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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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den Rücken zukehrend. All m ählich m achte ihn das Schweigen nervös. Selbstverstän d lich war seine Position als Günstling ihres G e m ahls ihr gegenüber ein wenig delikat, aber er fand, sie könne ihn dennoch etwas zuvorkom m ender behandeln. Im m erhin hatte er ihr gerade die Erfüllung ihres lebenslangen Trau m es angeboten.
    »Bedenkt, Mada m e«, begann er noch ein m al und nahm es ihr übel, daß er den Anfang m a c hen m ußte, »was ein Frankreich ohne den Kardinal bedeutet. Eure Fr e unde würden zurückkehren können. Frankreich und Spanien wären wie d er verbündet, so wie es von Anfang an durch Eure Heirat hätte geschehen sollen. Vereint könnten sie den Kampf der heiligen Sache gegen d i e Ketzerei wieder aufneh m en, und wir könnten das gottlose Bündnis m it den Protestanten in Schweden und Deutschland abbrechen.«
    Der größte Teil der Argu m ente stammte von de Thou, aber der let z te S a tz war sein E i nf all, auf den er se h r st o lz war. Schlie ß lich w a r die Königin Spanierin, und die Spanier waren berüchtigt für die Ko m pro m i ßlosigkeit ihres Glaubens.
    »Ihr könntet offen m it Eurem Bruder korrespondieren, ihn vielleicht sogar besuchen.«
    Nun k a m das pièce de résistance. »Und wo m it v e rdient es der Kardinal, daß Ihr ihn schützt? Denkt an alles, was er Euch angetan hat.«
    Das brachte sie dazu, sich heftig u m z uwenden.
    »Monsieur le Grand«, sagte sie knapp, »was m i r der Kardinal angetan hat, weiß ich selbst am besten.«
    Sollte das eine Zurechtweisung sein? Er b i ß si ch auf die Lippen. De Thou hatte zu diesem Punkt einige m erkwürdige Überlegungen angestellt. »Ich bin m ir nicht sicher m it der K önigin«, hatte er erklärt. »Sie ist eine edle Frau, der Unrecht getan wurde, aber m einer Meinung nach liegt der Feindscha f t zwischen ihr und dem Kardinal zugrunde, daß sie sich eigentlich stark voneinander angezogen fühlen.«
    Cinq Mars hatte gelacht und derar t ige Spekulationen auf de Thous intensive Ro m anlektüre zurückgeführt, aber jetzt war er sich nic h t m ehr so sicher. W arum hatte sie s e in Angebot nicht sofort aufgegriffen, warum zeigte sie nicht glüh e nde Dankbarkeit für die Gelegenheit, ihren größten Fei n d endlich loszuwerden?
    Der kalte Schweiß brach ihm aus, als er sich vorstellte, was es b e deuten würde, wenn er si ch geirrt hatte. W enn d i e Königin dem Kardinal die Verschwörung aufdecken wür d e. Ich streite alles ab, dachte er entschlossen. Beweisen kann m an uns nichts.
    Aber der Kardinal war n i cht eben für seine Rück s i chtnah m e auf juristische Vorschriften bekannt. Der König würde ihn, Cinq Mars, natürlich beschützen, aber… Zum ersten m al kam ihm die unwillkom m ene Überlegung, daß Louis, sollte er bereit sein, einen Minister zu opfern, der ihm zwanzig Jahre lang treu gedient hatte, m öglicherweise noch eher bereit wäre, einen Günstling seinem Schicksal zu überlassen, den er ganze drei Jahre kannte.
    Aber das läßt sich nicht verglei c hen, dachte er fieberhaft. Louis liebt m i ch. Den Kardinal liebt er nicht…
    »Ja«, wiederholte die K önigin lang s a m , »ich weiß am besten, was er m i r angetan hat. W enn Ihr es fertigbringt, Frankreich m it Spanien zu versöhnen, ist Euch m eine Dankbarkeit sicher, Monsieur le Grand.«
    »Und der Kardinal…«, drängte Cinq Mars.
    »Seine Majestät hat m i r schon vor sehr langer Zeit deutlich ge m acht, daß die Regier u ng dies e s L a ndes m ich nicht b etri ff t. Sollte er sich ent s cheiden, seinen Ersten M i nister loszuwerden, auf welche Art auch im m er, wer bin ich, um dagegen Einspruch zu erheben ? «
     
    Das Theater im Hôtel de Bourgogne bestand aus einem umgestalteten Ballsaal, was m an ihm auch a nm erkte. Geiger saßen zu beiden Seiten der breiten Stufen, welche die Bühne m it dem Parkett verbanden, und der Vorhang bestand aus zusam m enge r afften Gobelins m it dem königlichen W appen. Dennoch hatte es rasch den Ruhm erworben, das be s t e der d r ei ö ff entlichen Theater zu sein; h i er h atte m an den Cid uraufgeführt, das überwältigend s te Ereignis auf der Bühne in den letzten hundert Jahren.
    »Dum m es Volk«, sagte Talle m ant zu Raoul d’Irsd m asens, als der erste Schauspieler der Truppe vortrat und verkündete, die heutige Vorstellung sei Monsieur le Cardinal de Richelieu gewid m e t , der in seiner üblichen Großzügigkeit die jäh r liche Unterst ü tz u ng dies e s Theaters auf zwölftausend Livres

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