Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
Vom Netzwerk:
Opa entführt worden und Dale vorübergehend in eine Starre verfallen. Seth hatte seine Lektion gelernt. In diesem Jahr war er die ganze Mittsommernacht über im Bett geblieben und hatte nicht mal die Versuchung verspürt, aus dem Fenster zu spähen.
    Natürlich war die Mittsommernacht etwas Besonderes, weil sich in dieser Nacht die Grenzen Fabelheims auflösten und alle möglichen albtraumhaften Ungeheuer in den Garten vordringen konnten. Aber heute war ein gewöhnlicher Tag. An einem normalen Abend sollten gefährliche Geschöpfe keinen Zugang zum Garten haben, um sich draußen vor Seths Fenster zu hocken. Bedeutete das, dass der Schattenmann ein freundliches Geschöpf war?
    Andererseits waren auch nette Geschöpfe in letzter Zeit bedrohlich geworden. Vielleicht hatte dieser Schattenmann früher einmal den Garten betreten dürfen, und jetzt, da er böse war, benutzte er seinen alten Status, um Seth zu überlisten! Vielleicht war er sogar derjenige, der die Seuche in Gang gesetzt hatte! Bei dem Gedanken schauderte Seth, denn er war sehr naheliegend: Die tintenschwarze Gestalt sah zweifellos aus, als würde sie nur zu gerne alles Licht durch Dunkelheit ersetzen.
    Seth zog die Vorhänge zu und trat vom Fenster zurück. Was sollte er tun? Er musste es jemandem erzählen! Seth lief die Dachbodentreppe hinunter und raste in das Zimmer seiner Großeltern. Die Tür war verschlossen, also hämmerte er dagegen.
    »Herein«, rief Opa.
    Seth öffnete die Tür. Opa und Oma waren noch nicht einmal im Schlafanzug. »Da ist was draußen vor meinem Fenster«, flüsterte Seth aufgeregt.
    »Wie meinst du das?«, fragte Opa.
    »Ein Schattenmann. Ein lebender Schatten in Menschengestalt. Er wollte, dass ich ihn reinlasse. Welche Geschöpfe außer Elfen und Feen können noch in den Garten?«
    »Hugo und Mendigo«, antwortete Oma. »Und natürlich wohnen die Wichtel unter dem Garten und haben Zugang zum Haus. Sonst noch wer, Stan?«
    »Alle anderen können nur in den Garten, wenn sie eingeladen werden«, sagte Opa. »Ich habe die Satyre gelegentlich in den Garten gelassen.«
    »Was ist, wenn dieser Schattentyp die Seuche ausgelöst hat?«, spekulierte Seth. »Ein Geschöpf, von dem wir nicht wussten, dass es sich im Reservat befindet, irgendein mysteriöser Feind, der in den Garten kommen kann, aber nicht ins Haus.«
    Opa runzelte nachdenklich die Stirn. »Der Garten ist so gesichert, dass die meisten Geschöpfe ferngehalten werden, selbst Überraschungsgäste. Was immer die Natur dieses Schattenmanns ist, es scheinen nicht alle Regeln bei ihm zu greifen.«
    »Zumindest konnte er das Haus nicht betreten«, bemerkte Oma.
    Opa ging auf die Tür zu. »Wir sollten besser Tanu und Dale holen.«
    Seth folgte Oma und Opa, während sie Tanu und Dale suchten und ihnen die Situation erklärten. Sie gingen in einer Reihe die Treppe zum Dachboden hinauf, Opa an der Spitze, Seth als Letzter. Nachdem sie das Teleskop aus dem Weg geschoben hatten, versammelten sie sich um das von Vorhängen verhüllte Fenster, Oma mit ihrer Armbrust, Tanu mit einem Zaubertrank in der Hand.
    Opa zog die Vorhänge beiseite, und sie sahen ein leeres Dach, das im immer dunkler werdenden Zwielicht kaum noch zu erkennen war.
    Seth drängte sich an die Scheibe und spähte in alle Richtungen. Der Schattenmann war fort.
    »Er war hier«, schwor Seth.
    »Ich glaube dir«, erwiderte Opa.
    »Er war wirklich hier«, beharrte Seth.
    Sie warteten ab und beobachteten, wie Opa mit einer Taschenlampe durch die leicht gekrümmten Scheiben leuchtete: Keine Spur von einem Eindringling. Opa schaltete die Taschenlampe aus.
    »Halte das Fenster heute Nacht geschlossen«, riet Tanu ihm. »Wenn er zurückkehrt, komm zu mir. Wenn nicht, werde ich am Morgen das Dach absuchen.«
    Tanu, Dale und Opa verließen den Raum. Oma wartete oben an der Treppe. »Kommst du klar?«
    »Ich hab keine Angst«, sagte Seth. »Ich hatte nur gehofft, ich hätte was Nützliches entdeckt.«
    »Das hast du wahrscheinlich auch. Halte einfach dieses Fenster geschlossen.«
    »Das mach ich.«
    »Gute Nacht, mein Junge. Du hast das Richtige getan, als du zu uns gekommen bist und es uns erzählt hast.«
    »Nacht.«
    Oma ging.
    Seth zog seinen Schlafanzug an und warf sich aufs Bett. Er begann zu argwöhnen, dass der Schattenmann zurückgekehrt war und draußen vor dem Fenster hockte. Die Bestie hatte wahrscheinlich nicht gewollt, dass die anderen sie sahen. Aber wenn Seth jetzt hinausspähte, würde er da sein und stumm um

Weitere Kostenlose Bücher