Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
den Garten der Villa gelangt. Es ist verschlossen, doch dann legt er seine Hand auf den Riegel und wirkt seine Magie. Das Metall glüht rot durch die Hitze seiner Berührung. Dann, ein kräftiger Ruck, und das geschmolzene Schloss fällt auf den Boden.
Als er das Tor aufzieht, das dabei knarrt, streckt er die Hand nach mir aus. Ich nehme sie, aber nur, weil ich null Erfahrung mit Gehen in hochhackigen Schuhen habe.
»Eine Sache noch«, meint er, bevor ich den Garten betrete, und greift in seine Jacketttasche.
Ich mache den Mund auf. Mache ihn wieder zu. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, denn die Halskette ist umwerfend schön. Die Kette ist aus Weißgold, ein zartes Gebilde, und lang genug, dass die dreizehn Diamanten direkt unter meinem Schlüsselbein liegen. Die Diamanten werden nach außen hin kleiner, haben aber in der Mitte die Größe eines Fünfcentstücks, und selbst in dieser mondlosen Nacht funkeln sie wie die Lichttropfen eines torgebundenen Risses.
»Wozu der Schmuck?«, bringe ich nach einem Moment heraus.
Ein Lächeln spielt um Arens Lippen. »Die Kette gehört Kelia. Sie sagt, du kannst sie behalten, wenn du ihr Naito zurückschickst. Ansonsten wird sie Beweise dafür platzieren, dass du sie gestohlen hast.«
Ach du Scheiße. Das ist nicht vergleichbar mit dem Stehlen eines Anzugs oder eines Kleides aus einem Kaufhaus. Diese Kette muss mehrere Hunderttausend Dollar kosten. Um Naito mache ich mir eigentlich keine Sorgen, da Kyol nie einem Menschen wehtun würde, zumindest nicht mit Absicht, und ich bin mir fast sicher, dass ich gesehen habe, wie er Naito einen Ankerstein in die Hand gedrückt hat. Das habe ich Kelia auch erzählt. Sie hat nur durch mich hindurchgesehen und mich dann schwören lassen, dafür zu sorgen, dass Naito nichts passiert und dass sie wieder zusammen sein können. Anscheinend will sie mich jetzt an diesen Schwur erinnern, aber ich hätte die Halskette dafür nicht gebraucht.
Ich schiebe Arens Hände weg. »So etwas Schönes trage ich nicht.«
»Das Kleid ist schön. Ich dachte immer, Kleider wären unpraktisch, aber das …« Er streicht mit den Fingern über meine Seite. »Es schmiegt sich so schön an. Ich glaube, ich mag unpraktisch.«
Er berührt mit Absicht meine Haut, als er die Halskette in meinem Rücken verschließt. Sein Atem streicht warm über meinen Hals. Ich weiß nicht, ob er mit dem Verschluss nicht klarkommt oder ob er bewusst so lange dafür braucht, aber mein Körper reagiert auf seine Berührung. Ich schließe die Augen.
»Hör auf«, sage ich auf einmal. »Aren, hör auf damit.«
Er schließt die Öse und nimmt seine Hände weg. »Womit denn?«
»Ich weiß nicht, warum du das machst.«
»Du möchtest bei mir bleiben.« Er sagt es so, als ob das eine Tatsache wäre.
Ich schüttle den Kopf. »Es ist dein Edarratae . Das ist alles. Es manipuliert meine Gefühle und lässt mich glauben, ich würde Dinge wollen, die gar nicht gut für mich sind.«
»Ganz meine Meinung.«
»Und es ist ganz egal, was du …« Moment mal. »Du denkst das auch?«
»Taltrayn ist nicht gut für dich.« Er kommt auf mich zu. Ich gehe rückwärts durch das offene Tor in den Garten. »Der Hof ist nicht gut für dich. Er hat dich manipuliert.«
Der Boden gibt unter meinen hohen Absätzen nach. Aren streckt die Hand aus und nimmt meinen Arm, damit ich nicht das Gleichgewicht verliere. Frustriert schüttle ich ihn ab.
»Was willst du von mir? Willst du, dass ich mich weigere zu gehen? Du musst mich gehen lassen, um Lena zurückzubekommen und überhaupt hoffen zu dürfen, dass der Hof Naito jemals wieder freilässt.«
»Du sollst zugeben, dass ich nicht das Monster bin, zu dem mich der Hof gemacht hat, das will ich. Gib zu, dass du mir vertraust.«
»Dir vertrauen? Soll das ein Witz sein?« Ich werfe mein Haar nach hinten und zeige mit dem Finger auf meine Narbe. »Du hättest mich beinahe umgebracht!«
»Wenn du so weiter schreist, wird dich noch jemand hören.« Erneut kommt er näher. »Und ich entschuldige mich bei dir, Nalkin-Shom . Es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe.« Er streicht mit den Fingern durch mein Haar und lässt die dunklen Locken wieder vor die Narbe fallen. »Es tut mir unheimlich leid.«
»Wir sollten zum Empfang gehen.« Ich muss mich bewegen, unbedingt, ich fange schon an zu zittern. Er bereut, was er getan hat, und ich weiß, dass es ihm damit ernst ist, aber ich kann ihm nicht in die Augen blicken, wenn er mich so ansieht. Seine
Weitere Kostenlose Bücher