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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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blitzen unter einer dicken Schmutzschicht auf und verschwinden unter einer zerrissenen und blutgetränkten Tunika. Ich habe Trev seit dem Abend, an dem ich seine Schatten gelesen habe, nicht mehr gesehen. Zusammen mit Kelia und Lena sind gerade mal fünf Fae im Gasthaus verblieben. Sie haben mich den ganzen Nachmittag mit Adleraugen von der Veranda aus beobachtet, aber jetzt verlassen sie ihre Posten und laufen auf den verwundeten Mitrebellen zu.
    Kelia ist kurz vor den anderen bei ihm. Ihre Worte spiegeln ihre Panik wider. Trev schüttelt den Kopf und macht ein finsteres Gesicht. Ich verstehe einige Worte … Hof … heilen … Tor , aber dann reden sie alle durcheinander und zu schnell, als dass ich noch etwas hören kann. Doch das ist auch egal. Das Wichtigste ist, dass sie völlig in ihre Diskussion vertieft sind. Keiner hat auch nur einen Blick in meine Richtung geworfen, und der Ostrand der Lichtung ist gerade mal eineinhalb Meter von mir entfernt.
    Ich denke nicht, ich laufe einfach los. Drei lange Schritte, und ich stehe im Wald.
    Das Adrenalin schießt ein, als ich über einen verrottenden Baumstamm springe. Mir ist klar, dass die Fae Wachen rings um das Lager aufgestellt haben, aber ich bin ein Mensch, der die Gabe des Sehens hat. Ich kann die magischen Stolperdrähte zwar nicht direkt sehen, aber ich werde sie spüren, daher lasse ich meine Haut nach einem Summen in der Luft lauschen. Als ich eine leichte Vibration am linken Arm spüre, folge ich meinen Instinkten und drehe nach rechts ab. Die Wache wird mich nicht aufhalten, aber wenn ich weiterlaufe, wird der Fae genau wissen, wo ich bin. Ungeachtet der Äste, die mir ins Gesicht und gegen die Arme peitschen, renne ich weiter, schneller und immer schneller.
    Der Waldboden fällt unter meinen Füßen ab. Ich rutsche den Abhang in einem Wasserfall aus toten Blättern hinunter und finde gerade rechtzeitig mein Gleichgewicht wieder, als der Boden eben ausläuft. Ich habe keine Ahnung, wo ich hinlaufe. Alles sieht gleich aus. Aber ich darf nicht langsamer werden. Auf gar keinen Fall. Ich muss entkommen, einen möglichst großen Abstand zwischen den Rebellen und mir herstellen und einen Weg finden, Paige zu kontaktieren.
    Ich renne zwei oder drei Minuten, so schnell ich kann, bevor meine Haut erneut eine Warnung vermeldet. Rutschend bleibe ich stehen und starre in den Wald. Das ist kein Wächter, den ich da spüre. Sie sind es.
    Das dichte Blätterdach lässt kaum Sonnenlicht durch, und als der Wind die Baumkronen bewegt, tanzen Schatten auf dem Waldboden. Ich kann die Fae nicht sehen, aber ich bin mir sicher, dass sie mich sehen können.
    Scheiße. Was soll ich jetzt machen? Laufen? Kämpfen? Um Gnade betteln? Keine dieser Optionen gefällt mir besonders gut.
    Ich drehe mich im Kreis. Die Absätze meiner Stiefel versinken im feuchten Boden, als ich von einem Baum zum anderen sehe und versuche, die Richtung zu bestimmen, aus der sie angreifen werden. Eine Bewegung erregt meine Aufmerksamkeit. Lena. Sie kommt mit gezogenem Schwert auf mich zu. Das ist gar nicht gut. Es ist egal, dass sie eine Frau ist. Alle Fae können kämpfen. Sie würde mich sogar dann noch besiegen, wenn ich es wäre, die die Waffe in der Hand hält.
    Na gut. Dann bleibt mir nur noch eine Möglichkeit – laufen –, denn anflehen werde ich sie nicht.
    Ich drehe mich um und renne. Äste schlagen mir ins Gesicht und zerren an meiner Kleidung. Ich hebe die Arme, um den Angriff des Waldes abzuwehren. Vor mir fällt das Gelände erneut steil ab. Obwohl meine Lungen brennen und ich heftiges Seitenstechen habe, laufe ich weiter.
    Das Unterholz raschelt hinter mir, zu meiner Linken und meiner Rechten, und kurz bevor ich den Abhang erreiche, stolpere ich über den Wind.
    Ich kann es nicht anders beschreiben. In einer Sekunde bewege ich noch normal meine Beine, und in der nächsten stößt mein Schienbein gegen Luft, die so fest wie Stahl geworden ist. Ich kann das Gleichgewicht lang genug halten, um zu begreifen, dass Lena eine Luftweberin ist – eine verdammt gute Luftweberin –, dann schlägt mir eine weitere Salve undurchdringlicher Luft gegen die Schulter. Aufgrund des Schlages drehe ich mich, mein Fußknöchel bleibt in einem Dickicht aus Dornensträuchern hängen, und ich lande schwer auf dem Hintern. Vielleicht wäre ich in diesem Moment liegen geblieben, wenn mich nicht ein dritter Windschuss an der Brust getroffen hätte, der mich mit solcher Wucht nach hinten wirft, dass meine Füße

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