Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
musste? War es richtig, dass, während der Rat der Wasser alles daransetzte, die Gilde zu besiegen, er selbst nichts anderes tun konnte, als sich unter Idos Fittichen zu verkriechen?
    Nach dieser endlos langen Reise gelangten sie irgendwann doch ans Ziel. »Das ist die Stadt, in der dein Großvater damals Aufnahme fand, nachdem er den Wasserkrater überwunden hatte«, erklärte Ido und deutete mit einem Finger nach oben. San hob den Blick. Wie alle anderen Amphoren, die sie bereits durchquert hatten, war auch diese hier durch eine lange Glasröhre mit der Wasseroberfläche verbunden. Ganz weit oben sah er etwas Gewaltiges, Unvorstellbares.
    »Der Wasserkrater?«, murmelte San, starr vor Staunen.
    Ido nickte mit einem zufriedenen Lächeln. »Richtig.« »Dann regiert hier doch Graf Varen«, bemerkte San freudestrahlend. »Regierte«, verbesserte ihn Ido. »Du weißt doch, die wenigsten haben das Pech, wie viele von uns Gnomen über hundert Jahre alt zu werden. Ich bezweifle, dass er noch unter den Lebenden weilt ...«
    San dachte wieder an die Geschichte der Drachenkämpferin, die er viele Male gelesen hatte, dachte an die Reise seines Großvaters, an die Furcht und Erregung, die dieser mit Sicherheit empfunden hatte, als er sich in dieser Unterwasserwelt aufhielt, und fast verwundert erinnerte er sich des alten Mannes, den er in Laodamea getroffen hatte. Es wollte ihm nicht gelingen, diesen strengen, von den Jahren gebeugten Mann mit der Gestalt des tatendurstigen, kühnen Jünglings in Zusammenhang zu bringen, der all diese Abenteuer bestanden hatte. Gewaltig und gleichzeitig nüchtern zeichnete sich der Palast der Gräfin vor ihnen ab. Es handelte sich um ein schnörkelloses rechteckiges Gebäude, dessen Fassaden von unzähligen Fensterreihen durchbrochen waren. Vor dem Tor wachten zwei Soldaten.
    Auch im Innern wirkte der Palast großzügig und in allem auf das Wesentliche beschränkt. Er war sehr hell mit seinen strahlend weißen Wänden, die das blendende Licht reflektierten und dabei noch den kleinsten Winkel ausleuchteten. Es dauerte nur einen Moment, dann beugten die beiden Wachen, die sie begleitet hatten, das Knie.
    »Erhebt Euch«, befahl die Gestalt, als sie bei ihnen war.
    Es war eine Frau in einem langen Gewand, das ihre Arme unverhüllt ließ. Sie war gewiss über fünfzig Jahre alt, wie die zahlreichen Falten um ihre Augen bezeugten, hatte sich aber auch kindliche Züge bewahrt, wodurch sie einerseits etwas Unschuldiges, Unbedarftes ausstrahlte, andererseits aber auch große Festigkeit und eine bemerkenswerte innere Stärke erkennen ließ. San fühlte sich eingeschüchtert.
    Wie alle Bewohner dieser Welt hatte sie auffallend helle blaue Augen. Was sie aber besonders machte, war ihre Frisur: Ihre Haare waren nicht vollkommen weiß, sondern von grauen, unterschiedlich hellen und dunklen Strähnen durchzogen.
    Ido kniete nieder.
    Sofort legte ihm die Frau eine Hand auf die Schulter und bedeutete ihm aufzustehen. »Ich bitte Euch ... dazu besteht kein Anlass.«
    Dann wandte sie sich San zu und schaute ihn so durchdringend an, dass der Junge erneut die Augen niederschlagen musste.
    »Willkommen in Zalenia, San«, sagte sie mit einer Stimme, die für ihr Aussehen fast zu sanft war. »Ich hoffe, dein Aufenthalt wird friedlicher als der deines Großvaters verlaufen.«
    San wagte es, den Blick zu heben.
    »Das ist Ondine, die Gräfin der Grafschaft Sakana«, stellte Ido vor. Sie gingen hinaus, um sich den Palastgarten anzuschauen. San fühlte sich unsicher, orientierungslos, aber das war verständlich nach all dem, was er durchgemacht hatte. Ondine konnte den Blick nicht von ihm abwenden, betrachtete forschend seine Gesichtszüge, so als suche sie etwas.
    Ido neben ihm rauchte genüsslich seine Pfeife. Er konnte verstehen, was in der Frau vorging. Immer wieder in seinem Leben hatte er sich plötzlich mit seiner Vergangenheit konfrontiert gesehen. »Findest du, dass er ihm gleicht?« Sie waren übereingekommen, alle Formalitäten beiseitezulassen, und hatten einander das Du angeboten. Nicht zuletzt, weil sie auf Anhieb etwas Verbindendes zwischen sich gespürt hatten, wodurch schnell eine Art geschwisterliche Vertrautheit entstand, die eigenartig war für zwei Geschöpfe, die sich nie zuvor begegnet waren - jedoch viel über einander gelesen hatten. Ondine riss sich aus ihren Gedanken. »Ja, wie er sich bewegt, seine Haltung ...«
    Sie hatten sich bereits eine Stunde über die Vergangenheit und über Sennar

Weitere Kostenlose Bücher