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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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in seine Lunge ein-und der Atem wieder austritt.
    Das Gelände ist mit Dieben übersät. Sie liegen herum zwischen den noch rauchenden Trümmern der Häuser, und erfühlt sieb bedrängt durch ihre leeren Blicke. Mit sechzehn hat er schon mehr Massaker gesehen, als ein Mann eigentlich in einem ganzen Leben ertragen kann. Seit er diesen Greis hinrichten musste, bat Forra ihn immer in der ersten Reibe antreten lassen, sodass er sich oft genug ohne Schutz durch die Kameraden den Feinden gegenübersah. Doch Learco hat keine Angst mehr vor dem Tod, ist er doch sein einziger Trost, die einzige Möglichkeit, die ihm bleibt, um dieser Qual Zu entkommen. Was ihn in den Wahnsinn treibt, sind mehr die zerstörten Dörfer und Städte, auf denen sich die Krähen niederlassen, das allgegenwärtige Sterben, von dem er umgeben ist.
    »Geh noch mal durch und schau dir die Leichen genau an. Ich will hier keine Überlebenden«, fordert sein Onkel ihn auf.
    Ein Befehl, den er schon mehrere Male erhalten hat, an den er sich aber nicht gewöhnen kann. Er ist kein Mörder. In der Schlacht sticht er nur zu, weil ihm sein Selbsterhaltungstrieb die Hand führt.
    Tatsächlich aber sucht er auch hier, hinter all dem Leid, die Anerkennung seines Vaters. Doch der König bat nie ein gutes Wort für ihn. Kehren sie in den Palast zurück, lässt sich Dohor zunächst immer von seinem treuen Statthalter berichten, bevor er sieb äußert. Den Worten seines Sohnes, der unterdessen tief verneigt vor dem Thron wartet, traut er nicht. Schmeicheln ihm Forras Worte, lässt der König seinen Erfolg verpuffen, indem er erklärt, sein Sohn habe nur seine Pflicht getan. Erfährt er aber, dass Learco wieder einmal Hemmungen gezeigt hat, ist die Verachtung groß.
    Es nützt auch nichts, sich bei nächster Gelegenheit grausamer zu zeigen. Learco hat es versucht, hat sich eifriger ins Getümmel geworfen, Ekel und Abscheu vor sich selbst erstickt und sich bemüht, dem Weg zu folgen, den Forra ihm unermüdlich aufzeigt. Aber was bringt es, wenn sein Vater nicht sehen will, dass er es immerhin versucht hat? Wie der erste Learco wird er niemals sein. Was er auch tut, er wird immer nur ein hässliches Abbild dieses geliebten ersten Sohnes bleiben.
    Während er so in der vollkommenen Stille den Erinnerungen nachhängt, hört er plötzlich das Klirren eines Schwertes, das schwere, dumpfe Geräusch von Schritten. Forra. Dessen Gang würde er unter Tausenden heraushören, vermeidet es aber, sich umzudrehen, und wartet, dass er näher kommt.
    »Gut gemacht«, lobt ihn sein Onkel, indem er ihm auf die Schultern klopft. Die Stille ist zerrissen, endlich. Doch auch in ihm ist etwas entzweigegangen. Erst jetzt wird ihm ganz klar, wie grausam das ist, was sie getan haben. Geblendet von dem Verlangen, seinem Vater zu gefallen, hat er an der Seite seiner Kameraden gegen die Rebellen gekämpft und es Forra dadurch ermöglicht, wieder zahlreiche unschuldige Zivilisten auslöschen zu lassen. Ein verzweifelter Schrei erhebt sich in seinem Innern und betäubt ihn den ganzen Tag, übertönt die Siegesfeier, die anerkennenden Worte Forras, übertönt die Schmeicheleien der anderen Soldaten, die ihn endlich als einen der ihren betrachten. Wie betäubt irrt Learco umher in dem Be wusstsein, nun auch die letzte Grenze überschritten zu haben, die einzige, die er niemals hätte hinter sich lassen dürfen. Nun ist er ein Komplize so wie alle anderen auch. Als es Abend wird, zerreißen Flammen die Dunkelheit. Mit dem brennenden Berg von Dieben löst sieb die letzte Erinnerung an dieses Dorf in Rauch auf.
    »So ergeht es allen, die sich gegen unseren König stellen«, ruft Forra mitten hinein in den Jubel seiner Truppe.
    Plötzlich muss sich Learco, vom Brechreiz geschüttelt, hinter ein Zelt kauern. »Schlappschwanz«, zischt sein Onkel ihm zu, als er ihn sieht. Der Junge dreht sich zu ihm um, hat keine Kraft mehr, etwas zu erwidern. »Das ist dir wohl in die Knochen gefahren, du Waschweib. Herrje, das waren doch verdammte Rebellen!«
    »Das waren Frauen und Kinder . . . «
    »Die herangewachsen wären . . . Weißt du nicht, dass sie Frauen und Kinder im Schwertkampf ausbilden und an Puppen üben lassen, die dir und deinem Vater nachgebildet sind? Weißt du nicht, dass sie alle Kuriere steinigen, die wir in diese Gegend hier schicken?«
    Learco antwortet nicht. Reden hat keinen Sinn. Forra gehört zu einer anderen Welt und wird niemals verstehen können, was sich in seinem Herzen regt. Kein

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