Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
Vom Netzwerk:
schwarz. Pechschwarz.

12
    E s klingelt an meiner Tür. Sie sind früh dran. Na, super.
    Ich bürste mir schnell das Haar und frage mich erneut, wieso ich mich von Paige zu einem Doppeldate habe überreden lassen. Ich sollte lernen, schlafen oder irgendetwas anderes machen, anstatt mit einem Typen, den ich nicht mal kenne, essen und dann tanzen zu gehen. Außerdem fühle ich mich irgendwie … komisch.
    Ich versuche, den Nebel in meinem Kopf zu lichten, werfe die Bürste auf die Couch und gehe zur Tür.
    »Hey!«, sagt Paige, als ich die Tür öffne. Sie hüpft auf den Zehenspitzen, sodass ihr hellblondes Haar über ihren Schultern hin und her schwingt. Es ist kürzer als sonst, weil sie aus einzelnen Strähnen kleine Zöpfe geflochten hat, die jetzt in alle möglichen Richtungen abstehen. An mir würde das aussehen, als hätte ich ein riesiges Rattennest auf dem Kopf. Bei Paige ist es eine Art organisiertes Chaos, fetzig und schick.
    »Hey«, antworte ich, als ich auf einmal ein Prickeln auf meiner Haut spüre. Ich muss mich zusammenreißen, um mich nicht umzudrehen und nachzusehen, wer einen Riss in meinem Wohnzimmer geöffnet hat. Ich tippe auf Kyol. Super Timing.
    »Das ist Ben«, stellt mir Paige einen der beiden Typen vor, die auf meiner Veranda stehen. »Und John kennst du ja.«
    Ich kenne John nicht. Der Freund, den ich letzten Monat kennengelernt habe, hieß Mark, Matt oder so ähnlich.
    »Ich bin McKenzie.« Ich schüttle Ben die Hand. Er hat einen kräftigen Griff, eine nette Sonnenbräune und, wie versprochen, ein umwerfendes Lächeln.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass er heiß ist«, sagt Paige in dem Moment, in dem eine Stimme hinter mir murmelt: »Ich komme später wieder.«
    Ich schüttle als Antwort auf Kyols Worte kaum merklich den Kopf. Die Welt bewegt sich schneller, als sie es sollte. Komisch. Es dauert einige Sekunden, bis sie sich wieder beruhigt hat. Dann bemerke ich Bens hochgezogene Augenbraue und Paiges beunruhigtes Gesicht.
    »Ich meine, ja. Mir ist nur gerade … eingefallen, dass ich etwas vergessen habe.«
    »Kein Problem, Psycho«, erwidert Paige und zieht ihr Date ins Haus. »Ich habe sowieso vergessen, einen Tisch zu bestellen.«
    »Ähm.« Als ich über die Schulter sehe, steht Kyol am anderen Ende meiner Couch. Seine Edarratae zucken heftiger als üblich – aber auch nicht bedenkenswert schnell –, und es fällt mir schwer, nicht die Hand auszustrecken und das Licht im Wohnzimmer auszuschalten.
    »Ich komme später wieder«, sagt er noch einmal.
    Ich bitte Ben ins Haus. »Ich gehe nur noch mal schnell ins Bad.«
    »Beeil dich«, ruft Paige und greift zu meinem Handy.
    Kyols Blick ruht auf Ben, doch dann folgt er mir ins Badezimmer. Als ich die Tür hinter uns schließe, ist es dunkel. Zu dunkel. Ich reibe mir die Augen, bis ich wieder klar sehen kann. Fast bereue ich, das getan zu haben. Ein Blitzstrahl schießt im Zickzack über sein emotionsloses Gesicht. So verschlossen wirkt er sonst nicht, wenn wir alleine sind.
    »Ich habe ihn gerade erst kennengelernt«, sage ich. »Paige hat mich zu einem Doppeldate überredet.«
    Sein Blick wird sanfter. »Nein, es ist okay. Du solltest dich mit deinesgleichen treffen.«
    »Das heißt noch lange nicht, dass ich das möchte .«
    »Ich auch nicht«, erwidert er leise.
    »Aber du solltest es tun, oder?« Das ist eine dumme Frage. Natürlich sollte er das tun. Wir wissen beide, dass es nicht ewig so weitergehen kann. Der König wird es herausfinden. Dann muss mich ein anderer Fae begleiten, wenn ich schattenlese. Kyol hat mir versichert, dass er schlimmstenfalls seine Position als Atroths Schwertmeister verlieren wird, aber ich glaube, dass da noch mehr dahintersteckt, von dem ich nur nichts wissen soll.
    »Es gibt Gründe, aus denen ich das tun sollte«, sagt er. »Und einen, der dagegen spricht.«
    Die Art, wie er mich ansieht, bewirkt, dass mir ganz mulmig wird. Ich überlege, wie ich aus diesem Date wieder rauskomme. Ich könnte Paige sagen, dass es mir nicht gut geht. Das wäre nicht mal komplett gelogen, ich fühle mich ein wenig desorientiert, benommen.
    »Ich werde Radath sagen, dass du beschäftigt bist«, erklärt Kyol.
    Ich seufze. Vergiss es. Kyol wird mich aus der Sache nicht rauslassen. »Das wird Radath nicht gefallen.«
    »Nein«, stimmt er mir zu.
    Der Lord General erwartet, dass ich ihm jederzeit zur Verfügung stehe, gehe, wohin er will, wann er will, und dabei jegliche Gefahr ignoriere. Manchmal frage ich mich, welchen

Weitere Kostenlose Bücher