denn in einem Land, das von Eurer Tyrannei beherrscht wird, ist das Urteil be r eits gespr o chen. Aber w e nn m an nicht m ehr anders k a nn als f allen, d ann kom m t es darauf a n , wie m an f ä llt. Mag sein, daß ich sterben muß, aber ich werde nicht zulassen, daß Ihr m i ch zu einem Instrument m acht, um m eine F r eunde ins Verderben zu ziehen.«
    Ein trockener Husten schüttelte d e n Kardinal, und er wandte sich kurz ab. Dann sagte er; »Ihr werdet entschuldigen, daß ich jetzt nicht m einerseits eine große Geste m ache und m eine Gardisten fortschicke. Ein Vorurteil gegen Männer, die m i ch er m orden wollen, I h r verste h t . Ich brauche E u er Geständ n is nicht, Monsieur, ich habe andere.«
    »Ihr könnt m ir nicht einreden, daß Cinq Mars gestanden hat, Monseigneur«, entgegnete de Thou und l achte verächtlich. »Das ist sogar für Eure Verhält n isse zu durchsichtig.«
    Der Kardi n al sch ü tt e lte den K opf. »Monsieur, gebraucht Euren Verstand«, sagte er, m ilden Vorwu r f in der Stim m e. »Ich zweifle nicht daran, daß Monsieur le Grand, was auch sonst seine Fehler sein mögen, über genügend Mut verfügt, um noch lange auf seinen großen Gesten zu beharren. Aber Ihr scheint vergessen zu haben, daß Ihr Euch noch andere Verbündete ausgesucht habt.«
    Fontrailles und Bouill o n. Den bei d en war tatsächlich zuz u trauen, daß sie zu Verrätern w urden, um i h re eigene Haut zu retten. Aber

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