Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
fortzufahren. »Allerdings muss ich dir sagen, dass ich doch einen besseren Geschmack habe als du ...«, fügte er noch hinzu, drehte sich kurz zu dem Mädchen hinter ihm um und schnalzte mit der Zunge.
»Ich suche Arbeit für sie.«
Forra blickte ihn fragend an. »Ja, gut, lass sie nur hier im Lager, die Truppe wird ihre Anwesenheit sicher zu schätzen wissen.«
»Nein. Ich möchte, dass man sie nach Makrat bringt, zu meinem Vater.« Learcos Onkel schwieg eine Weile und erklärte dann mit einem höhnischen Lachen. »Unglaublich, dass sich manche Dinge niemals ändern. So viele Jahre kümmere ich mich nun schon um deine Ausbildung, aber du bist und bleibst so ein Kindskopf, wie du es immer gewesen bist.«
Ohne sich zu rühren, schluckte Learco die Beleidigung. »Ich habe sie gekauft, und damit gehören sie mir. Ich kann mit ihnen machen, was ich möchte.« »Gut, dann tu, was du nicht lassen kannst«, antwortete Forra mit einer gleichgültigen Handbewegung und fügte dann nach einer Pause hinzu: »Aber du weißt doch wohl, dass dein Vater das gar nicht gern sehen wird.«
Die Fäuste ballend, hielt Learco den Blick gesenkt.
»Du hast schon so vieles auf dem Kerbholz, und das hier ist mit Sicherheit nicht das Schlimmste.« Forra blickte die beiden Mädchen von oben herab an. »Nun gut, Küchenhilfen werden bei Hof immer gebraucht, auch wenn ich persönlich mir eine bessere Verwendung für diese Schätzchen vorstellen kann.« »Sie stehen unter meinem Schutz«, gab Learco zurück.
»Ja, ja, ich hab verstanden«, antwortete sein Onkel mit gelangweilter Miene. »Aber nun habe ich noch etwas mit dir allein zu bereden.«
Die Frau hinter ihm legte den Schwamm zur Seite und trat auf die Mädchen zu. »Folgt mir«, sagte sie nur.
Langsam zog Forra sich wieder an. »Hilf mir«, befahl er, und Learco gehorchte. Stück für Stück legte er ihm die Rüstung an und schnürte sorgfältig alle Riemen. Schon seit Jahren erfüllte er immer wieder diese Aufgabe, auf allen Schlachtfeldern, auf denen sie zusammen kämpften.
Reglos kniet der Greis da und sieht zitternd zu ihm auf. Seine Augen sind angsterfüllt. Um Gnade würde erflehen, wenn er noch könnte, doch der panische Schrecken hat ihn stumm gemacht. Learco spürt, dass er das Schwert nicht fest im Griff hat. Seine Hand ist mit kaltem Schweiß bedeckt.
Forra steht hinter ihm und starrt ihn an. »Los«, befiehlt er.
Es ist schon das zweite Mal, dass er ihn auffordert, und seine Stimme klingt immer gereizter. Seit zwei Monaten ist er für seine Ausbildung verantwortlich, und er selbst ist erst dreizehn Jahre alt. Bis zu diesem Zeitpunkt war Learco der festen Überzeugung, niemand könne unbeugsamer und unbarmherziger als sein Vater sein. Jahrelang schon hat er versucht, es ihm recht zu machen, hat sich im Schwertkampf bis zur totalen Entkräftung geübt und hart an sich gearbeitet, um seinen schmächtigen Körper für die Anforderungen des Krieges zu stählen. Doch sein Vater hat nie gelächelt, hat nie die leiseste Andeutung von Zufriedenheit gezeigt.
»Du bist ein Schwächling«, sagt er nur immer wieder mit schneidender Stimme. Worte, so kalt und scharf wie die Klinge einer Streitaxt.
Seine Mutter gibt es für ihn kaum. Er sieht sie nur, wenn sie an den wichtigsten Zeremonien teilnimmt. Darüber hinausführt sie die Existenz einer Einsiedlerin, lebt nur in den Gemächern, in die sie sich schon Jahre zuvor freiwillig zurückgezogen hat. Es ist ihm nie gelungen, aufrichtig mit ihr zu sprechen oder sie zu berühren. Sie ist abweisend, fast eine fremde für ihn. Zu jener Zeit ist Forra, sein Onkel, so etwas wie ein unerreichbarer Mythos, ein imposanter, bärenstarker Mann, mit dem er nie etwas zu tun hat. Dann fällt eines Tages die väterliche Entscheidung.
»Du wirst in den Kampf ziehen, an die Front im Land des Windes, unter der Führung deines Onkels. Es ist an der Zeit, dass du lernst, wie es im Krieg wirklich zugeht.« Als er dies hört, versucht Volco, sein treuer Diener, ihm zur Seite zu springen. »Aber, Herr, er ist doch noch ein Kind . . . «
»Ich war noch ein Jahr jünger als er, als ich in die Akademie eintrat.«
»Aber der Krieg . . . «
»Schluss. Ich bin der König und entscheide, was für meinen Sohn am besten ist.« So ist Forra sein Lehrer geworden, und Learco hat ihn in alle Schlachten, Zu allen Fronten begleitet. Stets in einer zu schweren Rüstung, stets ein Schwert schwingend, das ihm immer fremd geblieben ist.
Seit dieser Zeit sieht er
Weitere Kostenlose Bücher