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Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenseherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Hunter
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tropfte. Als das Blut die Holzdielen berührte, glühten diese noch einmal auf, und Zoe wurde aus ihrem Körper gerissen.
    Es war anders als die Momente im Blutlesen. Sie spürte nichts von der anderen Person und hörte auch keinen Namen, aber das war nicht nötig. Sie kannte Cale und sie erkannte auch sein Gesicht, als sie sich plötzlich in einer Wohnung, irgendwo in Edinburgh, wiederfand. Sein Hemd war blutüberströmt und sein Gesicht vor Schmerz verzogen. Er lag auf einem überdimensional großen Bett und hatte offensichtlich starke Schmerzen. Zoe wollte zu ihm laufen und wissen, was ihm fehlte, aber sie konnte sich nicht vom Fleck bewegen.
    Mit einem Mal wurde sie wieder zurück in ihren Körper gerissen. Dumas hielt sie noch immer an sich gepresst, und sein Atem ging schwer. Schweiß glänzte auf seiner Haut und durchnässte Zoes Rücken. »Sie haben ihn gesehen, nicht wahr?«, murmelte der Engel.
    Zoe spürte erst jetzt, dass sie zitterte, und war zum ersten Mal dankbar für Dumas’ festen Griff. Ihre Knie waren weich wie Wackelpudding.
    »Sagen Sie es mir«, drängte der Engel, und Zoe fuhr sich über die Stirn. Nur langsam hörte das enge Gefühl in ihrer Kehle auf, und Zoe konnte wieder richtig atmen. Sie nickte. »Ja«, murmelte sie. »Er ist in Edinburgh, in einem Apartment.«
    »Mehr«, sagte Dumas. »Was haben Sie noch gesehen – ich brauche mehr Informationen!«
    »Da war ein Fenster«, sagte sie leise und schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. »Ich habe das Scots Monument gesehen. Von oben.«
    Dumas stieß ein Knurren aus, aber Zoe hoffte, dass es nicht ihr galt. Er legte den Kopf zurück und so gleißend helles Licht erfüllte das Zimmer, dass sie die Augen zusammenkneifen musste, wenn sie nicht völlig geblendet werden wollte. Als das Licht erlosch und sie die Lider wieder hob, tanzten kleine Lichtflecken vor ihren Augen. Und unter ihr verlor sich der Boden in weiter Ferne.

Zwischenspiel
    Noch immer starrte Adrian sein Handy an, als wäre es schuld an all seinen Problemen. Natürlich war es das nicht, aber sich mit irgendetwas anderem zu beschäftigen, war eine Wohltat. Im Augenblick schwankte er zwischen seinen Gedanken an Zoe und dem Zwischenfall in diesem Undergroundclub Sin , bei dem er einen Mann angeschossen hatte. Adrian war seit Jahren bei der Polizei, aber er hatte bisher noch niemals auf jemanden geschossen. Dabei war er auf dem Schießplatz einer der besten Schützen, und er war sich sicher, dass er den Angreifer mindestens einmal in den Bauch und einmal ins Herz getroffen hatte. Dass er dennoch aufstehen und weglaufen konnte, glich einem Wunder. Aber Adrian glaubte nicht an Wunder. Er glaubte an das, was er sah.
    Woher hatte der Typ eigentlich so viel über ihn und Zoe gewusst? Hatte sie etwa einen Neuen? Adrian runzelte die Stirn, als seine Gedanken von seinem Fall wieder direkt zu Zoe wanderten. Es hing alles miteinander zusammen, was Adrian sein Dilemma nicht einfacher machte.
    Es tat ihm wirklich leid, was er getan hatte, aber jetzt war es für Reue zu spät. Sie schien es mittlerweile auch so zu sehen; ihr Verhalten im Café war deutlich genug gewesen. Adrian wünschte sich trotzdem, dass es irgendeine Chance gab, dass sie ihm verzieh. Zoe fehlte ihm. Er merkte erst jetzt, wo sie tatsächlich mit ihm abgeschlossen hatte, wie sehr sie ihm wirklich fehlte. Aber es war wie verhext – jedes Mal, wenn er dachte, sie hätten sich wieder angenähert und sie würde ihm entgegenkommen, zog sie sich mit einem Mal zurück und reagierte eingeschnappt. So ganz verstand er das immer noch nicht, aber er würde sich bemühen, das zu ändern. Neuer Kerl hin oder her.
    Adrian zog die Kiste zu sich heran, in der der Schmuck lag, den sie im Spind des letzten Mordopfers gefunden hatten. Morgen würde alles an den Yard gehen. Adrian musste nur noch seinen Bericht schreiben, dann würde alles verschickt werden.
    Das meiste war okkulter Modeschmuck, bis auf zwei Amulette, die recht teuer aussahen. Adrian griff nach einem der beiden Anhänger und betrachtete ihn. So einen Stein hatte er bisher noch nicht gesehen – schwarz, ohne jeglichen Lichtreflex. Er hielt den Anhänger versuchsweise näher an die Schreibtischlampe, aber die Oberfläche gab nicht den kleinsten Reflex ab. Er schüttelte ungläubig den Kopf und legte das Amulett zurück zu den anderen Sachen.
    Er griff nach seinem Handy und überlegte zum wiederholten Male, Zoe anzurufen, um sie zu fragen, ob sie sich im Shield

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