Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
Wächter schrie. In den Splittern lag Lonerin und schien tot: Sein Gesicht war bleich, und die Finger einer Hand krampften sich um den Talisman. Starr wie eine Leiche wirkte er. Lonerins Geist hatte den Körper verlassen. Er hatte es geschafft.
Sennar rappelte sich auf und warf dabei einen besorgten Blick auf die Kugel, die eben noch Asters Geist beherbergt hatte. Jetzt war sie leer, sah nicht anders aus eine beliebige Glaskugel.
Als er wieder zu Yeshol schaute, sah er, dass dieser seine verbrannten Hände erhoben hatte und sich anschickte, einen Zauber zu sprechen. Nur noch einen Augenblick, und alles wäre aus. Mit Yeshols Zauberkraft konnte er es nicht mehr aufnehmen. Und so packte er ihn kurz entschlossen von hinten und presste ihm eine Hand auf den Mund, während er ihm mit der anderen die Kehle zudrückte. Yeshol wehrte sich verzweifelt. So begannen sie zu rangeln, schleuderten sich gegen die Wände und stießen dabei die Glaskugel um, die in tausend Scherben zerbrach. Doch sie kümmerten sich nicht darum und wälzten sich nun, ineinander verbissen wie wilde Tiere, am Boden. Sennar spürte, wie ihm die Zähne seines Feindes in die Haut eindrangen, und der Schmerz überwältigte ihn, sodass er seinen Griff lockern musste. Yeshol nutzte das, um sich freizumachen und unter seinem Gewand einen Dolch hervorzuholen. Schon fuhr er herum, warf sich auf den Magier und setzte ihm die Klinge an die Kehle. »Niemand kann mich aufhalten!«, kreischte er, die Augen blutunterlaufen, seine Hand zitterte. »Das ist Thenaars Wille.«
Sennar spürte, wie die Klinge seine Haut ritzte. Vielleicht hatte er Lonerin genug Zeit verschafft, vielleicht war sein Kampf nicht vergebens gewesen. Und so schloss er die Augen und dachte, dass es ein guter Moment war zum Sterben. Da zerschnitt ein unheimliches Zischen die dünne Luft in dem Raum, und sein
Herz setzte einen Schlag aus. Es ist zu Ende, dachte er. Stattdessen merkte er
aber, dass sich der Griff um seinen Hals lockerte. Als er die Augen öffnete, sah er einen Mann mit einem brutalen Grinsen im Gesicht hinter Yeshol stehen. Erwirkte geschmeidig, ja glitschig, und seine Miene schien verzerrt von der Vorfreude auf Rache.
Verwundert blickte Yeshol auf die bluttriefende Klinge, die jetzt wieder aus seinem Rücken herausgezogen wurde. Sein Gesicht verriet keinerlei Schmerz, nur Fassungslosigkeit. »Sherva ...«, murmelte er.
Der Assassine hinter ihm ließ ein höhnisches Lachen erklingen, während er die Klinge ganz herauszog und Yeshols Körper mit einem Tritt zu Boden beförderte. Sennar nutzte die Gelegenheit, um zu Lonerin zu kriechen.
»Das hättest du wohl nicht gedacht, dass sich dein braver, treuer Diener gegen dich erhebt?«, rief Sherva. »Doch ich spucke auf deinen Gott! Ich glaube nicht an Thenaar und auch nicht an dich! Jahrelang bin ich vor dir niedergekniet in der Überzeugung, dass ich durch dich zum mächtigsten Assassinen aller Zeiten werden würde. Ich war sicher, dass ich dich eines Tages töten und deinen Platz einnehmen würde. Aber du hast mir alles genommen, was ich war, hast einen elenden Wurm aus mir gemacht, hast mich gezwungen, meine Götter mit Füßen zu treten, und mich wie den niedersten deiner Speichellecker behandelt.«
Er verpasste dem am Boden Liegenden einen brutalen Tritt in die Wunde, doch kein Laut entwich Yeshols Mund. Nur einen kurzen Moment schloss er die Augen, und als er sie wieder öffnete, war sein Blick voller Hass.
Sherva beugte sich über ihn, versenkte erneut die Klinge in seinem Fleisch und drehte sie brutal hin und her. »Tu mir doch den Gefallen und schrei. Zu meinem Ruhm!«, feixte er mit grimmiger Miene.
Das Lachen jedoch erstarb ihm in der Kehle. Denn mit einer blitzartigen Bewegung hatte Yeshol einen Dolch, den er irgendwo verborgen hatte, in Shervas Brust gebohrt.
»Verräter!«, zischte der Höchste Wächter, während Sherva rückwärts strauchelte, die Wand hinter ihm hinunterglitt und dann röchelnd auf dem Boden saß. Eine Hand auf die Wunde im Unterleib gepresst, erhob sich Yeshol, taumelte zu seinem Diener und bedachte ihn mit einem eiskalten Blick.
Sherva hob die schon vom Tod verschleierten Augen und lächelte. »Du stirbst«, keuchte er, »und ich habe dich getötet.«
»Nein, das ist nicht wahr. Thenaar und seinem Priester, mir also, wird die Aufgetauchte Welt zu Füßen liegen, aber du wirst es nicht mehr erleben.« Yeshol holte weit aus mit dem Dolch, zog ihn Sherva über die Kehle und kippte dann, von
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