Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
Informationen über sie zu bekommen.« Er deutet auf mich. »Die Leute, die sie mitgenommen haben, wissen gar nichts, aber Aren ist dennoch eingeschritten. Wir haben den Großteil befreit. Beinahe hätten wir noch einen von Atroths Schattenlesern gefangen genommen, aber dann ist der Schwertmeister aufgetaucht.« Er sieht mich mit finsterem Blick an. »Der Sohn des Taltrayn ist nicht glücklich, dass er dich verloren hat. Er führt die Angriffe auf unsere Leute persönlich an.«
»Eure Leute?«
»Ich bin ebenso ein Teil der Rebellion, wie du ein Teil des Hofes bist«, entgegnet er und mustert mich. »Aber ich denke, dass mich meine Leute mehr respektieren und einbinden, als es deine tun.«
»Ich genieße großen Respekt.«
»Aber sie binden dich nicht mit ein, oder? Verraten sie dir ihre Pläne oder welche Konsequenzen das, was du für sie tust, haben wird? Sie haben dir sogar verboten, ihre Sprache zu sprechen.«
Ich recke das Kinn hoch und versuche, selbstsicher zu wirken. Das ist nicht einfach, wenn man einen gebrochenen Arm hat und einem der ganze Körper wehtut, aber seine Kritik stachelt mich an. »Sie haben mich nie in ein Zimmer eingesperrt und mein Leben bedroht.«
»Nur weil du nicht weißt, dass du eine Gefangene bist, heißt das noch lange nicht, dass du keine bist.«
»Und an deinen Verletzungen bist du selbst schuld«, wirft Kelia ein.
Ich werfe ihr einen raschen Blick zu, bevor ich mich wieder an Naito wende. »Der Hof kümmert sich um mich. Er kümmert sich um das Reich. Er verbrennt keine Familien hinter silbernen Mauern.«
Naitos Nasenflügel beben, als ich Brykeld erwähne, aber da er nichts sagt, rede ich weiter. »Er versteckt sich nicht in den Häusern unschuldiger Fae oder lässt Leute verhungern, nur damit sie tun, was er will.«
Daraufhin zieht er die Augenbrauen hoch. »Wer muss verhungern?«
»Das passiert, wenn ihr die Tore angreift. Ihr stört den Handel. Kaufleute haben euretwegen Angst zu reisen.«
»Du denkst, wir lassen Leute verhungern?« Er wirft den Kopf in den Nacken und lacht. »Du glaubst auch alles, was dir der Hof erzählt, was?«
Oh, großer Fehler, mein Freund. Nichts bringt mich mehr in Fahrt als herablassendes Lachen. Ich kann zwar nichts dagegen tun, als auf meinem unbequemen Bett vor mich hin zu brodeln, aber ich will verdammt sein, wenn ich den Rebellen jemals helfe. Aren ist für das Massaker in Brykeld verantwortlich, und ich habe die Konsequenzen der anderen Aktionen der Rebellen gesehen. Ihre gelegentlichen Angriffe auf die Tore haben Händler gezwungen, Wachen einzustellen oder die Straßen zu nehmen, um ihren Zielort zu erreichen. Die Kosten dafür werden an den Rest des Reiches weitergegeben, und nicht alle Fae können die höheren Preise bezahlen. Die, die es nicht können, sind tage-, manchmal sogar wochenlang ohne Essen.
»Wir sind nicht der Grund dafür, dass Leute hungern müssen«, sagt Naito, als sein Gelächter abgeebbt ist. »Sie müssen wegen Atroth und seinen Steuern hungern.«
»Steuern, die er erheben muss, um sein Volk vor Aren zu schützen«, schieße ich zurück. »Falschblute haben das Reich schon immer heimgesucht. Euer Anführer ist da keine Ausnahme.«
»Aren ist kein Nachfahre der Tar Sidhe , sondern Sethan.«
»Pass mal auf«, erwidere ich. »Die Lords der Provinzen haben für König Atroth gestimmt. Er ist ein Nachfahre, das bestreitet niemand, und wenn du nicht gerade eine Aversion gegen die Demokratie hast, dann ist er der rechtmäßige König.«
Sein Gesicht verfinstert sich. »Das ist hier nicht Amerika …«
»Nein, Deutschland«, unterbreche ich ihn und bin auf einmal müde und ziemlich stinkig. »Und wenn es euch nichts ausmacht, dann würde ich gern nach Hause gehen.«
Er schüttelt den Kopf. »Aren hätte dich einfach töten sollen.«
So viel zu der Hoffnung, mein Mitmensch würde Mitgefühl für mich empfinden. Die Rebellen haben ihm eine ordentliche Gehirnwäsche verpasst.
Er sagt etwas auf Fae zu Kelia. Sie antwortet, aber ich bin auf einmal abgelenkt und kann ihre Worte nicht übersetzen. Aren steht im Türrahmen. Edarratae zucken über sein angespanntes Gesicht und können die Schatten darauf ganz kurz vertreiben. Seine Stimmung vermögen sie allerdings nicht aufzuheitern. Ich kann sogar von der anderen Seite des Zimmers spüren, wie wütend er ist. Er geht weiter in den Raum hinein, die Hand auf dem Schwert an seiner Seite. Er hält sich zurück, aber es fällt ihm sehr schwer.
»Raus«, brüllt er. Auch
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