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Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenseherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Hunter
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wurde Dumas’ Nähe unerträglich. Sie versuchte, ihn von sich zu schieben, aber es gelang ihr nicht. Er war zu stark. »Ich sagte Ihnen doch, es ist die richtige Wohnung. Und wenn er jetzt nicht hier ist, dann wird er sicher wiederkommen.«
    Dumas knurrte, ließ aber endlich von ihr ab. Zoe rieb sich über den Oberarm und sah den Engel wütend an. Der drehte sich aber einfach um und verschwand mit einem lauten Schlagen seiner Flügel.
    Es hatte eine Stunde gebraucht, bis Zoe wieder zurück in ihrer Wohnung war. Sie hatte dabei mehrmals Dumas verflucht und sich gefragt, warum sie ihm eigentlich noch half. Der Engel schien langsam aber sicher wahnsinnig zu werden, auch wenn Zoe nicht wusste, ob so ein Verhalten unter Gottesboten vielleicht einfach vollkommen normal war. Falls ja, wollte sie nie wieder etwas mit diesen Kreaturen zu tun haben.
    In der Wohnung hatte sie nur einen flüchtigen Blick in die anderen Räume geworfen. Sie waren, ähnlich wie das Wohnzimmer, geschmackvoll und modern, aber ein wenig nichtssagend eingerichtet. Insgesamt wirkte das Apartment mehr wie ein Schmuckstück, das man vorzeigte, als wie ein Ort, an dem man sich zurückzog, um darin zu leben. Von Cale hatte sie nichts gefunden, aber sie wollte auch nicht suchen. Es erschien ihr seltsamerweise zu intim, in seiner Wohnung herumzuschnüffeln.
    In ihren eigenen gemieteten vier Wänden, ging Zoe direkt ins Bad und ließ sich heißes Wasser in die Badewanne ein. Sie wollte die letzten Tage am liebsten so schnell wie möglich vergessen und einfach nur abschalten. Nur für einen kurzen Moment. Tatsächlich schien das Schicksal es für einen sehr überraschenden Moment wirklich gut mit ihr zu meinen. Sie konnte ungehindert das heiße Wasser genießen. Als sie darin versank, wanderten ihre Gedanken aber noch immer nur um eines. Was war das für eine Vision gewesen? Sie war sich sicher, dass es wirklich gewesen war, was sie gesehen hatte, aber wo war Cale dann gewesen? War er tatsächlich verletzt? Und wenn ja, wie konnte sie ihm helfen.
    Zoe strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht und legte den Kopf gegen den Wannenrand. ›Du benimmst dich wie ein verdammtes Groupie‹, schalt sie sich selbst, konnte aber dennoch nicht verhindern, dass sie sich Sorgen machte. Gleichzeitig war die Erinnerung der letzten Nacht zu deutlich. Cale hatte seine Frau getötet, nachdem er alles daran gesetzt hatte, um sie zu retten. Irgendetwas war schiefgegangen. Nur was?
    Und wenn Dumas recht hatte? Wenn ihre Gefühle für diesen Mann dafür gesorgt hatten, dass sie eine falsche Vision sah, um ihn zu schützen? Sie schüttelte den Kopf. Nein, dafür war es zu real gewesen. Da war etwas zwischen ihnen, und sie hatte darüber hinaus fühlen können, wie Cale sich fühlte. Er hatte wirklich gelitten. Das Wo hatte sie heute beantworten können, aber was war mit dem Wann?
    Zoe blieb nicht lange in der Wanne. Schlussendlich gab es zu all ihre Fragen nur einen, der sie ihr beantworten konnte. Und den konnte sie nicht aufspüren. Dennoch bemerkte sie, wie sie sich noch im Einschlafen wünschte, dass Cale auch in dieser Nacht zu ihr kommen würde. Doch ihr Schlaf war tief, traumlos und ruhig.
    Jemand hämmerte laut auf Holz. Zoe hob den Kopf, stöhnte und versuchte, sich zu orientieren. Wahrscheinlich war es wieder ihr verrückter Nachbar, der zum wiederholten Male versuchte, einen Nagel in die bröckelige Wand zu schlagen. Er versuchte es, seit Zoe eingezogen war, und immer wieder war wenige Minuten nach dem Einschlag ein lautes Poltern oder Klirren zu hören, wenn das aufgehängte Bild mitsamt Nagel wieder von der Wand rutschte.
    Diesmal hielt das Pochen aber weiter an, wurde lauter, und Zoe registrierte, dass es von ihrer Haustür und nicht von der Wand kam. Sie streifte sich ein T-Shirt über und lief durch den Flur zur Tür. Als sie die Tür aufzog, stand dahinter Georg. Das breite, sonst so freundliche Gesicht war kummervoll verzogen. Zoe wusste, was er sagen würde, tief in ihrem Innern, noch bevor ihr Verstand es registriert hatte.
    Georg schien nicht zu wissen, wie er beginnen sollte. Zoe bat ihn herein, aber er wollte lieber im Flur stehen bleiben, als würde es für ihn eine Fluchtmöglichkeit bedeuten. Er drehte seine Mütze in den Händen, knetete den Filz und konnte ihr kaum in die Augen sehen. »Ich mach das echt nicht gerne, Charm«, setzte er schließlich an, aber Zoe unterbrach ihn. »Adrian ist etwas passiert, nicht wahr?«
    Georg machte erst Anstalten, den

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