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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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schöpfte. Aber zweifellos reifte etwas heran, etwas Großes, etwas, das nicht geschehen durfte. Aber es schmeckte süß. Noch nie hatte sie sich jemandem in diesem Maß anvertraut. Nicht Jenna, mit dem sie immerhin einige Jahre zusammengearbeitet hatte, nicht dem Meister und noch nicht einmal Lonerin.
    Learco nahm ihren Schmerz in sich auf, verstand ihn. Er war wie sie und doch ganz anders, ein Teil von ihr und etwas Fremdes, ihr nahe genug, um ihr Leid zu spüren, und fern genug, um es ihr von den Schultern zu nehmen. Wie hätte sie sich dem versagen können?
    Dubhe erlaubte sich nur kurz, über diese Dinge nachzudenken. Dann deckte der Schlaf alles zu.
    Am nächsten Abend widmete sie sich ganz ihren Nachforschungen. Bis dahin war sie, wenn es dunkel wurde, immer im Palast unterwegs gewesen. Sie hatte vieles herausgefunden und dennoch das Gefühl, zu kleine Fortschritte zu machen angesichts der Geschwindigkeit, mit der der Fluch sie verschlang. Mittlerweile wiederholten Theana und sie alle zehn Tage das helfende Ritual, denn bereits nach sieben Tagen begann sie die Tatzen der Bestie tief unten im Bauch zu spüren.
    In dem einen Monat als Küchenmagd war es ihr gelungen, das Vertrauen der Dienerschaft zu gewinnen und schließlich sogar näher an Dohor
    heranzukommen und seinen Tagesablauf zu studieren. Der König war stets in Begleitung zweier Männer unterwegs, die schmucklose dunkle Gewänder ohne irgendein Wappen trugen und unauffällige, schlecht zu merkende Gesichter hatten. Nicht für Dubhe. Es waren zwei Assassinen, die sie im Bau der Gilde bei ihrer Aufnahmefeier schon einmal gesehen hatte. Wie Schatten folgten sie dem König, wohin er auch ging - einer von ihnen war sogar sein Vorkoster -, und bewachten nachts auch abwechselnd seine Gemächer. Um sich Mut zu machen, schärfte sich Dubhe immer wieder ein, dass sie die schlimmste Mörderin, Rekla nämlich, bereits aus dem Weg geräumt und daher keinen Grund hatte, sich wegen zweier gewöhnlicher Assassinen allzu große Sorgen zu machen. Dohors üblicher Tagesablauf war streng gegliedert. Dem Aufstehen im Morgengrauen folgte eine Audienz mit seinen Ministern - vor allem mit Forra, wenn er sich im Palast aufhielt -, anschließend eine Stunde Schwertkampf, auch wenn er schon jahrelang keine Waffe mehr in einer Schlacht geführt hatte. Dubhe konnte ihn beobachten, indem sie sich in der Küche krankmeldete. Die Tatsache, dass Volco sie und Theana ein wenig ins Herz geschlossen hatte, kam ihr bei solchen Gelegenheiten sehr zugute. Seinen Bewegungen nach schien der König einmal ein passabler Fechter gewesen zu sein, doch die lange Abwesenheit vom Schlachtfeld hatte ihre Spuren hinterlassen. Zudem war er längst schon über fünfzig, und so konnte es nicht verwundern, dass seine Reflexe nicht mehr die schnellsten waren. Dubhe wusste, dass es nicht leicht sein würde, ihn zu töten, hielt es aber durchaus für möglich. Sie hatte bereits beschlossen, nachts zuzuschlagen und sich an den Wachen vorbei in sein Schlafgemach zu schleichen.
    Was ihr mehr Sorgen machte, waren die Dokumente. Kein Hinweis, kein Wort, das irgendjemandem unbedacht über die Lippen gekommen wäre. Daher hätte ihr Theanas Entdeckung vom Vorabend nicht gelegener kommen können. Auf dem Bett liegend, machte sich Dubhe daran, die Liste ihrer Gefährtin, die erschöpft neben ihr schlief, durchzugehen.
    Sie bemerkte, dass bei jedem Buch ein Datum verzeichnet war. Dies konnte hilfreich sein, um die Dokumente aufzuspüren. Gar zu gut erinnerte sie sich noch an den Tag, da sie die Papiere entwendet hatte: Es war auch der Tag, da die Bestie in ihr Leben trat. Der 1 6. Oktober. Jetzt brauchte sie nur noch die Liste durchzugehen und fand sofort etwas, was sie interessierte.
    >Dok. 6.<
    Das Datum war zum Anagramm umgestellt worden, doch das Glück stand ihr bei, denn es handelte es sich ja in der Tat um den sechzehnten Tag des zehnten Monats. Einen kurzen Moment erlaubte sie sich zujubeln, dann wandte sie sich den Anmerkungen zu.
    »R. Vi. Na. Bu. Ac.«
    Theana hatte gesagt, dass die Anmerkungen normalerweise das Regal, die Reihe und die Position in der Reihe angaben, wo die Bücher zu finden waren. >R.< konnte hier >Regal< bedeuten oder sich auch auf irgendeine >Reihe< beziehen, und >Vi.< hieß wohl >vierte< oder auch >vierzehnte<, doch das hätte dann, wenn es um eine >Reihe< ging, irgendwo eine sehr hohe Bücherwand sein müssen. Dennoch merkte sich Dubhe diese Information und fuhr dann fort. >Na.<

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