Die Schattensurfer (German Edition)
er sich einfach an RUHL gewandt und sie heimlich gebaut. Noch nie habe ich mich so sehr in einem Menschen getäuscht.“
Sansibar drängelte: „Wir müssen endlich weg hier. Die werden es merken, wenn wir nicht im Korrekturraum ankommen.“
„Zuerst brauche ich das Lamrag.“
„Sei kein Dummkopf, Luan. Das dauert viel zu lange. Ich jedenfalls haue jetzt ab und du tätest gut daran mitzukommen“, sagte Kalawesi.
Luan stellte sich ihm in den Weg. „Nein, du bleibst hier! Oder willst du den Schildern Ausgang folgen und nach draußen spazieren? Den netten Damen am Empfang erzählst du, du hättest es dir anders überlegt und verzichtest auf deine Lamrag-Therapie.“
„Ha, ich fliehe durch den See. Ich habe nämlich noch gelernt zu schwimmen. Ich bin ausgebildeter Rettungsschwimmer. Und Sansibar nehme ich mit.“
Luan schüttelte den Kopf. „Der See besteht aus reiner Kursolsäure.“
Kalawesi lief kalkweiß an. „Kursolsäure?“
„Hört endlich auf zu streiten“, mischte sich Sansibar ein. „Natürlich besorgen wir das Lamrag, um Pablo zu retten, und dann hauen wir gemeinsam ab. Luans Sipo-Verkleidung ist die beste Tarnung für uns alle.“
Knurrig zupfte Kalawesi am Revers seines Sakkos. „Schon gut, aber dann macht wenigstens schnell.“
„Wir wären längst dort, wenn ein gewisser Herr nicht alles diskutieren müsste“, giftete Luan zurück.
„Es reicht“, rief Sansibar. „Wo finden wir das Lamrag?“
„Im Medikamentenlager gleich dort vorne, U577“, antwortete Luan und schob das Bett mit Nacho voraus. Sansibar und Kalawesi folgten. Sie zogen die Betten mit den schnarchenden Pflegern.
Ein Bioscanner sicherte den Eingang. Jetzt würde sich zeigen, wie gut das Holo-Kostüm wirklich war. Der Scanner nahm eine DNA-Probe. Luan versuchte nicht zu zittern. Er bemühte sich, lässig zu wirken. In diesem Moment war er dankbar, dass er nicht anders konnte als zu lächeln. Nach einer Minute hatte der Computer die Schleuse immer noch nicht freigegeben.
„Mach bitte auf. Ich habe nicht endlos Zeit“, drängte Luan sanft.
Der Computer piepste unbeholfen: „Deine DNA, also ich weiß nicht.“
Luan streichelte dem Computer über den Scanner. „Was weißt du nicht, mein kleiner Freund?“
Der Scanner errötete. „Also, deine DNA, wenn ich nicht wüsste, dass es nicht sein kann … Also …“
Mist, das Holo-Kostüm besaß offenbar keine richtige DNA. Irgend so etwas hatte Luan schon befürchtet. Er spürte Kalawesis Blick hinter sich. Luan musste sich beeilen, sonst würde Kalawesi alles verpatzen.
Luan lachte zuversichtlich: „Du hast wahrscheinlich keinen Zugang zum Cosmic Top Secret Bereich?“
„Ja“, gab der Computer zerknirscht zu.
„Dann kannst du meine DNA nicht finden. Ich bin der persönliche Sipo von Professor Brenius, deswegen ist meine DNA nicht in der allgemeinen Datenbank gespeichert. Mach bitte auf, im Korrektursaal ist das Lamrag ausgegangen. Es eilt. Ich komme im Auftrag des Professors.“
„Mmh“, machte der Computer. „Also in so einem Fall muss ich zuerst einmal …“
Luan kraulte noch einmal den Scanner. Nacho bellte eifersüchtig.
„… aufmachen“, vollendete Luan den Satz des Computers. „Wir arbeiten doch zusammen.“
Zischend fuhr die carbongesicherte Lichtschleuse auf.
„Danke“, Luan verbeugte sich und die drei schoben die Transportbetten in das Medikamentenlager.
„Halt, die anderen dürfen aber nicht hinein“, regte sich der Computer wieder auf.
„Doch“, sagte Luan mit Nachdruck. „Deswegen sind wir hier. Das sind besonders schwere Fälle von Disinformie. Die brauchen sofort eine doppelte Dosis Lamrag.“
„Mmh“, machte der Computer. „Also das muss ich nachprüfen.“
„Denk lieber daran, die Tür hinter uns zu schließen. Du kennst doch die Sicherheitsverordnung 34/18b.“ Luan lächelte und löste die Magnetdecke von Nacho. Er zog seinen Rucksack vom Bett und schwang ihn über die Schulter.
Wieder errötete der Computer. Natürlich kannte er die von Luan erfundene Sicherheitsverordnung nicht. Nacho sprang schwanzwedelnd auf Kalawesi zu.
„Aus“, wies Kalawesi ihn barsch zurück.
Sansibar trat hinter Kalawesi. Unsicher lugte sie hervor: „Ist das ein echter Hund?“
„Ja, das ist Pablos Hund.“ Mit einer fahrigen Bewegung drehte Luan sein ceeBand zu sich. „Nur noch 5 Stunden“, murmelte er.
Nacho schnüffelte an Sansibars Bein. Sansibar wich zurück. „Beißt der?“
„Quatsch. Komm endlich!“
Die vier
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