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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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kommenden Montag noch früher oder später. — Während der Schurke noch über seine neuen Angriffsmöglichkeiten nachsann, kam ihm der Zufall zur Hilfe.
    „Franky", hörte er die Lady fragen, „ich nehme an, daß du heute Abend wieder nach London zurückfährst? Ich werde dich ein wenig begleiten und mir danach noch, am Strand ein bißchen die Füße vertreten. Es wird mir gut tun. . .“
    Lady Hurlinghamer wäre nicht in so gelöster Stimmung gewesen, wenn sie von der menschlichen Bestie in ihrer Nähe eine Ahnung gehabt hätte. Der „Napoleon von London" verzog sich lautlos aus seinem Versteck.
     
    *
     
    Lady Hurlinghamer beschäftigte sich in Gedanken immer noch mit der Leichtsinnigkeit ihres einzigen Neffen, von dem sie sich soeben verabschiedet hatte. Tief versonnen bog sie von der Fahrstraße ab. Sie strebte der leicht rauschenden Brandung des Meeres zu. Die Nacht war laut und wolkenlos. Unzählige Sterne bedeckten den Himmel. — Besonders angenehm empfand es die Lady, daß nun endlich am Strande Ruhe eingetreten war. Einsam und verwaist lag die Küste vor ihr. Nur weißer Schwemmsand und dazwischen schwarze scharfgezackte Klippen waren zu sehen. Aus der Ferne flimmerten die Lichter von Southend herüber . . . Diese Stille jedoch barg Verderben. —
    Keine fünfzig Yard von der einsamen Frau am Strande entfernt schlich sich eine geduckte Gestalt an den Klippen vorbei heran. Einen Augenblick verweilte der Unheimliche regungslos. Seine Augen streiften forschend die Umgebung ab. Befriedigt stellte er fest, daß außer der Lady weit und breit keine weitere Menschenseele zu sehen war. Sein satanisches Werk würde also unbeobachtet bleiben . . .
    Langsam näherte sich Lady Hurlinghamer der nächsten Klippe. Schon war sie in gleicher Höhe der Klippe. Etwas Dunkles flog seitlich auf sie zu. Erschrocken wich die Lady einen Schritt zurück. Ihre Sinne erfaßten nicht sogleich, was dieser auf sie zufliegende Schatten zu bedeuten hatte. Dann brach das Unheil über sie herein. Im gleichen Moment, da sich ihr Mund zu einem Schrei öffnen wollte, wurde sie brutal gepackt. Nur noch ein leises Röcheln kam über ihre Lippen. Schon schwand ihr das Bewußtsein. Sekunden später war das meuchlerische Werk getan. Aufklatschend fiel der Körper der Frau ins Wasser. Der Sog der leichten Brandung zog ihn weiter ins Meer hinaus. Im weiten Wellenrauschen verklang das ungehörte Klagen über die abgründige Verwahrlosung mancher menschlicher Gefühle. —
    Als der Mörder sich anschickte, den Ort des Geschehens zu verlassen, war er davon überzeugt, daß seine ruchlose Tat keinen Zeugen hatte. Unbekümmert schritt er den Häusern von Southend zu. Kaum, daß er sein Zimmer im „Excellency" erreicht hatte, griff er zum Telefon.
    „Please, London 1405!" forderte er. Es dauerte nur kurze Zeit, bis die Hotelzentrale zurückmeldete:
    „Sie können sprechen, Mister, der gewünschte Teilnehmer ist in der Leitung."
    Ein Knacken ging durch den Draht. Der „Napoleon von London" war mit seinen Handlangern verbunden. Er wechselte mit ihnen nur wenige Worte. Sie hörten sich zwar unverfänglich und harmlos an, aber die Gesprächspartner in London wußten die wahre Bedeutung. Das erwartete Zeichen zum Aufbruch — die große Stunde X — war gekommen.
    Das Projekt „Villa Pimlico" lief noch in dieser Stunde an.
    Befriedigt hatte der Gangsterboß den Hörer auf die Gabel zurückgelegt. Keine Macht der Welt — so glaubte er — würde ihm jetzt noch das Vermögen streitig machen, das im Wandtresor der Villa in Pimlico lagerte. Seine Burschen waren es gewohnt, ihm zu gehorchen und genau nach seinen Plänen zu handeln. Mein Rücken ist gedeckt — so triumphierte „Napoleon von London" im stillen weiter. Denn nun konnte ja kein anderer verdächtigt werden, sich am Vermögen der Ermordeten bereichert zu haben als dieser junge, verwöhnte, millionenschwere Universal - Erbe Franky Hurlinghamer. In seiner augenblicklichen Notlage, und vor allem bei seinem im Spielsaal so eindeutig bewiesenen Hang zum Leichtsinn war Mister Hurlinghamer ohne weiteres zuzutrauen, sein zittriges altes Tantchen unauffällig beseitigt zu haben. Er wäre nicht der einzige verzogene Sprößling reicher Leute, der zum äußersten Mittel greift, um auf diese Weise einer öffentlichen Blamage zu entgehen — so und nicht anders werden auch die Männer vom Scotland Yard denken — darauf hätte „Napoleon" wetten mögen.
    Der Unheimliche rieb sich die Hände. Viel Zeit

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