Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
Tage lang an. Doch an diesem Abend pulsierte das Symbol schon leicht, und sogar die Linien, die die Magierin während des Rituals auf ihrem Körper nachgefahren war, erschienen nun wie verschlungene, matt leuchtende Zeichen auf ihrer Haut.
Sie hatte die Augen geschlossen und tief durchgeatmet, und als sie sich das Symbol wieder ansah, merkte sie, dass es nicht mehr pulsierte. Das war kein gutes Zeichen, wie sie wusste, doch sie weigerte sich, dem allzu große Bedeutung beizumessen. Es bahnte sich etwas an, das sehr viel wichtiger war und mit Learco zu tun hatte.
Mittlerweile traf sie sich fast jeden Abend mit dem Prinzen, und jede Verabredung war eine süße Verlockung für sie. Anfangs hatte sie sich gesagt, dass ihr Learco wie gerufen kam und er sich hervorragend einsetzen lassen würde für die Verwirklichung ihrer Pläne. Doch dann drehten sich ihre Gespräche nie um die Dinge, die für ihre Nachforschungen hätten nützlich sein können. Stattdessen setzten sie sich irgendwo ins Freie und unterhielten sich über ihre Vergangenheit. Learco trug genauso schwer an seinen Jugenderinnerungen wie sie selbst: der Krieg, die Misshandlungen durch Forra, die Auseinandersetzungen mit seinem Vater, den er gleichzeitig hasste und liebte. Dubhe hing an seinen Lippen und war immer wieder beeindruckt, dass da
tatsächlich jemand durch die gleiche Hölle gegangen war wie sie selbst. Ihr Herz schlug schneller bei jedem erschütternden Detail, von dem er erzählte, und so geschah es, dass sie sich, ohne es recht zu merken, auch ihm immer mehr anvertraute.
Bereits am zweiten Abend erzählte sie ihm von der Verhandlung vor der Dorfgemeinschaft in Selva. Anfangs hatte sie noch versucht, die Wahrheit zu verschleiern und ihre Fassade als bescheidene Magd aufrechtzuerhalten, doch bald schon spürte sie, dass es sinnlos war. Unaufhaltsam wie ein Fluss, der Hochwasser führt, sprudelten die Worte über ihre Lippen, bis sie alles erzählt hatte. Und dann rannte sie davon wie eine dumme Gans und ärgerte sich über sich selbst, dass sie sich so unvorsichtig verhielt. Schließlich war sie eine Mörderin, die sich noch dazu aus einem ganz bestimmten, völlig anderen Grund in den Palast eingeschlichen hatte. Alles andere hätte sie eigentlich unterdrücken müssen.
Danach schwor sie sich, allen weiteren Treffen mit dem Prinzen aus dem Weg zu gehen, ließ dann aber nur eine Verabredung aus. Als sie am nächsten Tag dann Learco in einem Flur begegnete, ergriff er ihren Arm und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.
»Womit habe ich dich vorgestern Abend verletzt?«
»Mit gar nichts«, antwortete sie, wobei sie sofort die Augen niederschlug. »Dann kommst du heute also?«
»Ich kann nicht«, erklärte Dubhe und biss sich auf die Lippen. Es war schwierig, der Versuchung zu widerstehen, denn ein Teil ihrer selbst wollte sich weiter mit ihm treffen. Aber sie durfte nicht, denn bald schon würden diese Augen, die sie immer so aufrichtig ansahen, voller Groll auf sie sein. Sie musste seinen Vater töten, und danach würde Learco sie unweigerlich als seine Feindin betrachten. Für immer.
»Wieso?«
Dubhe sah ihn flehend an. »Ich kann nicht. Das muss dir reichen. Und du solltest auch an etwas anderes denken.« Learco wandte den Blick nicht von ihr ab. »Heute Abend bin ich im Garten. Wenn du Lust hast, weißt du, wo ich zu finden bin.«
Und sie ging hin, mit schwitzenden Händen und unsicherem Blick. In seiner Nähe schaffte sie es noch nicht einmal, diese sanfte Miene beizubehalten, die sie den ganzen Tag über als ihre beste Tarnung zur Schau trug. War sie bei ihm, wirkten ihre Augen wieder so finster und geheimnisvoll wie tiefe Brunnen. Kehrte sie in ihre Kammer zurück, durchlief ein seltsames Gefühl der Erleichterung ihre Glieder, und sie schwor sich, dass dies aber das letzte Mal gewesen war.
Doch jeden Abend erledigte sie etwas eiliger ihre Erkundungstour durch den Palast, um dort oben auf der Terrasse oder im Garten zu sein, wenn der Mond hoch am Himmel stand. Immer wartete er bereits auf sie, saß da mit seinen grünen Augen, denen sie einfach nichts vorlügen konnte.
Sie erzählte ihm die Geschichte, wie ihr Meister sie gezwungen hatte, ein Hirschkalb zu erlegen, erzählte ihm von ihrer ganzen Lehrzeit bei Sarnek. Gegen ihren Willen und zu ihrer eigenen Verblüffung kam ihr die Wahrheit über die Lippen. Doch immerhin verpackte Dubhe sie so weit in gut gemeinte Lügen, dass Learco keinen Verdacht hinsichtlich ihrer Mission
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