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Die Schattenhand

Die Schattenhand

Titel: Die Schattenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gegangen?»
    «Nein. Ich hatte ihn hinten im Wintergarten gelassen. Ich weiß nicht, um wie viel Uhr das war – vielleicht zehn vor drei.»
    «Haben Sie da Megan oder Minnie gesehen?»
    «Megan muss schon weg gewesen sein. Nein, ich habe Minnie nicht gesehen. Ich habe gar niemanden gesehen.»
    «Und dann waren Sie fischen?»
    «Ja, wir sind am Bach entlanggegangen. Gefangen haben wir nichts. Wir fangen fast nie etwas, aber die Jungen haben ihren Spaß. Brian ist ziemlich nass geworden. Ich musste ihn umziehen, als wir wieder daheim waren.»
    «Sie kümmern sich mittwochs um den Tee?»
    «Ja. Im Wohnzimmer ist immer schon für Mr Symmington gedeckt. Ich muss nur noch den Kessel aufsetzen, wenn er heimkommt. Die Kinder und ich trinken unseren Tee im Schulzimmer – und Megan natürlich auch. Ich habe mein eigenes Teegeschirr oben im Schrank.»
    «Wann sind Sie zurückgekommen?»
    «Zehn vor fünf. Ich habe die Jungen nach oben gebracht und angefangen, den Tisch zu decken. Als dann um fünf Mr Symmington kam, bin ich nach unten gegangen, um seinen Tee zu machen, aber er sagte, er würde mit uns im Schulzimmer Tee trinken. Die Jungen fanden es herrlich. Hinterher haben wir noch Tierquartett gespielt. Es ist so eine furchtbare Vorstellung im Nachhinein – dass das arme Mädchen die ganze Zeit im Schrank lag.»
    «Würde normalerweise jemand an diesen Schrank gehen?»
    «Nein, da ist fast nur Gerümpel drin. Die Hüte und Mäntel hängen in der kleinen Garderobe an der Haustür, gleich rechts, wenn Sie reinkommen. Es hätte Monate dauern können, bis jemand den Schrank geöffnet hätte.»
    «Aha. Und Ihnen ist nichts aufgefallen, Sie haben nichts Ungewöhnliches bemerkt, als Sie heimkamen?»
    Die blauen Augen weiteten sich.
    «Nein, überhaupt nichts. Es war alles wie immer. Das macht es ja so furchtbar.»
    «Und die Woche zuvor?»
    «Sie meinen den Tag, als Mrs Symmington…»
    «Ja.»
    «Oh, das war schrecklich – schrecklich!»
    «Ja, ja, ich weiß. Waren Sie da auch den ganzen Nachmittag fort?»
    «O ja, ich gehe jeden Nachmittag mit den Jungen an die frische Luft – wenn das Wetter mitspielt. Unterricht ist am Vormittag. Wir sind ins Moor hinaufgegangen, das weiß ich noch – ziemlich weit. Ich hatte schon Angst, wir hätten uns verspätet, denn als wir gerade am Tor waren, sah ich Mr Symmington aus seiner Kanzlei am anderen Ende der Straße kommen, und ich hatte noch nicht mal Wasser aufgesetzt, aber dann war es doch erst zehn vor fünf.»
    «Sie sind nicht zu Mrs Symmington hochgegangen?»
    «O nein. Das habe ich nie gemacht. Sie brauchte ihre Mittagsruhe. Sie litt an Neuralgien – und die traten meistens nach dem Essen auf. Dr. Griffith hatte ihr etwas zum Einnehmen verschrieben. Sie hat sich immer hingelegt und zu schlafen versucht.»
    In beiläufigem Ton sagte Nash: «Also hat ihr niemand die Post nach oben gebracht?»
    «Die Nachmittagspost? Nein, ich schaue immer in den Kasten und lege die Briefe auf den Tisch in der Diele, wenn ich zurückkomme. Aber sehr oft ist Mrs Symmington aufgestanden und hat sie selbst herausgeholt. Sie hat nicht den ganzen Nachmittag geschlafen. Normalerweise war sie ab vier wieder auf.»
    «Aber Sie haben sich nichts dabei gedacht, dass sie an diesem Nachmittag nicht auf war?»
    «O nein, ich habe an nichts Böses gedacht. Mr Symmington hängte seinen Mantel in der Garderobe auf, und ich sagte: ‹Der Tee ist noch nicht ganz fertig, aber das Wasser kocht gleich›, und er nickte und rief: ‹Mona, Mona!› – und als Mrs Symmington nicht antwortete, ging er hinauf in ihr Zimmer, und es muss ein entsetzlicher Schock für ihn gewesen sein. Er rief nach mir, und als ich kam, sagte er: ‹Lassen Sie die Kinder nicht herauf›, und dann rief er Dr. Griffith an, und niemand dachte mehr an den Kessel, und der Boden brannte durch! Lieber Gott, es war grauenvoll, und dabei war sie mittags so lustig und vergnügt gewesen.»
    Unvermittelt fragte Nash: «Was halten Sie persönlich von dem Brief, den sie bekommen hat, Miss Holland?»
    «Oh, er war schändlich – schändlich!», erklärte Elsie Holland entrüstet.
    «Schon, aber das meine ich nicht. Glauben Sie, dass er die Wahrheit sagt?»
    Elsie Holland antwortete entschieden: «Nein, das glaube ich ganz und gar nicht. Mrs Symmington war sehr sensibel – außerordentlich sensibel. Sie musste alle möglichen Mittel für ihre Nerven einnehmen. Und sie war sehr – nun ja, empfindlich. » Elsie errötete. «So etwas – so etwas Primitives

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