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Die Schattenhand

Die Schattenhand

Titel: Die Schattenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wenn sie überhaupt wusste, was Trumpf war. Aimée Griffiths Spiel kann in ihren eigenen Worten zusammengefasst werden: «Ich mag eine nette Partie Bridge ohne Schnickschnack – und ohne irgendwelche albernen Konventionen. Ich sage, was ich denke. Und bitte keine Manöverkritik hinterher! Es ist schließlich nur ein Spiel!» Der Hausherr, wen sollte es wundern, hatte es nicht leicht.
    Nichtsdestoweniger ging alles recht harmonisch seinen Gang, trotz gelegentlicher Aussetzer seitens Colonel Appletons, der quer durch den Raum Joanna anstarrte.
    Den Tee gab es an einem großen runden Tisch im Esszimmer. Gegen Ende stürmten zwei verschwitzte, übermütige kleine Jungen herein und wurden von der stolzgeschwellten Mutter und dem nicht minder stolzen Vater vorgestellt.
    Dann, als wir schon fast fertig waren, verdunkelte ein Schatten meinen Teller, und als ich aufblickte, stand in der Terrassentür Megan.
    «Oh», sagte ihre Mutter. «Da ist ja Megan.»
    Sie klang überrascht, als hätte sie völlig vergessen gehabt, dass es Megan gab.
    Das Mädchen kam herein und begrüßte die Gäste, ungelenk, ohne jede Anmut.
    «An deinen Tee hab ich jetzt gar nicht gedacht, Liebes», sagte Mrs Symmington. «Miss Holland und die Jungen machen ein Picknick, deshalb gibt es heute im Kinderzimmer keinen Tee. Ich hatte ganz vergessen, dass du nicht dabei bist.»
    Megan nickte.
    «Schon in Ordnung. Ich geh in die Küche.»
    Damit schlurfte sie aus dem Zimmer. Sie war schlampig gekleidet wie immer, an ihren beiden Fersen klafften riesige Löcher im Strumpf.
    Mrs Symmington sagte mit einem entschuldigenden kleinen Lachen: «Meine arme Megan. Sie ist in diesem schwierigen Alter, wissen Sie – mit der Schule fertig, aber noch nicht richtig erwachsen. Da sind alle Mädchen schüchtern und linkisch.»
    Joanna warf ihren blonden Kopf zurück, eine Geste, die ich als Kampfansage erkannte.
    «Aber Megan ist doch schon zwanzig, oder?», fragte sie.
    «Oh, ja, ja. Sicher. Aber sie ist sehr jung für ihr Alter. Ein richtiges Kind noch. Das ist so etwas Schönes, finde ich, wenn Mädchen nicht zu schnell erwachsen werden.» Wieder lachte sie. «Ich glaube, im Grunde wünschen sich alle Mütter, dass ihre Kinder immer klein bleiben.»
    «Ich wüsste nicht, wieso», sagte Joanna. «Was will man denn mit einem Kind, das geistig auf dem Stand eines Sechsjährigen bleibt, während sein Körper heranwächst?»
    «Ach, Sie dürfen nicht alles so wörtlich nehmen, Miss Burton», erwiderte Mrs Symmington.
    Ich stellte fest, dass Mrs Symmington mir nicht sehr sympathisch war. Hinter dieser blutarmen, angekränkelten, verblühten Hübschheit, so argwöhnte ich, verbarg sich ein selbstsüchtiges, vereinnahmendes Naturell. Sie sagte – und meine Abneigung nahm noch ein wenig zu:
    «Meine arme Megan. Sie ist kein ganz einfaches Kind, leider Gottes. Ich versuche, irgendeine Beschäftigung für sie zu finden – es soll ja einiges geben, das sich im Fernunterricht lernen lässt. Schneidern zum Beispiel, oder vielleicht könnte sie es mit Stenographie und Maschinenschreiben probieren.»
    In Joannas Augen blitzte es immer noch. Als wir uns wieder an den Bridge-Tisch setzten, sagte sie: «Sie geht jetzt sicher viel auf Gesellschaften und Tanzabende. Geben Sie einen Hausball für sie?»
    «Einen Hausball?» Mrs Symmington wirkte ebenso verblüfft wie belustigt. «Nein, so etwas ist in unserer Gegend nicht üblich.»
    «Ach so. Also nur Tennisnachmittage und solche Sachen?»
    «Unser Tennisplatz ist schon seit Jahren nicht mehr benutzt worden. Weder Richard noch ich spielen. Später, nehme ich an, wenn die Jungen größer sind… Ach, Megan wird sich schon zu beschäftigen wissen. Sie trödelt sowieso am liebsten vor sich hin. Dann sehen wir doch mal – habe ich vorhin gegeben? Zweimal Sans Atout.»
    Auf der Heimfahrt trat Joanna so hart aufs Gaspedal, dass der Wagen einen Satz machte, während sie sagte:
    «Mir tut dieses Mädchen so Leid.»
    «Megan?»
    «Ja. Ihre Mutter kann sie nicht leiden.»
    «Also komm, Joanna, jetzt übertreibst du aber.»
    «Nein. Viele Mütter mögen ihre Kinder nicht. Und Megan ist sicher nicht gerade einfach zu haben. Sie stört die Symmetrie – die Symmington-Symmetrie. Die Familie ist ohne sie komplett, und das muss ein furchtbares Gefühl sein für ein sensibles Geschöpf – und Megan ist sensibel.»
    «Ja», sagte ich, «das glaube ich auch.»
    Ich schwieg einen Moment.
    Joanna lachte plötzlich schadenfroh auf.
    «So ein Pech aber

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