Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
mit verwirrter Miene an.
»Wie viel?« Lonerins Stimme klang sicher.
»Tausend Denar.« Ein unangemessen hoher Preis.
Lonerin spielte ein wenig Theater: »Zweifellos ist das ein sehr schönes Stück, aber für diese Summe bekäme ich ja das echte Schwert ... Meint Ihr nicht, Ihr übertreibt?«
»Ich kann auf achthundert heruntergehen.«
Lonerin feilschte noch weiter, bis sie sich schließlich auf siebenhundert einigten. Der junge Magier nahm das Schwert und wickelte es ganz behutsam wieder in das violette Samttuch ein.
»Und was ist mit der Scheide?«, fragte er dann.
Der Gnom zuckte nur mit den Achseln. »Die habe ich gesondert verkauft. Ein Objekt ohne jeden Wert, ein gewöhnliches Futteral aus zerschlissenem Leder ... Welcher Sammler würde sich schon eine solch herrliche Waffe kaufen und sie dann in so einer Hülle aufbewahren? Nein, solch ein Prachtstück will ausgestellt sein ...«
»Nun, wie auch immer, Ihr wart uns eine große Hilfe«, bedankte sich Lonerin mit einem Lächeln.
»Ich habe zu danken. Gute Kunden wie Euch hat man gern. Denkt an mich, wenn Ihr wieder etwas sucht.«
»Das werden wir.«
Als sie den Laden verlassen hatten, brachte Sennar kein Wort heraus. Zu sehr hatte der Anblick von Nihals Schwert ihn verstört. Er spürte, wie seine Augen brannten, und er hätte nicht sagen können, ob er so glücklich war, diese Waffe, die für seine Frau mehr bedeutet hatte als ihr eigenes Leben, wiedergefunden zu haben, oder so tief betrübt, weil sie jetzt nicht da war, um ihr Schwert zur Hand zu nehmen.
Lonerin wartete, bis sie den Turm von Salazar verlassen hatten. »Das gehört wohl Euch«, sagte er dann. Feierlich wie ein Knappe seinem Ritter reichte er Sennar das Schwert. Der alte Magier betrachtete es. »Warum?«, fragte er.
»Weil Ihr bereits so viel verloren habt und ich es unerträglich fände, wenn dieses Symbol Eurer Geschichte in der Ecke eines Kramladens vor sich hin rotten oder, schlimmer noch, im Haus irgendeines Reichen verstauben würde.« Der alte Magier legte die Hände auf das Heft und die Klinge. Er spürte, wie der Schwarze Kristall in seine Fingerkuppen einschnitt, doch es war ein süßer Schmerz. »Ich kann so ein Schwert nicht führen. Und ohne sie bedeutet die Waffe auch gar nichts.«
»Natürlich. Sie ist doch noch erfüllt von ihrem Geist.« Lonerin blickte den alten Magier feierlich an, wie einen Mythos, einen Helden.
Ja, es stimmte. Das war Nihals Hinterlassenschaft, ihr Erbe. Er war vielleicht gescheitert, dachte Sennar, Nihal aber nicht. Die Erinnerung an sie war noch überall gegenwärtig in der Aufgetauchten Welt, und ihre Taten waren für viele Leute immer noch ein leuchtendes Beispiel. »Danke«, murmelte er. Lonerin erwiderte nichts, lächelte nur.
Als sie in das Gasthaus zurückkamen, um ihre Sachen zu holen und die Rechnung zu begleichen, blickte der Wirt sie misstrauisch an. Er hatte erfahren, dass sie im Turm den Heilpriester getroffen hatten, der sich um diese Angelegenheit mit der vor einiger Zeit ausgelöschten Familie gekümmert hatte. So etwas sprach sich in der Stadt schnell herum, und unsaubere Machenschaften, wie das Anzetteln einer Verschwörung etwa, wurden vom König mit äußerster Härte bestraft. Unter dieser Herrschaft konnte sich niemand sicher fühlen, noch nicht einmal ein einfacher Gastwirt.
»Ihr sagtet doch, Ihr würdet einige Tage bleiben ...«
»Was wir zu tun hatten, ließ sich schneller erledigen, als wir dachten«, beschied ihm Sennar knapp. Diese Auskunft konnte den Wirt nicht beruhigen. »Ich will keinen Ärger, verstanden? Ich bin ein ehrlicher Mann und habe nichts zu verbergen.« Sennar knallte die vereinbarte Summe auf die Theke, und dazu noch weitere zehn Denar. »Hindert dich deine Ehrlichkeit daran, eine zusätzliche Bezahlung anzunehmen?«
Der Mann warf einen skeptischen Blick auf die Münzen. »Ich will davon nichts wissen«, erklärte er und strich das Geld ein.
»Da gibt es auch nichts zu wissen«, erwiderte der alte Magier trocken und wandte sich zum Gehen.
Sie bestiegen die Pferde und ritten bald in wildem Galopp durch die Steppe. Lonerin hatte langsam genug von dieser ständigen Hetze, so als sei ihnen eine ganze Heerschar von Gespenstern auf den Fersen. Immer häufiger verspürte er das Bedürfnis, einen Augenblick innezuhalten, vor allem auch um zu begreifen, was in ihm vorging. Seit ihrem Aufbruch hatte er keine Zeit zum Nachdenken mehr gefunden. Seine Mission, Dubhes Blick, als sie ihm Lebwohl sagte,
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