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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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blassen Wangen waren von der Kälte ganz rosig. Mikhail war unendlich froh, sie zu sehen. Bis zu diesem Augenblick war ihm gar nicht bewusst gewesen, wie sehr er seine Familie vermisste, selbst seine Mutter und seinen Vater.
Als der Kutscher ihre Worte hörte, grinste er Mikhail breit an. Liriels Kutsche war groß und gut gefedert, sie hatte verglaste Fenster und dichte Vorhänge, um die Kälte abzuhalten. Hinter ihr ritten vier Männer, zwei in der Uniform der Gar
disten und zwei in normaler Kleidung. Wo sollte Mikhail nur so viele Leute unterbringen? Haus Halyn war nicht groß, und die Quartiere der Dienerschaft waren immer noch in einem beklagenswerten Zustand. Doch Mathias und Daryll würden ihm sicher helfen, alles rasch in Ordnung zu bringen, außerdem war es nicht so wichtig. Jetzt zählte nur, dass seine Schwester endlich angekommen war und dass er jemanden hatte, dem er sich anvertrauen konnte.
»Ich freue mich riesig über deinen Besuch, Liri! Komm herein und nimm erst einmal ein heißes Bad. Das wird deinen müden Knochen gut tun und deine gute Laune wiederherstellen.« Er bot ihr einen Arm dar, um ihr die schlüpfrigen Stufen zum Haus hinaufzuhelfen, und Mikhail war über ihren kräftigen Griff überrascht.
Sie schmiegte sich kurz an ihn, dann streckte sie die Nase in die Luft und schnüffelte. »Mir war gar nicht klar, wie nahe wir hier am Meer von Dalereuth sind. Komischer Geruch.« Sie betraten die Eingangshalle von Haus Halyn. »Der Geruch des Meeres stört mich, Mik, aber ich weiß nicht, wieso. Ich bin mir allerdings sicher, dass Marguerida ihn mögen würde. Sie hat oft Sehnsucht nach ihrem geliebten Thetis, nach den warmen Winden und den sanften Meeren dort.«
»Ja, ich habe sie ein paar Mal darüber nachsinnen hören. Und sie singt immer diese Lieder … Manche von denen, die sie für Diotima aufgenommen hat, sind einfach wundervoll. Meinst du, Dio kann ihre Stimme wirklich hören?« Er achtete nicht auf den Knoten in seiner Brust, den die bloße Erwähnung von Margueridas Namen auslöste, und versuchte möglichst gleichgültig zu klingen. Außerdem wollte er nicht daran denken, wie schwierig die Kommunikation mit seiner Geliebten in den letzten Wochen geworden war. Es ärgerte und frustrierte ihn, dass er an den meisten Abenden zu müde war, um sie zu erreichen, und wenn er es doch tat, kam sie ihm
distanziert vor und von irgendetwas in Anspruch genommen, über das sie nicht sprechen wollte. Sie erzählte zwar von Istvana Ridenows unorthodoxen Ausbildungsmethoden, von ihrer neuen Freundin Caitlin Leynier und den anderen in Neskaya, doch er spürte genau, dass irgendetwas sie beunruhigte. Er hatte sie ein paar Mal fragen wollen, aber seine Konzentration hatte jedes Mal nachgelassen oder eins der Kinder war aufgewacht. Es war, als wäre irgendeine Kraft wild entschlossen, ihm keine Ruhe zu gönnen. »Ob sie die Lieder hört? Ein interessanter Einfall.« Liriel sah ihren Bruder warmherzig an. »Aber ich bin überzeugt, du und Marguerida habt andere Dinge zu besprechen als ihren Gesang.« Ihre Worte enthielten keine versteckten Andeutungen, nur eine geschwisterliche Zuneigung, die ihm ans Herz ging.
Mikhail ließ seine Schultern ein wenig sinken. Er konnte seiner Schwester nichts vormachen. Sie kannte seine Gefühle für seine Geliebte und Margueridas Gefühle für ihn besser als irgendjemand sonst, mit Ausnahme von Lew Alton. Aber sie war sehr taktvoll, und er konnte sich darauf verlassen, dass sie ihn nur ein wenig aufziehen würde. »Da wäre immer noch das Wetter.«
Liriel lachte leise, hängte ihren Schal an einen Haken und zog ihren Mantel aus. »Wenn ihr beiden auch nur einen Augenblick über das Wetter redet, dann will ich ein Cristoforo sein.« Sie blickte hinauf zu den geschwärzten Dachsparren, dann auf die Wände mit den mottenzerfressenen Tapeten und schüttelte den Kopf. »Es ist nicht gerade gemütlich hier, was?« Einer der Männer trug hinter ihr das Gepäck ins Haus.
Mikhail schüttelte den Kopf. »Du hättest das Haus mal sehen sollen, bevor ich die Fensterrahmen richten und die Kamine säubern ließ. Priscilla und die Kinder scheinen das raue Klima gewöhnt zu sein, aber als ich hier ankam, haben sie nur notdürftig in fünf Zimmern gehaust.«
»Aber wieso denn?«
»Wenn ich das wüsste. Priscilla will mir einfach nicht sagen, warum sie darauf besteht, in dieser vermoderten Baracke zu wohnen. Vielleicht kannst du ihren Äußerungen mehr Sinn entnehmen als ich.«
Er zögerte. Wenn

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