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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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einzige Orgel. Aber irgendwie hätte ich sie gerne gehört, mit den Flöten für den Bräutigam, die die Braut rufen, und den antwortenden Violen. Es klingt am Anfang sehr leise, aber dann schwillt es an, wenn sich die Stimmen vereinen und das Hauptthema beginnt. Zuletzt hört man nur noch eine einzige Stimme, und die Flöte und die Viole sind nicht mehr zu unterscheiden.
    Das klingt wundervoll! Mikhail war tief bewegt von Margueridas Sehnsucht, und er hörte die Klänge der Musik in ihrer Erinnerung. Er war auch überrascht, denn er hätte solche Sehnsüchte nie bei ihr vermutet. Sie hatte ihm, wie ihm nun klar wurde, ihre weibliche Seite bisher nicht enthüllt, außer in einigen Träumen. Jenen verletzlichen Teil von ihr, den sie zum Schutz vor Kränkung gut verborgen hielt. Er kannte ihre Stärke und ihre Angst vor Ashara, aber über ihre weiche Seite wusste er bisher nichts.
Ich hätte dir alles von Herzen gewünscht - das Kleid, die Brautjungfern, die Musik - alles.
Schon gut. Ich bin nur sehr müde, und alles stürzt auf mich ein. Und irgendetwas kommt mir hier komisch vor, ich fühle mich ganz benebelt. Dieses Wasser, das ich getrunken habe, scheint mich irgendwie betrunken gemacht zu haben!
Mich auch!
Mikhail musterte den alten Mann auf der Liege. Varzil hatte die Augen geschlossen, und die Hand mit dem großen Ring lag schlaff auf der Decke. Doch der Atem, der seine Brust hob und senkte, war kräftig und gleichmäßig. »Nun gut, wir sind einverstanden, da Ihr uns offenbar deshalb hierher gerufen habt.«
»Es muss euch sehr gefühllos erscheinen, dass ich euch durch die Jahrhunderte geschleift habe, damit ihr meine Bedürfnisse erfüllt und tatsächlich habe ich dieses Ereignis viele Jahre lang vorbereitet. Doch es handelt sich nicht um einen Akt der Selbstsucht. Ich schwöre, die Zukunft Darkovers hängt von dieser Heirat ab. Die Macht, die ich euch hinterlasse, werdet ihr zur rechten Zeit nötig brauchen.«
»Wir haben keine andere Wahl, als Euch zu trauen, Varzil.« »Ach, Mikhalangelo … Ich werde dich nicht noch einmal enttäuschen!«
»Noch einmal?« Mikhail zuckte zusammen.
»Er meint jenen anderen Mikhalangelo - den Robard für tot hielt. Dem du so ähnlich siehst, während ich dieser Margarethe gleiche nur dass deren Augen nicht so golden waren wie meine.« »Ja. Wenn alles gut gegangen wäre, hätten sie geheiratet, wie sie es vorhatten.«
»Aber sie sind gestorben, nicht wahr, Varzil?«
»Ja.« Das müde, alte Gesicht drückte unendlich große Trauer aus. Mikhail sah von Marguerida zu Varzil und wieder zurück. »Wollt Ihr damit etwa andeuten, wir haben schon einmal gelebt?« »Nein, so kann man es nicht sagen. Die Seelen in euren Körpern sind eure eigenen, nicht die von anderen Menschen. Aber in der Oberwelt gibt es eine Art Schablone für jede Seele, die je existiert hat oder zukünftig existieren wird, und aus der entsteht von Zeitalter zu Zeitalter ein ähnliches Wesen. Selbst mit all meinem Wissen kann ich dieses Phänomen nicht erklären, sondern nur akzeptieren.« Mikhail war erleichtert. Er hätte den Gedanken nicht ertragen, nur die Reinkarnation eines Fremden aus der Vergangenheit zu sein. Er wäre sich wie eine schlechte Kopie vorgekommen, ein verwischtes Abbild seiner selbst, statt des Mannes, der er tatsächlich zu sein hoffte.
»Wie machen wir es denn nun?« Marguerida wurde langsam ungeduldig, als müsste sie gleich eine grässlich schmeckende Arznei einnehmen und wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Mikhail roch ihren Atem und den erdigen, weiblichen Moschusduft ihres Körpers, und er kam zu dem Schluss, dass er sie auch mit zerzaustem Haar, schmutzigem Gesicht und Pferdegeruch in den Kleidern mochte.
Die alte Frau, die schweigend im Hintergrund gewartet hatte, schlurfte mit einer kleinen, mit Schnitzereien verzierten Holzkiste herbei. Als sie vor ihnen stand, öffnete sie die Kiste, und auf dem weichen Tuch, mit dem die Kiste ausgeschlagen war, lagen zwei schöne Armreifen aus Kupfer. Das Metall glänzte nicht mehr, sondern war zu einem grünlichen Farbton oxydiert.
»Die waren für die beiden anderen Leute bestimmt, oder?« »Ja, Margarethe. Ich habe ihre Herstellung persönlich überwacht, obwohl ich damals bereits wusste, dass sie wahrscheinlich nicht benutzt werden. Ich spüre, dass euch nicht ganz wohl dabei ist, sie zu tragen. Ich kann euch nur sagen, dass die Liebe, die Mikhalangelo und Margarethe füreinander empfanden, sehr groß war, ebenso groß

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