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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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seiner großen Hände links um den Hals und drückt den Dolch an die andere Seite direkt über die hervortretende Narbe, die von Arens Attacke stammt. Radaths Hand drückt zu und schnürt mir die Luft ab. »Wer war das?«
    Ich muss ihm irgendetwas sagen, etwas, das ihn zufriedenstellt und mir Zeit verschafft.
    »Rebellen«, würge ich hervor. »Ich sollte sie in den Palast bringen.«
    Radaths Hand entspannt sich. Micid, der grinsend am Rand des Lichtkegels steht, zieht eine Augenbraue hoch. Er korrigiert mich jedoch nicht. Offenbar soll der Lord General tatsächlich nicht erfahren, dass wir uns schon einmal begegnet sind.
    »Und was hatten diese Rebellen vor«, fragt Radath, »wenn sie erst mal im Palast sind?«
    Ich nehme all meinen Mut zusammen und sehe ihm entschlossen in die Augen. »Sie sollten Euch ermorden.«
    Radath kichert. »Ich bin ebenso unantastbar wie der König, McKenzie.«
    Knarrend geht die Tür auf. »Lord General.«
    Ich stoße zittrig die Luft aus. Kyol hat mich gefunden.
    »Ich habe Atroth gesagt, dass ich mich um sie kümmere«, sagt Radath, ohne sich umzudrehen.
    »Das übernehme ich«, erwidert Kyol. Ich bin mir nicht sicher, ob sich seine Eiseskälte gegen Radath oder gegen mich richtet.
    »Ihr hattet bereits die Gelegenheit, sie zur Kooperation zu bewegen« , erklärt Radath auf Fae. »Ihr seid gescheitert. Sie ist nicht länger Euer Spielzeug.«
    »Das könnt Ihr mit Atroth besprechen. Er möchte mit Euch reden.«
    Der Lord General starrt mich an, steht aber nicht auf. Ich glaube nicht, dass er gehen wird. Er nimmt von Kyol keine Befehle entgegen, und er scheint es zu genießen, mich an diese Wand angekettet zu sehen. Ich hatte im Laufe der Jahre nur selten mit ihm zu tun, aber ich hätte nie gedacht, dass er mich mal so behandeln würde. Natürlich hätte ich auch nie geglaubt, dass ich ihm mal den Grund dazu geben würde.
    Radaths Schultern sacken zusammen. Er steht mit offenkundigem Widerwillen auf und dreht sich zu Kyol um. »Sie hat unsern König verraten, Schwertmeister. Atroth erwartet, dass sie bestraft wird. Ich gehe davon aus, dass Ihr ihr sämtliche Geheimnisse entlocken werdet. Habt Ihr verstanden?«
    »Verstanden.« Kyols Miene bleibt unbewegt.
    Radath bedeutet Micid, zu gehen. Der Ther’rothi verlässt meine Zelle, und Radath folgt ihm nach draußen.
    Er lächelt und lässt die Tür dann hinter sich zufallen.
    Lange Zeit bleibt Kyol einfach nur reglos stehen. Tausend verschiedene Entschuldigungen kommen mir in den Sinn. Doch keine davon kommt über meine Lippen. Ich würde alles genauso wieder tun, um Naito und Evan zu retten.
    »Wie konntest du nur so dumm sein?«, will Kyol wissen. Ich zucke bei seinem Ton zusammen. »Sie waren in Sicherheit, McKenzie! Du warst in Sicherheit!«
    Er läuft im Licht der Kugel hin und her und hat die Hände zu Fäusten geballt.
    »Ich konnte nicht hierbleiben, Kyol.«
    »Dann wolltest du also zurück zu ihm! «
    »Ich …« Meine Stimme versagt. Mein Kinn zittert. Ich beiße mir auf die Unterlippe und weigere mich, in Tränen auszubrechen.
    »McKenzie.« Seine Stimme klingt jetzt schmerzverzerrt. Er geht vor mir auf die Knie, macht ein gepeinigtes Gesicht und lässt die Schultern hängen, als hätte er einen Krieg verloren.
    Mein Herz droht, in meiner Brust zu zerspringen. Trotzdem schlucke ich die Entschuldigung wieder hinunter. Stattdessen frage ich leise: »Kannst du mich hier rausholen?«
    Er reibt sich mit beiden Händen übers Gesicht. »Ich weiß es nicht.«
    Ich habe eigentlich nicht das Recht, ihn darum zu bitten. Ich habe mich selbst in diese Lage gebracht, und er sollte sich nicht verpflichtet fühlen, mich da rauszuholen.
    »Sidhe.« Er umfasst mein Kinn und lehnt seine Stirn an meine. So bleiben wir lange Zeit sitzen, er warm, stark und ruhig, ich frierend, nass und zitternd. Ich fühle mich, als hätte man mein Innerstes nach außen gekehrt, mir all meine Gefühle genommen, eine Schicht nach der anderen abgetragen, bis nur noch meine abgeschabte Seele übrig war. Selbst die Edarratae wirken blass und kühl.
    »Wenn du hier rauswillst, McKenzie, dann musst du mir irgendwas geben. Atroth wird dich nicht freilassen, ohne dass wir Informationen über die Rebellen erhalten haben.«
    Ich kann dem Hof nicht mehr helfen. Die Rebellion mag Dinge getan haben, die mir nicht gefallen, aber der Hof hat mich manipuliert und benutzt. Radath hat angeordnet, dass Menschen exekutiert werden, und ich bin mir sicher, dass er den Vigilanten meinen

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