Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
hatte. Ohne ihn, der ihn aufgenommen hatte, obwohl er nur der Stiefbruder Sulanas war, hätte es mit Forra sicher ein schlechtes Ende genommen. »Und auch du wirst in der ersten Reihe stehen.«
Ohne noch etwas hinzuzufügen, stand Learco auf, verneigte sich, wie er es gewohnt war, und ging hinaus.
»Ihr werdet morgen aufbrechen«, sagte die Frau an Theana und Dubhe gewandt. Ihr Gesicht war schön, aber eiskalt, so als habe sie seit Langem schon jede Regung daraus getilgt. »Mit dem Prinzen«, fügte sie hinzu.
Dubhes Herz machte einen Sprung, doch es gelang ihr, ihre Gefühle zu verbergen. »Wieso das?«, fragte sie bemüht gleichgültig.
»Der Vetter des Königs hat Gnade gefunden vor seinem Souverän. Es wird ein großes Fest gegeben, und der Prinz soll an der Zeremonie teilnehmen.« Die Frau verließ das Zelt, in dem die beiden untergebracht waren. »So ist es doch besser«, sagte Theana, als sie allein waren. »Ich bin lieber mit dem Prinzen unterwegs als mit einem dieser Männer hier. Von denen würde ich keinem so recht trauen.«
Dubhe nickte, wenig überzeugt. Die Vorstellung, jetzt weiter mit Learco zu reisen, bereitete ihr Unbehagen. In seiner Nähe kamen eigenartige Gefühle bei ihr auf, die sie nur schwer entschlüsseln konnte: Es war Anziehung und Ablehnung zugleich.
Andererseits gab es keinen anderen Weg, ja mehr noch war dies die einzige Möglichkeit, eine sichere Stellung bei Hof zu erhalten, eine Stellung, die es ihr ermöglichte, sich so frei zu bewegen, wie sie es brauchte. Deswegen versuchte sie auch jetzt wieder, an nichts anderes als ihre Mission zu denken.
Dennoch wälzte sie sich in der Nacht lange hin und her, bis sie endlich der Schlaf überkam.
Am nächsten Morgen waren sie schon früh wieder gemeinsam unterwegs in Richtung Makrat, erneut zu dritt, denn Learco hatte jegliche Eskorte abgelehnt. Seine Rüstung sowie ihr Gepäck waren in zwei großen Säcken untergebracht, die er auf sein Pferd gebunden hatte. Theana und Dubhe hingegen mussten sich den wenigen Platz auf dem Sattel eines anderen Pferdes teilen.
Während sie so dahinritten, wirkte Learco irgendwie nachdenklich, so als quäle ihn etwas in der Seele. Dubhe fragte sich, ob die Begegnung mit Forra der Grund dafür war. Sie verspürte eine unerklärliche Versuchung, mit ihm zu sprechen, und ein seltsames Interesse an dem, was er fühlte. Um diese müßigen Gedanken zu vertreiben, unterhielt sie sich leise mit Theana über ihr weiteres Vorgehen. In einer Nacht stand der Mond hoch am Himmel, und die Luft roch süß. Learco schien fester als gewöhnlich zu schlafen. Zwar würde er, wie Dubhe wusste, bei Gefahr im Nu hellwach sein, dennoch war sie sich sicher, dass er nicht alles mitbekam, was um ihn herum vor sich ging. Diese Gelegenheit nutzte sie, um die Salbe zuzubereiten, die sie brauchte: Es wäre unvorsichtig gewesen, wenn man am Hof das Symbol auf ihrem Arm hätte sehen können. Sie selbst rührte das Mittel an, doch Theana gab noch eine spezielle Zutat hinein. »Das ist Mondpulver«, erklärte sie, »ein Gesteinsmehl, das leichte
Tarneigenschaften besitzt. Es ist kein richtiger Zauber, aber so etwas Ähnliches.« Dubhe sah zu, wie das Symbol langsam verschwand. Ach, wenn es doch wirklich so gewesen wäre!
»Wie sehen deine Pläne aus? Wie wollen wir beginnen, wenn wir am Hof eintreffen?«, fragte Theana dann.
Dubhe warf einen Blick auf Learco, der friedlich schlief. Dennoch zog sie die Gefährtin noch ein Stück weiter fort und antwortete leise. »Du hast gar nichts Besonderes zu tun, bis ich gefunden habe, was ich brauche. Die Nachforschungen übernehme ich, sowohl was die Dokumente angeht als auch ...« Sie zog es vor, nicht auszusprechen, woran sie dachte. Man konnte nie vorsichtig genug sein. »Gewiss ist die Sache alles andere als einfach.« Wie immer, wenn die Rede auf diesen Punkt kam, schien Theana zu erschaudern. »Hast du das schon oft gemacht?«, fragte sie, kaum vernehmbar. »Jemanden umgebracht? Nein. Es hat mich nie interessiert, die Kunst des Mordens auszuüben«, antwortete Dubhe trocken. »Nur die Ausbildung der Assassinen habe ich durchlaufen, sonst habe ich mich als Diebin und Einbrecherin durchgeschlagen.«
»Und wie hast du angefangen?« Die junge Magierin schien sich bei der Frage nicht ganz wohlzufühlen, und die Antwort fiel nicht weniger verlegen aus. »Mein Meister gehörte zur Gilde.« Theana hörte gebannt zu. »Aus Liebe zu einer Frau verließ er die Sekte, und danach hielt er sich einige
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