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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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i r nicht zusteht, zwischen ihr, E uch und dem König zu ver m itteln.«
    Margot hätte geklatscht, gelac h t und dann gefragt, was sie denn weiter beunruhige. Ihr Onkel jedoch nickte. »Es gibt Dinge, die m an nicht vergessen kann, D i nge, auf d i e m an nicht verzichten kann, obgleich m an sich ihrer T orheit und Fruchtlosigkeit bewußt ist«, sagte er leise, »und es ist gut so, Marie. Sonst wären wir Götter.«
    Aus d e m B a u m , in dessen Schatten d i e Statue stand, löste sich ein erstes Blatt. Sie sah es herabsch w eben und fing es m it geöffneten Händen auf. Sie b etrac h teten das starke Gerip p e m it sei n en zarten Verästelungen, das die Sonne fast durchsichtig m achte. Marie sagte;
    »Aber es ist noch zu früh für den Herbst.«
    Es war, als protestiere sie gegen sehr viel m ehr, dachte der Kardinal. » W ir werden Rueil bald wieder verlassen müssen«, sagte er laut.
    » W aru m ?« Wenn sie nach Paris z u rückkehrte, würde sich die Entscheidung, die sich in Sachen P a ul d’Irsd m asens anbahnte, nicht m ehr aufschieben la s sen. Sie hatte i h n seit dem Tag auf dem Place de Greve nic h t m ehr wiedergese h en. Um nicht den Eindruck aufko mm en zu lassen, als habe er sie eingeschüchtert, hatte sie seinen jüngeren Bruder m ehr als ein m al e m p f angen und sich nach ihm erkundigt. Sie m ochte Raoul aufrichtig, und da er ihr die gespannten B eziehungen zu dem dritten Bru d er, Philip p e , gestanden hatte, b r achte sie ihn bei der Ga z ette unter. Der Herausgeber der Gazette, Theophras t e Renaudot, schuldete ihrem Onkel Lizenz, Gründungskapital und noch m anches andere. E r m achte keine Anstalte n , zu widersprechen, als sie ihn darum bat, den jungen Irsd m asens zu beschäftigen.
    »Der Aufenthalt hier tut Euch gu t . In Paris könnt Ihr nicht m e hr als drei oder vier Stunden in der Nacht schlafen, das wißt Ihr genau. W arum also?«
    » W eil ich es nicht für klug halte, den König jetzt für längere Zeit alleinzulassen, und er verlä ß t Versailles m orgen.«
    Sie nahmen ihren Spaziergang wie d er auf. Marie hielt noch imm e r das Kastanienblatt in ihrer linken Hand und zeichnete m it den Fingerspitzen ihrer Rec h t e n Zacke für Zacke nach.
    »Habe ich Euch je erzählt, Mar i e, daß ich gesehen habe, was m it Concini passiert ist? Oh, nicht die Er mordung selbst. Aber am nächsten Tag fuhr ich aus. Der Mob h a tte herausgefunden, daß m an seine Leiche in S aint G e r m ain l’Auxe r rois b ee r d i g t h a tt e. S i e g r ub en i hn wieder aus, schleppten ihn in die S t adt, und als ich auf den PontNeuf k a m , sah ich, daß m an ihn an den Füßen aufgehängt hatte und in Fetzen riß.«
    Sie verstand. »Ma nièce«, fuhr er fort, »ich habe in den Jahren seither nie großen W ert darauf gelegt, zu schlafen, denn in m einen Träu m en sehe ich m i ch selbst an der Stelle Concinis.«
    »Der König würde Euch nie m als f a llenlassen«, sagte sie, aber sie hatte Avignon nicht vergessen, und ihrer Versicherung m a ngelte es an Überzeugung. Sie f r östelte und erinnerte sich an die Hinrichtung auf dem Place de Greve. Eine Stim m e, die wie Paul d’Irs d m asens’ klang, sagte in ihr: Was wir gesät haben, werden wir ernten. Ihre eigene Stim m e widersprach m it wesentlich größerer Festigkeit als vorher: »Es wird nicht geschehen.«
    Ihr Onkel nahm ihr das Blatt aus d e r Hand. So fragil, so leicht zu zerstören. »Nein«, erwiderte er, wie er es all die Jahre getan hatte,
    »es wird nicht geschehen.«
     
    Im allge m einen gefielen Charlotte die Aufenthalte in Rueil, denn dank der wenigen Besucher gab es nic h t v i ele Anlässe, zu denen Mada m e repräsentative Roben benötigte, und dadurch auch weniger Arbeit f ür i h re Zo f e. Doch heute war Charlottes fr eier Nach m ittag. In Paris hätte sie die Jahr m ärkte bes u chen können; hier fand sie sich da m it ab, daß ihr nichts anderes ü b rigblieb, als sich m it Näharbeiten an ihren eigenen Kleidern zu beschäftigen und ein wenig m it den anderen Do m estiken zu schwatzen.
    Ein G e m isch aus Erleichterung, Verwunderung und aufkei m ender Freude m a c hte sich in ihr breit, als eine der Dienerinnen in die Küche ka m , in der sie beisa mm ensaßen, und verkündete, Charlotte habe einen Besucher.
    Die Neckereien der anderen ignorierend, legte C harlotte die Haube beiseite, an der sie gestickt hatte, und erhob sich. Sie brauchte nicht zu fragen, um wen es sich handelte; in der l e tzt e n Zeit hatte Matt h ieu sie

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