Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
Finger verkrampften sich so stark, dass seine Fingerknöchel weiß wurden.
»Und weiter?«, fragte Lonerin.
»Was soll weiter sein? Es wurde alles verkauft, was sich verkaufen ließ. Aber die Kleider, die Möbel und verschiedene Kleinigkeiten müssten immer noch dort sein. Wer ist schon interessiert an den Sachen von Leuten, die auf so barbarische Weise umgebracht wurden?«
»Und wer hat sich um den Verkauf gekümmert?«, fragte Sennar.
»Molio, ein Kaufmann, der auch im Turm wohnt, auf der untersten Ebene. Er hat alles an sich genommen, wahrscheinlich wird er auch einiges verkauft haben. Ich kenne ihn nicht besonders gut, doch sein Laden ist ziemlich bekannt. Man findet dort wirklich alles.«
Lonerin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Das hörte sich nicht gut an. Tariks Sachen konnten nun überall sein. »Vielen Dank, du hast uns sehr geholfen«, sagte er mit einem Seufzer, und der Heilpriester schien sich etwas zu entspannen.
»Es würde mich interessieren, ob hinter der Sache etwas Größeres steckt. Ihr müsst wissen, dieser Gnom war im Nu auf und davon. Noch nicht einmal seinen Namen hat er mir gesagt ... Und außerdem, diese bestialische Art, wie die beiden umgebracht wurden ... Eigentlich habe ich nie so recht an die offizielle Version glauben wollen und immer vermutet, dass an der Sache etwas faul ist.« Sennar blickte ihn grimmig an, und sofort machte sich der Priester etwas kleiner auf seiner Bank.
»War ja nur eine Frage ...«
»Schon gut. Aber was soll Größeres dahinterstecken? Wir sind Sammler«, beeilte sich Lonerin zu erklären, »und hatten gehört, dass dieser Mann einige sehr interessante Stücke in seinem Besitz hat, Waffen vor allem, und die wollten wir erwerben. Als wir ihn dann aber aufsuchten, erfuhren wir, dass er tot ist.« »Ich verstehe«, antwortete der Heilpriester ausweichend.
Lonerin und Sennar verabschiedeten sich rasch, bezahlten das Bier und verließen dann nachdenklich die Wirtsstube.
Sie nahmen sich ein Zimmer in einem Gasthaus am Stadtrand, um dort die Nacht zu verbringen. Beide waren sie erschöpft, und Sennar fühlte sich nicht in der Verfassung, sogleich diesen Kaufmann aufzusuchen.
Dennoch drängte es ihn, noch etwas zu erledigen. »Wo ist hier der Friedhof?«, fragte er den Wirt. An den alten erinnerte Sennar sich, aber der hatte in der Stadt gelegen und wurde wohl nicht mehr genutzt.
»Richtung Westen, eine halbe Meile außerhalb der Wohngebiete. Ihr könnt ihn nicht verfehlen, er liegt hinter einer hohen, dunklen Mauer.«
Sennar wandte sich Lonerin zu. »Ich muss da allein hin.«
Der junge Magier blickte ihn besorgt an. »Ihr seid doch erschöpft, und von hier aus sind es mindestens zwei Meilen bis dorthin ...« Sennar brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Das schaffe ich schon. Unterschätz mich nur nicht.«
So bewegte er sich durch das Chaos der Stadt, mit einem schmerzenden Bein, vor allem aber mit blutendem Herzen, wegen dem, was er hatte sehen müssen. Die Bilder aus Tariks Haus, das ruchlose Meuchelmörder entweiht hatten, quälten ihn immer noch. Er sah seinen Sohn tödlich verletzt, um Atem ringend, auf dem Bett liegen, während Ido seine Hand hielt. Ido - nicht er selbst, der Vater. Er wusste, dass er sich nicht mit Selbstvorwürfen zerfleischen durfte, sondern sich mit ganzer Kraft auf ihre Mission konzentrieren musste, denn Nihal hatte die Aufgetauchte Welt geliebt und sein Sohn hier den Großteil seines kurzen Lebens verbracht. Aus diesen Gründen, und nur aus diesen, verdiente diese Welt es auch, gerettet zu werden. Doch wie sollte er jetzt seine niederschmetternden Gedanken vertreiben?
Nach und nach begannen sich die Häuserreihen zu lichten, und bald sah er vor sich die dunkle Mauer, von der der Wirt gesprochen hatte, hoch und mächtig, ewig wie der Tod. Schwer atmend nach dem Fußmarsch, passierte er das Tor. Er war aufgeregt, auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte. Die Sonne würde bald untergehen hinter der hohen Mauer und warf im Innern lange, düstere Schatten.
Langsam humpelte Sennar über die angelegten Wege zwischen den Gräberreihen wie durch einen melancholischen Garten, in dem jeder Baum für ein verlorenes Leben stand.
Im Vorbeigehen las er die Namen. Ganze Familien lagen dort. Er fragte einen Mann, der eine Grube aushob, wo er Tariks Grab finden könne. Dieser blickte ihn nur flüchtig an und erklärte es ihm mürrisch mit wenigen Worten. Niemand in der Aufgetauchten Welt kannte ihn noch. Gewiss erin
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