Die Schatten von La Rochelle
Zurückhaltung sch w and, und sie beschloß, ihm etwas anzuvertrauen, was sonst nie m and w ußte; Margot gegenüber hatte s i e sich selbstbewußt geben m üssen, ihr kleiner Bruder war noch zu jung, und ihren Vater interes s ierte so etwas nicht.
»Ich weiß, daß es m e i ne Pflicht ist, aber ich würde lieber noch nicht heiraten, Monseigneur.«
Ihr Onkel wirkte n icht e n trüstet, wie s ie ins g eheim be f ürchtet h atte.
» W arum nicht?« fragte er sachlich.
Sie schaute auf ihre Hände, die n o ch im m er in den seinen lagen, und suchte vergebens nach W orten, um das auszudrücken, was sie bela s t ete. A ber er b egri f f es auch so.
»Marie«, sagte er leise, »jede Ehe ist anders. U nd Ihr seid anders als Margue n te. Ihr wer d et nic h t a l l e in im Kindbett s t erben. Ihr s e id jung, und E uer Ge m ahl gehört zu der Fa m ilie des m ächtigsten Mannes im Lande.«
»Günstlinge«, platzte sie heraus, ehe sie sich zurückhalten konnte,
»sind ständig in Gefahr, zu stürzen. Wenn der König Luynes verstößt oder verbannt…«
Der Griff ihres Onkels verstärkte sich. »Selbst wenn Luynes irgendwann nicht m ehr in der Gunst d e s Königs steht«, sagte er langsa m , »ich werde nie m e hr zulassen, daß einem Mitglied meiner Fa m ilie das gl e iche zu s tößt wie Henri u nd Margue ri te.«
Der Zorn, d en er zu Beginn ihres Gespräc h es g ezei g t hatte, kehrte zurück. »Und ich werde diesen idiotischen Duellen ein Ende setzen.
Mag sein, daß Henri den Tod suchte, ab e r m an hätte es ihm nic h t so leicht m achen dürfen!«
Dann senkte er seine Stimme wiede r . »Aber u m das erreichen zu können, m u ß ich Verbündete haben. Ich brauche Eure Hilfe, ma nièce. Ich b rauche die s e Ehe. W erdet Ihr m ir helfen?«
Sie dachte daran, als sie neben A n toine du Roure niederkniete. Ihr Onkel vollzog ihr zu Ehren die Tra u ung selbst; es war das erste Mal, daß sie ihn als Priester erlebte, wenn m an von den Gebeten für ihre sterbende Mutter absah. Sie war froh, daß sie nicht während der gesa m t en Hochzeitszeremonie stehen mußte, denn das Brautkleid, m it dem die Königin m utter sie ausgestat t et hatte, um ihren Lieblingsratgeber zu ehren, war m it Dia m anten und Perlen im W ert von weiteren zwanzigta us end Livres besetzt. S i e hatte noch nie ein so schweres Kleid besessen, und obwohl sie nic h t une m p fänglich für den Anblick war, den sie am heutigen Morgen im Spiegel geboten hatte, wünschte sie insgeheim den Ab e nd herbei, um diese Last endlich nicht m ehr tragen zu müssen.
Als der Sieur de Co m balet ihr den Ring überstrei f t e, tat er es, ohne sie dabei anzusehen, was sie verwirrte. W ar er denn überhaupt nicht neugierig a u f seine Braut?
Dieses Ver h alten hielt die ganze F e ier über an. Er sprach nur einige wenige W orte m it ihr, wenn die Höflichkeit es erforderte; ansonsten ignorierte er sie. Dab e i konnte sie beobachten, daß er sich der Königin m utter, die der Ehrengast an diesem Tag w a r, und ihren Hofda m en gegenüber durchaus aufgeräumt und charmant verhielt. Natürlich wußte sie genau, daß es sich um eine Zweckehe handelte, um das Bündnis ihres Onkels m it Luynes zu festigen, aber sicher hatte sie an ihrem Hochzeitstag doch ein wenig mehr Auf m erksa m keit verdient?
Als die zahlreichen Unterhaltungen schließlich zu einem Ende gekom m en w a ren und sie von den Frauen ihrer Fa m ilie in ihr Brautge m ach g e führt wurde, legte sich die Erschöpfung des Tages wie eine bleierne Last auf ihre Schultern. S t umm hielt sie aus, bis sie entkl e idet war, und wünschte nur, endlich schlafen zu können. Dann ließ ein Scherz von Claude de La Porte, die m it Suzannes Bruder Charles verheiratet war, sie wieder hellwach werden.
»Man m öchte m einen, s o ein kluges Mädchen hat nichts m e hr dazuzulernen«, sagte diese kichernd, »aber ich wette, daß Ihr morgen doch noch etwas klüger sein werdet, Kindchen!«
»Da bin ich sicher«, warf Margot ein. Ihre Worte ka m en etwas schleppend. Hellr o t e Flecken bran n t en i h r im Gesicht; Marie hatte be m erkt, daß sie den ganzen Tag über dem ausgeschenkten W ein reic h lich z u gesprochen hatte. Pl ö tz l ich wünschte sie nichts so sehr, als jetzt m it Margot einen Streit anzufangen und sich wieder zu versöhnen, wie sie es in ihrer K i ndheit hundertmal getan hatten. Sie sehnte sich sogar in den Keller zurück, zu d e m Tag, als Margot für den Tod des Vogels bestraft worden war. Überall sein, nur
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