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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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Hüfte reicht, sodass sie leicht an den Dolch gelangen kann, der dort steckt.
    »Ich arbeite für niemanden« , sage ich. Im Grunde genommen stimmt das auch. Ich habe den Rebellen noch nicht geholfen. Nun ja, wenn man die Warnung wegen Lynn Valley mal nicht dazuzählt.
    Der Schenkwirt, dem meine Antwort offenbar nicht gefällt, betritt den Kreis, der sich langsam um mich herum bildet. »Wenn du nicht für den König arbeitest, dann arbeitest du für die Rebellen. Spuck’s schon aus.«
    »Wir sollten sie den Rebellen übergeben« , ruft einer aus dem Hintergrund. Einige andere stimmen ihm zu, doch der Großteil scheint eher an der Belohnung interessiert zu sein. Arens Dolch steckt noch immer verborgen unter meinem Umhang. Gegen die etwa dreißig Fae hier habe ich keine Chance, aber wenn ein Einzelner versuchen sollte, mich auszuliefern, wird er schon sehen, was er davon hat.
    »Ich will nicht, dass die Soldaten des Königs meine Schenke betreten.« Der Schenkwirt beäugt den Fae, der mir die Kapuze vom Kopf gerissen hat. »Schaff sie hier raus.«
    Es wäre mir sehr viel lieber, wenn mich irgendeiner der anderen nach draußen bringen würde. Dieser Kerl ist fast doppelt so breit wie sie alle. Und er stinkt. Nach Alkohol und Cirikith -Scheiße, wie ich finde.
    »Du kannst doppelt so viel Tinril verdienen, wenn du sie verkaufst« , meint ein Fae, der zwischen mir und dem Ausgang steht.
    »Verkaufen?« , fragt der Riese nach.
    Der Fae nickt. »Ich weiß auch, wo.«
    Mir läuft es eiskalt den Rücken herunter. Ich sehe mich in der Schenke um und versuche, einen Ausweg aus diesem Dilemma zu finden. Aber hier halten sich keine Fae auf, die bereit sind, jemandem zu helfen, ohne eine Gegenleistung dafür zu erhalten, und ich habe keine Ahnung, wie viele Tinril sich noch in dem kleinen Beutel, den mir Aren gegeben hat, befinden. Außerdem könnte sich ihn jeder auch einfach so nehmen, daher sollte ich ihn lieber gar nicht erwähnen.
    Ich sehe den Schenkwirt an. Er macht noch immer ein finsteres Gesicht, aber mir wird klar, dass seine Falten tiefer zu sein scheinen als noch vor einem Moment. Wirkt er nicht eher angeekelt als wütend? Zumindest scheint einer hier ein Problem damit zu haben, mich zu verkaufen.
    »Du wirst sie dem Hof übergeben, Delan« , sagt er.
    »Du hast eben selbst gesagt, ich soll sie hier rausschaffen.« Delan nuschelt so stark, dass ich ihn kaum verstehen kann. »Und das werde ich auch tun. Was ich danach mit ihr mache ist … « Ich weiß beim besten Willen nicht, was er gesagt hat.
    »Ich hätte da einen anderen Vorschlag« , sagt eine vertraute Stimme.
    Die Gruppe von Fae, die den Eingang der Schenke blockiert, geht zur Seite, und ich sehe den Neuankömmling, Lorn, im Türrahmen stehen. Er sieht mich nicht an, sondern rückt seine Manschetten gerade, als würde ihn diese ganze Szene jetzt schon langweilen. Mir ist nicht klar, ob ich erleichtert sein soll, ihn zu sehen, oder nicht.
    »Ich nehme sie« , sagt er, als er offenbar zufrieden mit seinem Aussehen ist.
    »Für wie viel?« , will Delan wissen.
    Lorn lacht nur und wiederholt: »Ich nehme sie.«
    »Nicht, ohne zu bezahlen.« Delan versucht, meinen Arm zu packen.
    Ich springe zurück und zucke zusammen, als sich ein Dolch in Delans Brust bohrt. Delan sieht mich wütend an, als ob ich es gewesen wäre, die ihn geworfen hat. Doch ich war das nicht. Ich habe keine Ahnung, woher der Dolch kam. Lorn war es auch nicht. Er steht noch immer in der Tür und sieht so unbeteiligt aus wie vorher.
    Delan sieht den Griff an, legt seine Hand darum und zieht den Dolch heraus.
    Das war ein Fehler. Er reißt die Augen auf, als das Blut aus der Wunde quillt. Dann drückt er seine Hand darauf, um die Blutung zu stoppen, und sieht sich in der Schenke um, aber es bietet ihm niemand seine Hilfe an.
    Seine Knie geben nach. Er landet auf allen vieren, versucht noch, sich aufzurappeln, und geht in den Äther. Die anderen Fae sehen sich an und versuchen offenbar herauszufinden, wer von ihnen den Dolch geworfen hat.
    »Dann wäre das ja geregelt.« Lorns Stimme bricht das Schweigen. »McKenzie.«
    Ich wende den Blick von der Blutlache auf dem Boden ab, beiße die Zähne zusammen und gehe daran vorbei. Lorn zieht meine Kapuze wieder hoch, als ich vor ihm stehe, dann gehen wir beide nach draußen. Dort wartet eine verhüllte Gestalt auf uns. Ich atme erleichtert aus, als ich kurz Kelias Gesicht sehe, nicht nur, weil sie am Leben ist, sondern auch, weil ich mich freue, sie hier

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