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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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unterhalten. Noch bevor sie sich nach der Lage der Aufgetauchten Welt erkundigte, hatte Ondine alles über den Magier wissen wollen. Der Gnom spürte, welche Gefühle die Frau bewegten,- denn auch er hatte erlebt, dass die Erinnerung gerade in den kleinen Dingen lebendig bleibt, in flüchtigen, alltäglichen Details, die den anderen erst unverwechselbar und lebendig machen. So ließ er sich nicht lange bitten und erzählte ihr, so viel er wusste. »Ich könnte mir vorstellen, dass du Nihal in ihm siehst«, sagte Ondine irgendwann zu ihm.
    Ido nickte und nahm die Pfeife aus dem Mund. »Ja, auch im Charakter ist San ihr ähnlich. Für mich ist es fast, als stände sie wieder vor mir. Und ihre Augen sind fast gleich.«
    Ondine seufzte, und ihr Blick wirkte unendlich traurig. »Wir suchen wohl alle beide in ihm das, was wir verloren haben, nicht wahr?«
    Ido zog lange an der Pfeife. Ondine war viel jünger als er selbst und hatte wohl nie miterleben müssen, wie die eigene Welt in Scherben fiel. Dennoch erfüllte die gleiche schmerzliche Sehnsucht sie nach dem, was einmal war und nie mehr wiederkommen würde. Das war es, was sie verband, hier auf dieser Bank, auf der sie jetzt Platz genommen hatten.
    »Hast du ihm gesagt, dass du hierherreisen würdest?«
    Ido nickte.
    »Und wie hat er reagiert?«, fragte Ondine zaghaft mit kaum vernehmlicher Stimme.
    Der Gnom schloss kurz die Augen. Beim Abschied hatte er mit Sennar darüber gesprochen und dabei aus irgendeinem Grund das seltsame Gefühl gehabt, dass sie sich niemals wiedersehen würden.
    >Richte ihr aus, dass ich sie nie vergessen habe, und vor allem, dass kein Tag verging, an dem ich mir nicht bittere Vorwürfe gemacht habe wegen dem, was ich ihr angetan habe. Sage ihr, dass sie für mich immer noch das junge Mädchen ist, das vor so vielen Jahren am Wegesrand zurückblieb, am Rand jenes Weges, den ich mit ihr gemeinsam zu gehen ablehnte. In meiner Erinnerung ist sie immer noch so schön wie damals, steht dort und wartet weiter auf mich. Vielleicht habe auch ich selbst sie niemals so ganz aufgegeben, aber ich weiß es nicht. Versichere ihr jedenfalls, dass ich ohne ihre Hilfe dieses Abenteuer niemals erfolgreich hätte bestehen können und dass ich ihr mein Leben verdanke
    - und noch viel mehr. Und richte ihr schließlich aus, dass ich versucht habe, mein Versprechen zu halten, doch das Leben war stärker, und ich habe es nicht geschaffte Das waren Sennars Worte.
    Ido nahm einen tiefen Zug, behielt den Rauch genüsslich im Mund und stieß dann eine zarte Rauchwolke aus.
    »Du siehst, er erinnert sich noch an das Versprechen, das er dir gab, das Versprechen, glücklich zu werden an Nihals Seite. Dafür hat er alles gegeben, aber, wie er selbst sagte, das Leben war stärker.« Ondines Augen füllten sich mit Tränen. »Und er hat dich wirklich nicht vergessen und denkt immer noch an die Tage hier unten mit dir.«
    Langsam rannen die Tränen über Ondines Wangen, aber ohne dass sie schluchzte. Sie atmete ruhig, gefasst, den Blick fest auf San gerichtet. Eine starke Frau, abgehärtet durch lange Jahre stiller Trauer. Ido dachte an die vielen ihr ähnlichen Frauen, die er kennengelernt hatte, dachte an Sulana am Tag ihrer Hochzeit und an ihren Leichnam im Sarg am Tage ihrer Bestattung, und dann Soana, an ihre erhabene Ruhe, ihre Gefasstheit angesichts des Todes, an ihre Stärke. Und es tat weh.
    Welche Einsamkeit musste diese Frau ertragen, welch schwieriges Leben geführt haben.
    »Es ist mir nicht gelungen«, sagte sie in das Schweigen hinein. »Dabei habe ich es wirklich versucht, aber es gibt eben Begegnungen, die das Leben verändern, und die mit ihm war eine solche Begegnung. Es ist mir nicht gelungen, ihn zu vergessen, nicht in der Arbeit für den Grafen als Dienerin an seinem Hof und auch nicht in den Armen anderer Männer. Immer hat mir etwas gefehlt. Vielleicht lag es an mir, vielleicht habe ich einfach nicht begreifen wollen und törichterweise an etwas festgehalten, was ich hätte loslassen sollen.«
    Mit einem Finger wischte sie sich eine Träne aus dem Auge.
    »Schließlich die Adoption, durch die ich die Tochter Graf Varens wurde. So geriet ich ins Getriebe der Politik: Staatsangelegenheiten, der Kampf gegen Missstände, gegen Gesetze, nach denen Neuankömmlinge in dieser Welt ausgegrenzt und wie Diener behandelt wurden. Vielleicht war auch dies nur mein Weg, Vergessen zu finden, um diese Sehnsucht, die mich innerlich verzehrte und mir keine Ruhe ließ, in

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