Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
nerte man sich noch an Nihal und Sennar, die den Tyrannen besiegt hatten, wie ihre Statuen in vielen Städten an Kreuzungen und Plätzen belegten. Aber wer hätte schon in diesem humpelnden Alten den Helden erkannt, der einst die Welt rettete?
    Noch langsamer näherte er sich der Stelle und blieb dann ganz stehen. Zwei Grabmäler, keine Blumen. Er sah, dass die Erde erst kürzlich bewegt worden war, aber es waren auch noch nicht einmal drei Monate seit ihrem Tod vergangen. Unauffällig und abgeschieden hatten die beiden in Salazar gelebt, und nun legte ihnen niemand Blumen auf das Grab.
    Erschöpft fiel Sennar auf die Knie. Talya und Tarik. Wie mochte sie, Talya, wohl gewesen sein? Er hatte keine Ahnung, welcher Typ Frau seinem Sohn wohl gefallen haben mochte. Wenn er an ihn dachte, hatte er immer noch das Bild eines grünen Jungen im Kopf, der allerdings schon in der Lage gewesen war, eine Entscheidung von ungeheurer Tragweite für sein Leben zu fällen. Wie mochte er als erwachsener Mann gewesen sein? Wie mochte er ausgesehen haben? Ob er ihm selbst ähnlich war, oder war es das Gesicht seiner Mutter, das man in ihm wiedererkannt hätte? Welchen Beruf er wohl ausgeübt hatte? War er glücklich in der Zeit vor seinem Tod, gab es bestimmte Entscheidungen in seinem Leben, die er bereute, und hatte er zumindest teilweise das erreicht, was er sich vorgenommen hatte?
    »Ich nicht«, murmelte er. »Zu kurz war die Zeit, in der ich mich an dem freuen konnte, was ich hatte, und nach dem Tod deiner Mutter verlor ich dann alles. Sogar dich.«
    Der Mann, der hier liegt, ist ein Fremder für mich. Könnte ich ihn jetzt auf der Straße sehen, würde ich ihn noch nicht einmal erkennen, dachte er. Und dieser Gedanke verschlug ihm den Atem.
    »Es tut mir so leid, dass ich nicht bei dir war, mein Sohn«, sagte er mit zitternder Stimme und starrte auf die lockere Erde. »Du hattest Recht, jetzt erkenne ich es in aller Klarheit. Vielleicht ist es zu spät, aber ich möchte etwas gutmachen. Diese letzten Jahre, die mir noch bleiben, will ich darauf verwenden, deine Träume zu erfüllen. Siehst du? Ich habe den Kampf wieder aufgenommen, ich glaube wieder an etwas. Das war es doch, was du von mir erwartet hast.«
    Er spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen, doch er hielt sie zurück. Sogar das Weinen hatte er satt.
    »Dein Sohn ist in Sicherheit, bei Ido und einer Frau, die mir früher einmal sehr geholfen hat. Niemals werde ich zulassen, dass ihm etwas zustößt. Das schwöre ich dir. Er ist das Einzige, was mir geblieben ist, und ich werde ihn mit allen Kräften beschützen.«
    Als Abschiedsgruß legte er eine Hand auf die kalte Erde. Tarik war von ihm gegangen, für immer. Eine kurze Zeitspanne hatte es gegeben, da er sich ihm wieder hätte annähern können, doch stattdessen hatte er ihn ziehen lassen. Ob er sich jetzt gerade San gegenüber ganz ähnlich verhielt? Er seufzte. Lange genug hatte er gelebt, um zu wissen, dass es keine vollkommen richtigen oder falschen Entscheidungen gab. Letztendlich führte einen das Leben immer nach eigenen Plänen.
    Für ihn war aber nun die Zeit gekommen, sich wieder in den Kampf zu stürzen: Das war er dem Andenken seines Sohnes schuldig und dem Gedenken an Nihal. Mühsam erhob er sich, wandte sich ab und humpelte in die Stadt zurück.

Zwei Mörder
    Karva war ein Städtchen, wie es sie im Land der Sonne viele gab, oder war es
    zumindest einmal gewesen. Die üblichen Häuser aus Quadersteinen, die gepflasterten Straßen und das ruhige Chaos waren typisch für das Land, in dem Dubhe geboren war. Nicht einmal eine Meile von der Stadtmauer entfernt hatte man jedoch ein mächtiges Militärlager errichtet, und dadurch war alles anders geworden. In der Stadt wimmelte es nun von Soldaten aus allen Teilen des großen Reiches, das Dohor direkt oder indirekt beherrschte. Nur mit Mühe ertrugen die Einwohner Karvas deren Gegröle und Gebrüll oder die dreiste, ordinäre Art, mit der sie die Bedienungen in den Schenken und die Händler auf der Straße behandelten. Am Rand des Lagers wiederum hausten Flüchtlinge, die dem Heer in der Hoffnung auf eine warme Mahlzeit oder irgendeine Gelegenheitsarbeit folgten. Das Bild erinnerte Dubhe an das neue Makrat. Offensichtlich veränderte der Krieg nach und nach das Gesicht des Landes der Sonne und schien jede Stadt in einen militärischen Vorposten zu verwandeln. Sie blickte zu Learco, der irgendwie verstört wirkte. Das kann dir doch egal sein, wies sie

Weitere Kostenlose Bücher