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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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vollständig. Es gelang ih m , seine S chwester Nicole m it ei n em Mitglied der F a m ilie de Brézé zu verh ei raten. »Die Brézés sind wirklich uralter Adel«, sagte Margot, bevor sie von der zweiten Veränderung erfuhr, »aber schwer v e rschuldet. H ast du schon von der Mitgift erfahren, die unsere gute Nicole bekom m t? «
    »Achtzigtausend Livres«, entgegnete Marie und lächelte ü b er Margots verblüfften Gesichtsausdruck.
    » W oher weißt du das ? «
    » W eil m ein Vater sich eben in m einer Gegen w art d arüber ausgelassen hat, daß ich selbst nur sechzigtausend bekomme.«
    »Du…« Margot hielt inne. Ein sel t sa m er Schatten legte sich über ihr Gesic h t. »Du wirst h eir a t e n ? W en?«
    Marie zuckte die Achseln. »Irgend w en. Sie haben m i r noch nichts Näheres gesagt. W en kümmert es schon ? «
    Schließlich teilte sie inzwischen die stillschwei g ende Überzeugung der Fra u en der Fa m ilie, daß Ehe m änner e rs e tz b ar waren, Väter, Brüder und Onkel dagegen nicht.
    Sie war nun sechzehn Jahre alt, u n d das Ende ihrer Jugend rückte rasch näher, ohne daß sie es ahnte.
    Sie sah Antoine du Roure, Sieur de Co m balet, den Neffen des all m ächtigen königlichen Günstlings Luynes, z u m ersten m al am Tag ihrer Eheschließung. D aß er sich trotz der m e hr m onatigen Verlobungszeit nie die Mühe ge m acht hatt e , sie zu besuchen, beunruhigte sie ein we ni g, aber sie war zu erleichtert darüber, daß er anscheinend jung, gesund und geistig nor m al war, um dieser S orge wirklich Raum zu geben.
    Das Erbe ih r er Fa m ilie b ela s t ete sie weitaus m ehr. I n zwisch e n hatte sie beobachtet, wie die Ängste ihrer Tante Nicole sich all m ählich von kleinen abergläubischen Vorurteilen zu regelrechten Beses s enheiten auswuchsen, und sie fragte sich, ob es noch einen anderen Grund als die strenge Ordensregel der Kar t äuser gab, der ihren unbekannten Onkel Alphonse, den m ittleren Bruder de Richelieu, daran hinderte, seine Fa m ilie zu besuchen oder s i ch von ihr besuchen zu lassen.
    Außerdem lag ihr der T od ihres O n kels Henri n och auf der Seele. Die W i ederherstellung des Ansehens der Fa m i lie war für Henri zu spät geko mm en, zu spät für seine Trauer und seinen Z o rn. Er hatte schon im m e r ein heftiges Te m per a m ent besessen, und der Streit, den er m onatelang m it einem benachbarten Gutsherrn geführt hatte, weil einem seiner Pächter der Zaun nie d ergerissen worden war, gehörte zu den Familienlegenden. Aber das Duell, in dem er starb, war das dritte innerhalb kurzer Zeit gewesen, in das er sich verwickelt hatte, und nie m and in der Fa m ilie zweifelte daran, daß er bewußt den Tod gesucht hatte.
    Marie suchte den Bischof auf, s o w i e sie davon erfuhr. Er war nic h t bei der Königin m utter, wo er hätte sein sollen, da sie s i ch wieder ein m al ihrem Sohn entfr e m det hat t e, sondern in dem Pariser Stadthaus, das er vorläufig bewohnte. Es war das erste, aber nicht das letzte Mal, daß sie Zeuge eines seiner Wutausbrüche wurde.
    »Gott ver f l u che alle D u ell e ! Von all den törichten, albernen Gründen, warum ein Mensch sterben könnte…«
    »Deswegen ist er nicht gestorben«, sagte sie ruhig.
    »Ich weiß. Ich weiß!« Mit e i nem Mal sc h l ug er die Hände vor das Gesicht. Als er sie wieder sinken ließ, sah sie, daß er geweint hatte.
    »Ma nièce«, sagte er abrupt, »wenn nicht Eure Heirat wäre, würde ich m i ch jetzt nach Luçon zurückz i ehen. Gott weiß vielleicht, wie ich da m it leben werde, aber ich weiß es nicht.«
    »Ihr werdet nicht nach Luçon gehen, Monseigneur«, sagte Marie streng. »Ihr wißt genau, daß Ihr hierbleiben und das fortsetzen werdet, was Ihr begonnen habt.« Ganz gleich, wie viele Brüder und Schwestern noch sterbe n , setzte s ie still s chweige n d hinzu. Sie spürt e , daß er den Gedanken gehört hatte. Er hob eine Braue.
    »So jung und so hart, Nichte ? «
    »Unser bester Trost ist die W ahrheit«, ziti e rte sie ei n en sein e r Lieblin g sautoren, dessen W erke er ihr erst kürzlich zu lesen gegeben hatte, »in ihr leben wir, und in ihr sterben wir.«
    Er ergriff plötzlich ihre Hände, was eine seltene Geste bei i h m war; wie sie wich er körperlichen Berührungen eher aus. Seine Hände waren warm, was sie überraschte, denn er hatte das Feuer ausgehen lassen, und es war so k a lt in diesem Rau m , daß ihre Fingerspitzen ihr wie erfroren vorka m en.
    »Marie«, sagte er.
    Ihre eigene

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