Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
unwillig auszuführen. Liriel schlief für gewöhnlich tief und wachte nur langsam auf. Er spürte ihren Missmut deutlich und fand ihn sehr erfrischend, denn es war ein einfaches Gefühl ohne versteckte Bedeutungen.
Verzeih mir, Liri.
Was willst du?
Er zögerte, nun wieder unsicher. Rat. Hilfe.
Von mir? Du hast mich in meinem ganzen Leben noch nie um Rat gefragt, außer wegen der besten Diät für deine Frettchen. Geht es dir gut, Mik?
Nicht besonders. Hier geht etwas vor sich, das meine Fähigkeiten übersteigt, und ich brauche dich wirklich. Kannst du nicht nach Haus Halyn kommen?
Ob ich … machst du Witze? Nein, wohl kaum. Du hast mich noch nie um Hilfe gebeten, also muss es sehr ernst sein. Wieso ausgerechnet ich?
Das berührt den Kern der ganzen Sache, Liri.
Hat es etwas mit den Kindern zu tun? Marguerida hat mir erzählt, dass du sie »El Höllyns« nennst. Sind sie denn wirklich so furchtbar?
Wenn sie es doch nur wären! Eine gesunde Wildheit könnte ich ja noch ertragen, aber diese … fürchten sich zu Tode, Liri. In diesem Haus geht etwas Schreckliches vor sich, und ich …
Was meinst du damit?
Als Mikhail seinen nächsten Gedanken formulierte, spürte er eine leichte Verwirrung, die zwar nur einen Augenblick dauerte, ihn aber frösteln ließ und nervös machte. Das ist schwer zu beschreiben. Mik, was war das eben? Du … bist für einen Moment verblasst. Das ist ein Teil des Problems. Priscilla lebt mit dieser Frau hier, eine gewisse Emelda, die sich wie eine Leronis kleidet und… Sie tut was?
Liri, wenn du mich ständig unterbrichst, schaffe ich es nie, dir die Sache zu erzählen.
Tut mir Leid, Mik. Du weißt ja, wie ich bin, wenn man mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf reißt.
Ja. Jedenfalls hat diese Frau großen Einfluss auf Priscilla und die Kinder, und ich habe keine Ahnung, was ich dagegen tun soll. Sie besitzt Laran, aber darüber hinaus kann ich dir nicht viel sagen. Sie behauptet, eine Aldaran zu sein, aber das bezweifle ich sehr. Er zögerte wieder. Ich glaube, sie hat meinen Verstand getrübt. Willst du damit sagen, du lebst mit einem anderen Telepathen in einem Haus und hast nie daran gedacht, es jemandem zu erzählen? Sie klang sehr verstimmt.
Ja. Jedes Mal, wenn ich beginne, daran zu denken … werde ich so … hilf mir, Liri!
Bei Zandrus Hölle! Du klingst wie von einem bösen Zauber besessen!
Da könntest du Recht haben. Wirst du kommen?
Allein? Soll ich nicht… Nein, ich weiß jetzt Bescheid. Ich glaube, ich verstehe dich.
Bring eine staatliche Kutsche mit, Liri, und … verdammt, ich werde schon wieder schwächer.
Ich werde kommen, Bredillu! Ich breche auf, sobald ich kann. Der Kontakt riss ab, und Mikhail saß reglos da und schwelgte in dem Ausdruck >Bredillu<, kleiner Bruder. Er war ein gutes Jahr älter als seine Schwester, aber im Augenblick fühlte er sich tatsächlich wie der Jüngere. Die Zuneigung, die in dem Wort lag, rührte ihn und machte ihm Mut. Es würde gut tun, Liriel hier zu haben, mit ihr sprechen zu können und ihren klugen Rat zu hören. Komisch. Er hatte seine Schwester nie für besonders klug gehalten, aber sie war es. Und es wurde Zeit, dass er diesen Umstand endlich respektierte!
10

Liriel traf sechs Tage später während eines leichten Schneesturms in Halyn ein. Noch bevor sie das Haus betrat, wusste Mikhail, dass sie schlechte Laune hatte. Das war recht ungewöhnlich, denn Liriel war ein bemerkenswert ausgeglichener Mensch und meist ruhig und fröhlich. Er hatte allerdings vergessen, wie sehr sie das Reisen verabscheute.
Mikhail konnte es ihr nicht verübeln, denn zu dieser Jahreszeit war selbst eine Reise über die verhältnismäßig flache Ebene von Arilinn und am Ufer des Valeron entlang kein Vergnügen. Seit er Liriel gebeten hatte zu kommen, plagten ihn heftige Zweifel, und er wünschte, er hätte es nicht getan. Doch er hatte die Zähne zusammengebissen und einfach gehofft, dass ihr Besuch nicht vergeblich sein würde.
»Ich bin in diesem Jahr schon mehr gereist als in meinem ganzen Leben zuvor«, ließ ihn die große Frau wissen, als sie aus der geschlossenen Kutsche stieg, »und es gefällt mir mit jedem Mal weniger. Ich schwöre, dass mein Kutscher keinen Stein ausgelassen hat, über den er fahren konnte.«
Sie war in einen Mantel aus schwerer grüner Wolle gehüllt, über den sie ein dickes Umhängetuch drapiert hatte, so dass sie im gedämpften Licht des späten Nachmittags beinahe unförmig wirkte. Ihre für gewöhnlich

Weitere Kostenlose Bücher