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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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noch andere Experten, aber... « »Ich verstehe schon.« »Wenn es die Mühe lohnt?« »Ja.«
    »Mit dem Kleid, das ist ein bisschen was anderes. Wir haben hier zum Beispiel ein Etikett. Das wird die Arbeit sehr erleichtern. Ich kenne diesen Markennamen zwar nicht, aber das spielt für uns keine so große Rolle. Selbst wenn die Firma längst zugemacht hat. Und bei Tuchmaterial ist es leichter, das Alter zu bestimmen. Das können wir wohl selbst machen.«
    »Vielleicht stammt der Zettel aus der gleichen Zeit«, gab Winter zu bedenken.
    »Möglich. Aber wir wissen es nicht.«
    »Und Fingerabdrücke?«
    »Es gibt welche, aber mehr kann ich jetzt nicht sagen.«
    Winter betrachtete die kleinen Sachen, die von einer starken Lampe angestrahlt wurden, und empfand Trauer. Eine natürliche Reaktion. Er erinnerte sich an sein Gespräch mit Beier über Archäologen. Fühlten sie Trauer, wenn sie über geöffneten Grabkammern standen und zwischen den Grabbeigaben der Verstorbenen nach weiteren Funden suchten?
    Das Kleid vor ihm konnte dem Mädchen, Jennie, gehören, aber das glaubte er nicht. Er war davon überzeugt, dass es Helene gehört hatte, sagte aber nichts zu Beier. Sie hatte es getragen, als sie etwa so alt war wie ihre Tochter jetzt, also vor ungefähr 25 Jahren. Aus dieser Zeit stammt es, überlegte Winter. Aus den frühen siebziger Jahren. An der Grenze zu meiner Teenagerzeit. Sie hatte dieses Kleid getragen, und vielleicht hatte sie selbst den Zettel in die Tasche gesteckt. Oder jemand anders zu einem ganz anderen Zeitpunkt? Vielleicht die Tochter? Warum? Die Frage ist auch, ob das für mich überhaupt von Bedeutung ist. Ich glaube es. Ja. Ich bin mir sicher.
    »Wenn du das Alter des Papiers ungefähr bestimmen kannst, würde es, glaube ich, uns für die Ermittlung ausreichen«, sagte er laut.
    »Die Frage ist, was ungefähr ist«, wandte Beier ein. »Gute Frage.«
    »Ich lasse von mir hören.« Beier begann, die Lichter zu löschen und abzuschließen. »Jetzt muss ich heim und packen.«
    »Verreist du?«
    »Morgen. Zu den Kollegen in Sundsvall. Nur den Tag über. Ein Vortrag.«
    »Muss das sein?«
    »Jammere nicht, Erik. Es gibt noch andere Leute hier, die an deinem... unserem Fall arbeiten. Und außer den Polizisten Göteborgs muss ich auch andere zum Licht führen.«
    »Dann hältst also du den Vortrag?«
    »Selbstverständlich.«
    »Worüber denn?«
    »Wie man eine effektive technische Abteilung schafft«, antwortete Beier. »Und wann verrätst du das den Leuten hier?«, fragte Winter.

36
    Winter parkte in Mölnlycke nah bei einem Supermarkt und ging durch die schmale Einkaufspassage zwischen dem Kaufhaus und einem Geschäft für Videofilme, Bücher und Papier. Ein Geschäft bot beides, Parfüm und Reformkost, an. Weizenkleie mit Moschusduft. Winter schüttelte sich.
    Die Passage mündete auf eine freie Fläche. Das Tageslicht tauchte den Platz in ein hartes Licht und verlieh allem scharfe Konturen, alles erschien zweidimensional, wie ein in Stein geschnittenes Bild. Das Blau des Himmels war klar. Kalt. Überall kündigte sich jetzt der Herbst an. Der Sommer war in einen Herbst mit klirrendem Frost übergegangen.
    Rechts von Winter lag der Eingang zum Postamt. Winter stellte sich neben die Doppeltür und ließ seinen Blick über den Platz wandern: Links von ihm das Einkaufszentrum, schräg links, der Post genau gegenüber, befand sich Jacky's Pub. Gerade vor ihm erstreckte sich eine freie Fläche von ungefähr fünfundsiebzig Meter Durchmesser. Fast schon ein Park, mit Büschen, auf denen das Sonnenlicht zu tanzen schien. An der rechten hinteren Ecke des Platzes stand ein achtstöckiges Haus mit einem Uhrengeschäft und einer Geschenkboutique, an dem rechts eine offene Arkade nach Osten vorbeiführte. Winter konnte ein Sparkassenschild und das Schild eines Blumengeschäfts ausmachen. Er schaute sich um. Wer vom Platz kam, ging normalerweise nach links oder rechts, um den Parkplatz oder andere Läden zu erreichen. Winter machte ein paar Schritte auf den Platz und drehte sich dann um. Die Fenster des Postamts nahmen ungefähr zwanzig Meter der Fassade ein. Winter setzte sich auf eine Bank, die Sicht war noch immer gut. Dann stand er auf und ging rüber zum Pub. Er war geschlossen und würde erst in drei Stunden aufmachen. Er drehte sich prüfend um: Auch von hier aus konnte er die Tür des Postamts sehen. Hinter ihm gab es ein Fenster, und als er hindurchblickte, standen dort eine Bank und Barhocker. Winter war

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