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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wie Donnergrollen klang.
Niemand, antwortete Liriel rasch. Sie warf Mikhail einen kurzen Blick zu.
WER RUFT MICH AUS DEM SCHLAF? Mikhail hatte das Gefühl, als würde er blitzschnell untersucht und dann ebenso schnell wieder fallen gelassen. Die Kinder hingegen waren wie vom Donner gerührt.
Val schoss unter ihrem Kokon aus Decken hervor, Mira dagegen zog ihre über den Kopf, als könnte sie der Stimme entkommen, wenn sie sich versteckte. Vincent sprang auf, brüllte und schüttelte die Faust. »Raus aus meinem Kopf!«, heulte er.
Dann zuckte Alain wieder, und Mikhail ging schnell zu ihm hinüber. Emun wimmerte leise, er steckte die Knöchel in den Mund und biss fest darauf.
Bis Mikhail Alain erreicht hatte, war dessen Rücken bereits völlig durchgedrückt, und er würgte an seinem eigenen Speichel. Der schlanke Körper wurde von Krämpfen geschüttelt, ganze Wellen von Zuckungen liefen seine Arme und Beine hinab. Mikhail drehte den jungen Mann zur Seite und fühlte sich so hilflos wie noch nie. Vincent taumelte brüllend umher und rammte plötzlich den Kopf gegen die Wand. Daryll und Tomas stürzten auf ihn zu, packten ihn an den Armen und zogen ihn von der Wand weg. Blut lief ihm über die hohe Stirn. Vincent wehrte sich mit erstaunlicher Kraft, und es gelang ihm, sich von Daryll loszureißen. Er ballte die Faust und schlug wild nach dem Gardisten.
Gelächter hallte durch den Raum, so laut, dass es sogar Vincents Raserei und die Schreie der jüngeren Kinder übertönte. Das Lachen stammte von Emelda, und es hörte sich wie das schrille Pfeifen des Windes an.
»Jetzt werdet Ihr sterben!« Sie klang sehr erfreut über diese Aussicht und nicht im Geringsten ängstlich. Mikhail hätte sie eigenhändig umbringen können.
WER STÖRT MICH? Die dröhnende, körperlose Stimme warf Mikhail fast um.
Ich, Priscilla Elhalyn, deine Dienerin, habe dich gerufen. Vernichte diese unverschämten Eindringlinge! Damit ich mit meinen Kindern zu dir kommen kann, wie es uns bestimmt ist.
    ICH VERNICHTE NICHT!
Diese Leute sind Feinde, und sie werden mich daran hindern, die Kinder zu dir zu bringen!
ICH WILL KEINE KINDER! LASS MICH IN RUHE, FRAU. DU HAST MICH SCHON GENUG BELÄSTIGT!
Der Wächter klang nun vor allem sehr verärgert. Vincent versuchte immer noch verzweifelt, sich von den Gardisten loszureißen. Die jüngeren Kinder waren still, zu still.
Aber du hast mir doch versprochen, dass ich …
VERBLENDETES WEIB! ICH HABE GAR NICHTS VERSPROCHEN. VERSCHWINDE.
Ich muss die Kinder zu dir bringen, damit sie …
RUHE!
In diesem Moment wurde es totenstill im Speisesaal, und selbst Vincent wehrte sich nicht mehr. Das Knistern des Feuers und der raue Atem der Anwesenden waren die einzigen Geräusche. Sogar Alains Anfall war vorbei, der Junge erschlaffte in Mikhails Händen. Dann hörte man einen einzelnen Klagelaut aus dem hinteren Teil des Hauses, einen halben Schrei, bei dem sich Mikhail die Nackenhaare aufstellten und sein Körper starr vor Angst wurde. Der Schrei endete abrupt, und Mikhail wusste, dass Priscilla Elhalyn in diesem Augenblick gestorben war.
Emelda wusste es ebenfalls, und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Sie versuchte, von dem Stuhl aufzustehen, auf den sie gefesselt war, ihre klauenartigen Finger rissen an den Stricken. »Nein, nein! So war es nicht geplant! Wir sollten ewig leben! Wir sollten Götter sein!«
Liriel erhob sich von Miras Seite und richtete sich zu ihrer vollen, imposanten Größe auf. Ein feuchter Glanz leuchtete auf ihrem Gesicht, und ihr Gewand klebte an ihrem Busen. Um ihren Mund hatten sich vor Müdigkeit Falten gebildet, und ihr rotes Haar war zur Hälfte aus der Schmetterlingsspange
geschlüpft, so dass sie aussah, als wäre sie gerade erst aufgestanden. Dennoch war sie eine würdevolle Erscheinung, stark und selbstbewusst, und Mikhail betrachtete sie ehrfurchtsvoll. »Nur Götter sind wahre Götter. Menschen sind keine«, sagte sie zu Emelda.
Draußen vor dem Fenster erklang ein raues Krächzen, als wollte die Krähe ihr zustimmen.
13
    Das sanfte Licht eines neuen Wintermorgens kroch durch die Fenster des Speisesaals und weckte die Schlafenden, die während der ganzen Nacht dort geblieben waren. Das Feuer glühte nur noch schwach, und der saure Geruch der Essensreste auf dem Tisch erfüllte den Raum. Doch es gab auch noch andere Düfte, denn Alain hatte sich bei einem seiner Anfälle beschmutzt, und eins der Mädchen hatte erbrochen. Niemand brachte die Energie auf, sich um die Schweinerei

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