Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
Himmel mit den verschleierten Sternen. Nicht ein Sternbild konnte er erkennen, und er fragte sich, ob dieser Preis nicht zu hoch war. War es das wert, selbst den Hass zu verlieren und sich mit der Absurdität der Welt abzufinden, nur um nicht mehr den Lockruf der Zerstörung in sich zu spüren?
»Morgen üben wir, den Geist in ein Artefakt zu transferieren«, wechselte Sennar plötzlich das Thema.
Und Lonerins Frage stand unausgesprochen und unbeantwortet im Raum. »Heute ruhen wir, aber morgen wird gearbeitet«, schloss der alte Magier mit einem langen, müden Seufzer.
Fortschritte
Theana entfaltete auf ihrem Bett eine Pergamentseite, die sie mit zahlreichen
Anmerkungen beschrieben hatte. Dubhe beugte sich zu ihr hinab, um einen Blick darauf zu werfen. Es handelte sich um eine Liste, in der die Magierin eine ganze Reihe von Büchern und Dokumenten mit Bemerkungen am Rand, die über ihren Standort Auskunft gaben, aufgeführt hatte. Jedes war an einem Symbol erkennbar: an einem stilisierten Greif mit einem Pentagramm im Schnabel. »Im Bibliothekskatalog sind verschiedene Bücher aufgelistet, die gar nicht in den Regalen stehen, und alle sind sie mit diesem Symbol gekennzeichnet. An deren Stelle fand ich nur Kopien anderer Werke, und wenn ich die Abkürzungen richtig verstanden habe, handelt es sich größtenteils um Vermächtnisse, chronologische Berichte oder besiegelte Verträge. Vielleicht befinden sich darunter die Dokumente, die du suchst.«
Dubhe schaute sich die Sache genauer an. Sie durchforstete ihr Gedächtnis und versuchte, sich jeden Moment ihrer ergebnislosen Ermittlungen im Palast in Erinnerung zu rufen. Im Geist schweifte ihr Blick noch einmal die Wände ab, die Gemälde, ja sogar das Mobiliar. Schließlich hatte sie es.
»Hörst du mir überhaupt zu?«
Dubhe vernahm noch nicht einmal die Stimme. Denn plötzlich war ihr ein ziemlich karger Raum eingefallen, in dem ein Gemälde ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Eine der darauf abgebildeten Figuren hielt ein Pergamentblatt in der Hand, auf dem ein Symbol zu sehen war, rot und unverkennbar: der Greif, den ihr Theana gezeigt hatte. Und das war nicht die einzige Stelle, wo sie ihn gesehen hatte. »Dubhe, was ist los?"
»Ich habe es gesehen«, antwortete sie und öffnete die Augen. »Das Symbol meine ich, auf einem Bild und auch auf dem Sturz eines Kamins. Sogar auf der Tür eines Küchenschranks habe ich es gesehen, aber sehr klein, kaum zu erkennen.« Staunend, doch mit einem hoffnungsvollen Lächeln auf den Lippen, schaute Theana sie an.
»Was sind das für Dokumente?«, fragte Dubhe, wobei sie ihr die Liste aus der Hand nahm.
>Dokument vom 1 5. März<,las sie da, oder auch: >Chronik des 23. Dezember, >am 8. Januar wiedergefundenes Buch<.
Sie spürte, wie sich etwas in ihr regte. Vielleicht waren sie auf dem richtigen Weg. »Das sind sie«, murmelte sie.
»Ich hab dir doch gesagt, dass du etwas damit anfangen kannst«, antwortete Theana mit stolzem Unterton.
Sie hat Recht gehabt, sie hat ihre Sache gut gemacht, dachte Dubhe. Sie setzte sich auf das Bett und las die Seite gebannt durch. »Jetzt müssen wir eigentlich nur noch alle Symbole hier im Palast absuchen und dasjenige ausfindig machen, bei dem das Dokument, das wir brauchen, versteckt ist«, bemerkte sie.
Theana neben ihr lächelte froh, und fast war Dubhe gerührt davon. Sie seufzte und steckte dann das Pergamentblatt unter ihr Kopfkissen. »Komm«, sagte sie, »schlafen wir lieber ein bisschen, morgen müssen wir gut ausgeruht sein.«
Damit legte sie den Kopf auf das Kissen und hoffte, dass der Schlaf sie bald überkommen würde. Sie war erschöpft, und das nicht nur, weil sie wieder die ganze Nacht unterwegs gewesen war, sondern weil sich eben erst die Bestie geregt und sie heimtückisch überfallen hatte. Nach einigen gemeinsamen Stunden mit Learco war es geschehen. Nach ihren nächtlichen Gesprächen war sie stets müde und verwirrt, aber als sie vorhin wieder in die unteren Stockwerke hinuntergestiegen war, war ihr plötzlich, ohne offensichtlichen Grund, schwindlig geworden. Sie musste sich an die Wand lehnen, während der Druck im Kopf immer stärker wurde und dieses bekannte Kratzen unter dem Brustbein aufkam, jenes Gefühl, das sie stets erneut vor Entsetzen erstarren ließ.
Sie hatte ihren Arm entblößt und gesehen, dass das Symbol wieder klar hervorgetreten war. Wenn nötig, benutzte sie Theanas Trank, um es zu verbergen, und üblicherweise hielt die Wirkung dann einige
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